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DanDep-StaderVer

Titel: DanDep-StaderVer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Das eine Bild, das er sich von ihr machte, wollte einfach nicht zu dem anderen passen.
    »Ich hab das Motorrad gar nicht knattern hören«, sagte sie.
    »Ich bin mit dem Pick-up gekommen.«
    »Und wie adrett Sie aussehen!« Sie musterte ihn von oben bis unten. Potts hatte seinen einzigen Anzug angezogen, den, den er sich für die Anhörung angeschafft hatte, bei der es um das Umgangsrecht für seine Tochter gehen sollte, die Anhörung, die nie stattgefunden hatte. »Kommen Sie doch ins Wohnzimmer.«
    Potts setzte sich auf ein rosa Sofa. Der Stoff wurde von kupfernen Polsternägeln gehalten, die sich am Rahmen dicht an dicht aneinanderreihten. Das Sofa fühlte sich solide und alt an, es atmete Geschichte und Klasse. Potts rieb nervös mit den Fingerkuppen über die Nägel an der Armlehne. Das half.
    »Blumen und Pralinen, ich danke Ihnen. Wie schön.«
    »Ich war mir nicht sicher, ob ich nicht lieber Wein mitbringen soll. Aber ich wusste ja nicht, ob Sie überhaupt Wein trinken, und ich kenn mich mit Wein auch überhaupt nicht aus. Ich hätte bestimmt den Falschen gekauft.«
    »Nein, das haben Sie ganz richtig gemacht. Die Blumen sind wunderschön.«
    »Ingrid«, rief eine Frauenstimme aus dem hinteren Teil des Hauses.
    »Das ist Mutter«, sagte Ingrid. »Sie ist neugierig, wer zu Besuch gekommen ist. Vielleicht isst sie mit uns. Ich hoffe, das stört Sie nicht.«
    »Ingrid«, rief die Stimme noch einmal.
    »Sie hat Alzheimer«, erklärte Ingrid. »Mal ist es schlimmer, mal besser. Man weiß nie, woran man bei ihr gerade ist. Von einer Sekunde auf die andere kann sie ganz klar sein oder völlig neben sich stehen. Es ist so traurig. Sie war Professorin. Sie hat Bücher veröffentlicht. Sie war eine Brahms-Expertin.«
    »Ingrid!«
    »Bitte entschuldigen Sie«, sagte Ingrid und ging hinaus. Potts hatte keine Ahnung, wer Brahms war.
    Ingrid brachte Mrs. Carlson ins Wohnzimmer. Auf Potts wirkte sie wie eine ganz normale alte Dame. Sie war schick gekleidet und trug eine Perlenkette um den Hals, das graue Haar war ordentlich hochgesteckt. Ihre Lippen waren geschminkt, und ihre Augen leuchteten. Sie begrüßte Potts mit einem Lächeln und streckte ihm die Hand hin, mit der Handfläche nach unten. Sie wirkte so majestätisch, dass er sich im ersten Moment fragte, ob sie wohl einen Handkuss von ihm erwartete. Aber nein, sie wollte ihm nur die Hand schütteln.
    »Mutter, das ist Mr. Potts. Er isst heute Abend mit uns. Ich hab dir von ihm erzählt.«
    »Potts?«, wiederholte Mrs. Carlson.
    »Ja, Mutter. Ich hab dir von ihm erzählt. Er bleibt zum Essen.« »Wie schön.«
    Mrs. Carlson setzte sich und schaltete den Fernseher ein. Es lief eine Tiersendung über Erdmännchen, die sie sofort völlig gefangen nahm.
    Ingrid sah Potts entschuldigend an. »Können wir es ein bisschen leiser drehen?«, fragte sie ihre Mutter.
    »Was denn?«
    »Den Fernseher, Mutter. Können wir den Ton ein bisschen leiser drehen?« »Dann verstehe ich nichts.« »Du verstehst es schon, Mutter.«
    »Nie kommt irgendetwas«, sagte Mrs. Carlson. »Heutzutage kommt nie was im Fernsehen, das ich mag.«
    Ingrid drehte den Ton fast ganz herunter. Die alte Dame schien es nicht zu bemerken, sie blickte unverwandt auf den Bildschirm.
    »Darf ich Ihnen ein Glas Wein anbieten, Mr. Potts?«
    »Danke, gern.«
    »Ich kann Sie doch nicht Mr. Potts nennen.« »Potts reicht.«
    »Ich finde, das geht trotzdem nicht«, sagte Ingrid.
    Sie ging in die Küche. Potts beobachtete die alte Dame, die anscheinend schon vergessen hatte, dass es ihn gab. Sie bewegte die Lippen, als ob sie leise mit irgendwem redete. Ingrid kam mit dem Wein zurück. Sie gab ihm ein Glas.
    »Ist rot okay?«, fragte sie.
    »Was?«
    »Rotwein. Ich dachte mir, ein Roter passt gut zum Braten.« »Von Wein versteh ich nichts.«
    »Rotwein passt normalerweise gut zu rotem Fleisch. Und Weißwein zum Fisch.« »Ja? Ich trink meistens nur Bier.« »Entschuldigen Sie. Möchten Sie lieber ein Bier?« »Nein, Wein ist klasse.«
    Ingrid erhob ihr Glas. »Also dann, hoch die Tasse«, sagte sie. Und Potts brauchte eine Sekunde, bis er verstand, dass sie einen Reim gemacht hatte, einen Witz. Ingrid nippte an ihrem Wein. Potts lachte nervös und trank ebenfalls einen Schluck. Er mochte keinen Wein.
    »Vielleicht war das alles ein Fehler«, hörte Potts sich sagen.
    »Nein.«
    »Ich weiß nichts über Wein. Ich weiß nicht, welche Gabel ich nehmen muss. Ich weiß gar nichts.«
    »Es gibt nur eine Gabel. Eine Gabel, ein

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