Danger - Das Gebot der Rache
glauben, was sie da erzählte.
Olivia glaubte es genauso wenig. Sie hatte nie irgendwelche One-Night-Stands gehabt und seit ihrem ersten Freund in der Abschlussklasse der Highschool auch nur wenige Beziehungen. Aber das musste er ja nicht wissen. Nicht jetzt. »Na schön, dann hast du dir das ja von der Seele geredet. Ich hab’s kapiert.« Sie warf den Kopf zurück und versenkte die Hände in ihren Bademanteltaschen.
»Du bist sauer.«
»Ja, ein bisschen. Es ist halt so, dass ich nicht auf Gelegenheitssex stehe.«
»Ich auch nicht.«
»Trotzdem bin ich nicht bereit, gestern Nacht einfach zu vergessen, bloß weil das, was passiert ist, vielleicht nicht in meine Vorstellung von beruflicher Etikette passt.« Sie blickte zu Bentz hoch, und seine Augen hielten ihre eine Sekunde zu lange fest.
»Ich betrachte das Ganze doch nur nüchtern. Letzte Nacht habe ich die Beherrschung verloren. Das passt nicht zu mir.«
»Vielleicht passt es sehr wohl zu dir, und du willst es bloß nicht wahrhaben.«
Er blickte Olivia durchdringend an, und sie wusste, dass sie einen Nerv getroffen hatte.
»Dir hat jemand wirklich übel mitgespielt, hab ich recht?«
»Das ist nicht wichtig.«
»Unsinn. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Ich war letzte Nacht auch dabei«, sagte sie und tippte ihm mit einem Finger ihrer bandagierten Hand auf die Brust. »Und ich habe dich aufmerksam beobachtet. Du hast Mauern um dich herum errichtet, Bentz. Riesige, hohe Steinmauern, und ich wette, wenn jemand anfängt, diese Mauern einzureißen, baust du sie entweder in Blitzgeschwindigkeit wieder auf – oder du läufst davon.«
»Wie ich schon sagte: Es ist nicht wichtig.«
»Genau da liegst du falsch.« Olivia war wütend und konnte sich nicht beherrschen. »Ich erinnere mich nicht, dich um irgendwelche Liebeserklärungen oder Verbindlichkeiten gebeten zu haben, also tu nicht so, als wäre ich ein armes, bemitleidenswertes Frauchen, dessen Herz du gebrochen hast! Ich sage nur, dass wir ein intensives Erlebnis miteinander hatten. Es war einmalig, gut, damit kann ich leben, aber denk nicht, du hättest eine bessere Position, weil du irgendwelche beruflichen Verpflichtungen vorschieben kannst, die ich dir ohnehin nicht glaube.»
Er zögerte. An seinem Kinn zuckte ein Muskel. »Was willst du von mir?«
»Aufrichtigkeit.«
»Frauen wollen nie, dass man aufrichtig ist.«
»Von welchem vorsintflutlichen Planeten stammst du denn?«, fragte sie aufgebracht. »Die meisten Frauen wünschen sich Aufrichtigkeit, Bentz, und ich bin eine von ihnen.«
»Dann sage ich dir die Wahrheit, kurz und schlicht: Ich kann keine Beziehung eingehen. Mit niemandem. Letzte Nacht … das war ein Fehler. Nicht deiner, sondern meiner. Während ich an diesem Fall arbeite, darf ich dich …«
Sie zog ungehalten eine Augenbraue hoch. »Was?«
»… nicht zu nahe an mich heranlassen.«
»Und was ist, wenn der Fall abgeschlossen ist?«
»Das weiß ich nicht.« Tiefe Furchen standen zwischen seinen Augenbrauen.
»Es wird sich nichts ändern«, sagte sie und verstand langsam, worum es bei seiner Ablehnung ging. »Auch wenn der Fall abgeschlossen ist, wirst du weder mich noch eine andere Frau ›nahe an dich heranlassen‹.«
»Offenbar hörst du dir etwas zu oft Dr.Sams Ratgebersendung an.«
»Nun, ich bleibe bei meiner Theorie, dass dir jemand wirklich übel mitgespielt hat. Lass mich raten … deine Ex-Frau.« Bingo. Für den Bruchteil einer Sekunde wurden seine Augen schmal.
»Wir lassen sie besser aus dem Spiel«, sagte Bentz mit verkniffenen Lippen. Dann nahm er das Buch mit den Heiligen und klemmte es sich unter den Arm.
Doch Olivia war noch nicht fertig. »Lass mich etwas klarstellen: Ich bin nicht der Typ Frau, der tatenlos rumsitzt und wartet. Ob du es glaubst oder nicht: Ich habe auch ein Leben.«
Bentz zögerte und murmelte etwas vor sich hin, dann machte er sich auf den Weg zur Tür. »Ich rufe dich an … ich meine, wenn sich etwas Neues ergibt, und ich erwarte dasselbe von dir.« Der Hund folgte ihm auf den Fersen.
»Aber sicher.« Olivia zähle im Stillen bis zehn, dann brachte sie Bentz zur Tür und versuchte, ihren Ärger zu verdrängen. So eine Abfuhr war nicht das Ende der Welt.
Du hast ihn angerufen. Du hast ihn nach oben gebeten. Du wolltest letzte Nacht, dass etwas passiert. Du wusstest, dass es geschehen würde. Sei nicht kindisch.
Sie räusperte sich und sagte: »Ich möchte hier nicht stehen wie die Zicke des Jahrhunderts. Danke, dass
Weitere Kostenlose Bücher