Danger - Das Gebot der Rache
eben.«
»Denken Sie, dass Olivia Benchet, unsere Hauptzeugin, wenn man sie so nennen kann, mit den Opfern über ihr Studium in Verbindung steht?« Jaskiels Augenbrauen hoben sich.
»Möglich, aber sie kennt keins der anderen Opfer«, sagte Bentz.
Montoya nickte. »Wir überprüfen gerade Oscar Cantrell, einen Mann aus der langen Reihe ihrer Stiefväter. Seine Firma, Benchmark Realty, verwaltet das abgebrannte Shotgun-Haus in Bayou St. John … er hatte Zugang dazu.«
»Kannte er das Opfer?«
»Soweit wir feststellen konnten, nicht.«
»Wir müssen ihn noch befragen«, sagte Bentz und blickte auf die Uhr. »Er hat bereits wegen Thanksgiving die Stadt verlassen, wollte ungestört in Georgia abtauchen, aber wir haben ihn über seine Sekretärin aufgetrieben, und er hat beschlossen, lieber zurückzukommen und mit uns zu reden statt mit der Polizei in Dade County.«
»Habt ihr die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass er abhaut?«
»Wir haben einen Mann vor Ort, der sicherstellt, dass er in den Flieger steigt«, erwiderte Bentz. »Ich hole ihn vom Flughafen ab.«
»Was ist mit Zeugen? Hat irgendwer irgendetwas beobachtet? Ich meine, abgesehen von der Hellseherin?«
»Nichts, das Sinn machen würde.« Bentz schüttelte den Kopf. »Die letzte Person, die Stephanie Jane Keller lebend gesehen hat, war ein Automechaniker jener Werkstatt, vor der sie ihr Freund abgesetzt hat. Er ist sauber, genau wie der Freund selbst. Dustin Townsend hat ein wasserdichtes Alibi, war bereit, sich einem Lügendetektortest zu unterziehen, und hat ihn mit Bravour bestanden. Er ist nicht unser Mann. Und was das Auto anbelangt: bislang keinerlei Hinweise.«
»Ich habe ein Bild von einem Mann am Tatort, aufgenommen mit Carl Hendersons Videokamera, aber wir konnten ihn bislang nicht identifizieren, selbst mit Hilfe des Computers nicht. Zumindest noch nicht. Wir haben bereits den Verbleib der Besitzer des abgebrannten Hauses überprüft, des Geschwisterpaars, das es von seinen Eltern geerbt hat. Sieht aus, als wären die beiden sauber, beide haben handfeste Alibis. Der Bruder wird vermutlich vor Begeisterung über die Versicherungssumme Purzelbäume schlagen. Er hat in der Brandnacht bis spät gearbeitet. Das Firmenprotokoll und die Aufzeichnungen der Überwachungskameras bestätigen das. Die Schwester ist am Boden zerstört – sie hat den Ort, an dem sie aufgewachsen ist, geliebt. In der Mordnacht war sie mit ihrem Mann und den Kindern zu Hause.«
»Irgendwie hatte der Mörder Zugang zu dem Haus«, stellte Melinda fest.
»Wir haben auch diesen Reggie Benchet aufgespürt.« Bentz’ Gedanken wurden finster, als das Thema auf Olivias Vater kam. »Er hat eine Verbindung zu Olivia Benchet, die die Verbrechen ›sieht‹. Er hat wegen Mordes gesessen, ist wieder auf freiem Fuß und hat während seiner Haft zu Gott gefunden.«
»Und womöglich ein paar weitere Finessen gelernt. Ich kenne diese Typen«, sagte Montoya. »Schick sie in den Knast, und sie lernen von ihren Mithäftlingen auch noch die letzten Tricks und Maschen.«
»Haben Sie mit seinem Bewährungshelfer gesprochen?«, erkundigte sich Melinda.
Bentz nickte. »Bislang hält Reggie sämtliche Auflagen ein.«
»Dass ich nicht lache«, murmelte Montoya.
»Die Polizei von Lafayette hat ihn vernommen. Ich habe vor, heute auf dem Weg nach Baton Rouge dort vorbeizufahren, es ist kein allzu großer Umweg. Reggie Benchet hat unlängst versucht, mit seiner Tochter in Kontakt zu treten …« Bentz zögerte, als er daran dachte, was Olivia ihm anvertraut hatte, doch dann entschied er sich zu reden. Was zum Teufel machte das schon? Jaskiel wollte schließlich alles wissen. »Olivia hat mich letzte Nacht angerufen.« Er erklärte bis ins Detail, was sie gesehen hatte, wie fertig sie mit den Nerven gewesen war. »Sie war so außer sich, dass sie den Spiegel mit der Faust zerschmettert und sich dabei geschnitten hat. Außerdem war sie sich sicher, dass der Killer, den sie in ihrer Vision gesehen hat, ihren Namen kannte. Offenbar hat er an sie gedacht und sie ›heilige Olivia‹ genannt.«
»Verdammt«, murmelte Jaskiel.
»Bist du dir sicher, dass sie das Ganze nicht aufbauscht?«, fragte Montoya, der offenbar immer noch nicht recht an Olivias Fähigkeiten glaubte.
»Sie hatte furchtbare Angst. Glaub mir.«
Frustriert klatschte Jaskiel die Blätter, die sie in der Hand hielt, auf eine Ecke ihres Schreibtisches. »Okay, überprüfen Sie den Vater. Und sehen Sie zu, dass sowohl Olivia
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