Danger - Das Gebot der Rache
Augenbraue hoch. »Das weißt du doch gar nicht.«
»Ist es
so
schlimm?«, fragte sie, und der Ausdruck in seinen Augen ließ sie die Luft anhalten.
»Das weiß ich nicht. Ein Mädchen … ein Mädchen, mit dem ich sechs Monate zusammen war, hat mich der Vergewaltigung beschuldigt.«
»Wie bitte?« Kristi wünschte, sie hätte niemals nachgefragt. Ihr sank das Herz.
Vergewaltigung? Mein Gott!
Sie zog ihre Hand fort, und seine Lippen zuckten, als erwartete er, dass sie vor ihm zurückschreckte.
»Unzucht mit Minderjährigen«, erläuterte er. »Aber auch das gilt als Vergewaltigung. Ich war achtzehn, sie nicht ganz sechzehn. Es war ausgemachter Schwachsinn, und die Anklage wurde fallengelassen. Ich war zu hundert Prozent entlastet, zu
hundert
Prozent, aber meine Eltern haben mir nie wieder geglaubt oder gar vertraut. Wir hatten unzählige Auseinandersetzungen deswegen, und irgendwann haben sie mich rausgeworfen.«
»Einfach so?«
»Wozu sich mit mir rumplagen? Sie müssen sich schließlich noch um fünf weitere Kinder kümmern. Ich war das sprichwörtliche schwarze Schaf in der Familie. Mein alter Herr und ich sind nie miteinander ausgekommen. Nicht mal, als ich noch klein war.« Brian schwenkte sein Glas und kippte den Rest darin hinunter.
Fassungslos verschränkte Kristi die Arme vor der Brust. Sie hatte damit gerechnet, dass er eine wilde, gefährliche Seite hatte, aber das war wilder, als sie erwartet hatte, und zum ersten Mal, seit sie sich mit Brian traf, fragte sie sich, ob sie sich auf etwas einließ, das ihr über den Kopf wachsen würde. »Was hast du gemacht, nachdem sie dich rausgeworfen hatten?«
»Ich war ein paar Jahre bei der Armee, aber ich konnte mir nicht vorstellen, mein ganzes Leben dabeizubleiben, also bin ich ausgeschieden und beschloss, ins Seminar zu gehen.«
»Um Priester zu werden?«, flüsterte sie und dachte daran, wie sie miteinander rumgemacht hatten, wie leidenschaftlich er war, die Dringlichkeit, die sie bei ihm spürte, wenn er sie berührte, küsste und streichelte. Ein Priester? »Die müssen doch ein Keuschheitsgelübde ablegen, oder nicht?«
»Ja.« Er nickte und entspannte sich ein wenig. »Das war ein Problem. Glaub mir, dieser Ehrgeiz hat nicht lange angehalten. Und so bin ich dann aufs College gegangen, hab ein paar Jahre in einem Job gearbeitet, den ich gehasst habe, und bin hier als Assistent gelandet. Ich möchte an der Uni unterrichten.«
»Wie alt bist du? Vierzig?«
Er lachte. »Nee. Ich bin von der schnellen Sorte. Ich bin einunddreißig.«
Sie schluckte. Einunddreißig? Das war ein Hammer. Aber das war nicht mal das Schlimmste. Sie dachte noch immer an den Vorwurf der Vergewaltigung und an seine Zeit im Priesterseminar. »Du kommst mir nicht vor wie jemand, der an diesen Sein-Leben-Gott-weihen-Kram glaubt.«
»Nun alle Menschen durchlaufen wohl verschiedene Phasen, vor allem, wenn sie schon
so
alt sind.« Seine Stimme klang ein wenig barsch, als hätte sie ihn verletzt.
»Ich habe nicht gesagt, dass du alt bist.«
»Nein, du hast bloß angenommen, ich sei vierzig. Na, wie dem auch sei, als ich im Priesterseminar war, habe ich versucht, alles wieder ins Lot zu bringen. Ich denke, ich habe nach einer Familie gesucht. Nach einem Ort, an den ich gehörte … keine Ahnung. Wen kümmert’s?« Er zerknüllte seine Serviette und warf sie auf den Tisch. In seinen Augen standen Sturmwolken.
»Mich«, sagte Kristi leise. »Mich kümmert es.«
»Und genau das macht dich so besonders, Kristi.« Brian schenkte ihr ein zaghaftes Lächeln. »Bist du sicher, dass du deine Abreise heute nicht verschieben kannst? Wir beide hätten viel Spaß zusammen.«
»Das bezweifle ich nicht«, sagte sie und war versucht, ihren Vater anzurufen und irgendeine Ausrede zu erfinden, warum sie in Baton Rouge bleiben müsse, vielleicht eine Hausarbeit oder Ähnliches. »Aber ich muss wirklich nach Hause«, sagte sie stattdessen.
»Gibt es gar keine Möglichkeit, dass du bleiben kannst?« Seine Hand war warm.
»Nun
…
Ich schreibe tatsächlich eine Prüfung in Dr.Northrups Seminar, und ich muss noch ein Referat für Dr.Sutter vorbereiten.«
»Psychologie?«
»Grundkurs.«
»Ich hatte auch bei Sutter.« Brian runzelte die Stirn. »Er mochte mich nicht besonders.«
»Tatsächlich? Warum nicht?«
Brian zog seine Hand fort. »Er dachte, ich hätte einige meiner Theorien aus dem Internet geklaut. Das war Schwachsinn, und das habe ich ihm gesagt.«
»Was ist dann
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