Danger - Das Gebot der Rache
du mir gesagt hast, wie du empfindest, und … danke, dass du letzte Nacht gekommen bist. Ich, ähm, ich war mit den Nerven ziemlich runter.« Sie brachte ein dünnes Lächeln zustande.
»Niemand macht dir daraus einen Vorwurf. Was du gesehen hast, würde jeden erschüttern. Ich werde mit dem Department des Sheriffs reden, man wird hier Patrouille fahren. Und du« – er deutete vorwurfsvoll auf Hairy S. – »bist ein guter Wachhund, okay? Nicht nur ein kläffender Verrückter, sondern ein echter, verantwortungsvoller Wachhund.«
Hairy klemmte den Schwanz zwischen die Beine und senkte den Kopf, dann versteckte er sich hinter Olivia. »Er zieht es vor, den Dieb zu spielen. Er liebt es, Dinge zu verstecken.«
»Wunderbar, er wird dir eine großartige Hilfe sein«, knurrte Bentz mit angehaltenem Atem, öffnete die Tür und blieb dann stehen. Der Augenblick dehnte sich unangenehm.
»Pass auf dich auf«, sagte Bentz und strich mit seinen Fingerknöcheln über Olivias Kinn. Ihr dummes Herz machte einen Satz. »Ich melde mich.« Er trat auf die Veranda hinaus und streifte auf dem Weg zu seinem Jeep mit der Schulter das Windspiel.
Olivia stand in der Tür und beobachtete, wie er sich in den Wagen schwang, ihr zuwinkte, den Motor anließ und die Zufahrt hinunterfuhr. Blätter und Schlamm spritzten hinter ihm auf. Sie hätte »Scher dich zum Teufel« denken sollen, aber das tat sie nicht.
Mit den Fingerspitzen berührte sie ihr Kinn, wo Bentz sie gestreichelt hatte. Die Geste war seine Art, liebevoll zu sein, ohne ihr zu nahezukommen.
Was absoluter Schwachsinn war.
Sie brauchte so etwas nicht.
Der Jeep verschwand hinter den Bäumen. Der Kerl war ein Cop, der schon viel zu viel gesehen hatte. Vermutlich hatte er schon vor Jahren jedwede Fähigkeit verloren, sich privat auf andere Personen einzulassen. Er war definitiv nicht der Mann, den sie in ihrem Leben brauchte!
Was machte es schon, dass er gut aussah? Gutaussehende Männer gab es wie Sand am Meer. Im Bett war er einfach unglaublich, da musste man sich fast fragen, wo er diese Fähigkeiten erworben hatte. Und dass er genau in dem Moment auf dem Weg zu ihr gewesen war, als sie sich so erschrocken hatte … Aber schließlich war das sein Job, oder nicht?
Ja, sie hatte mit ihm geschlafen und ihn voller hemmungsloser, wilder Leidenschaft geliebt, aber taten andere so etwas nicht jeden Tag?
Aber nicht du, Olivia. Das ist Neuland für dich. Unbekanntes Territorium. Du bist wirklich dumm. Du gehst zu viele Risiken ein, was ihn anbelangt. Du hast keine Ahnung, ob er nicht mit einer anderen Frau zusammen ist. Nur weil er nicht verheiratet ist, heißt das noch lange nicht, dass er nicht irgendwo eine Freundin hat – oder vielleicht auch zwei oder drei!
Nein, das glaubte sie eigentlich nicht. Bentz hatte keine Zeit für eine Frau.
Sein Jeep war schon lange aus ihrem Sichtfeld verschwunden, als sie die Tür schloss. Plötzlich fühlte sich das Haus verlassen an. Kalt. Als hätte es an Lebensfreude eingebüßt. »Hör auf damit«, brummte sie, ärgerlich über sich selbst, und ging nach oben, um sich anzuziehen. Sie war schon halb die Treppe hinauf, als das Telefon klingelte. Olivia rannte wieder nach unten. Mit wehendem Bademantel flog sie in die Küche und riss den Hörer von der Basis. »Hallo?«, sagte sie und erwartete schon, Bentz’ Stimme am anderen Ende der Leitung zu vernehmen, der sie vom Handy aus anrief. Vielleicht hatte er etwas vergessen …
»Oh, da hab ich ja Glück! Ich dachte, wenn ich früh genug anrufe, bist du vielleicht noch da«, stieß Sarah atemlos hervor.
»Was ist los?«, fragte Olivia, obwohl sie natürlich wusste, dass es um Leo ging. Sie griff in einen Schrank und holte eine Packung Sonnenblumensamen für Chias Näpfchen heraus.
»Leo ist in New Orleans.«
»Ach …«
»Ja, du hast richtig gehört, er hat mich gestern Abend angerufen, wollte nicht sagen, wo er steckt, aber ich habe mir letzte Woche eine Anruferkennung einrichten lassen und die Vorwahl erkannt.«
»Was macht er hier?«
»Keine Ahnung … nun, ich habe schon eine Ahnung, aber die gefällt mir gar nicht. Er war kürzlich bei einer Tagung in Nashville, und seitdem ist er so fahrig. Verbringt sehr viel Zeit mit Mailen. Als ich mich einloggen wollte, um ein bisschen zu schnüffeln, bin ich nicht reingekommen. Er hat sein Passwort geändert. Ich habe versucht, es zu knacken, aber bislang hatte ich keinen Erfolg.«
»Warum hat er angerufen?«
»Ich weiß es nicht.
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