Danger - Das Gebot der Rache
jetzt gern zum Thanksgiving-Dinner gehen.«
»Wo?«
»Es geht Sie zwar nichts an, aber es findet bei meiner Freundin statt.«
Bentz blickte in seine Notizen. »Claudette DuFresne?«
»Ja, aber Sie sollten Sie jetzt nicht belästigen. Sie hat ein schwaches Herz und kann keine Aufregung vertragen.«
»Sie hat gesessen, weil sie Crack verkauft hat«, sagte Bentz und blätterte durch ein zweiseitiges Vorstrafenregister, das alles beinhaltete – von Prostitution bis zum Handeln mit Drogen. »Sie ist ein echtes Schätzchen.«
»Das liegt Jahre zurück. Sie hat ihr Leben in Ordnung gebracht und Jesus in ihr Herz gelassen. Sie ist eine gute Christin, kümmert sich um ihre kranke Mutter und arbeitet in einem Altenheim in Lafayette.« Reggie fummelte in seiner Hemdtasche herum und zog eine Packung Camel ohne Filter heraus. »Stört es Sie, wenn ich rauche?« Ohne die Antwort abzuwarten, zündete er sich eine Zigarette an und kaute gleichzeitig Kautabak. Der Traum eines jeden Tabakherstellers.
»Sie haben zu Gott gefunden, nicht wahr?«
»Richtig, und ihr könnt alle beruhigt schlafen, weil ich für eure Seelen bete.«
»Sie sind kein Priester«, wandte Montoya von seinem Posten neben der Tür ein, die Arme vor der Brust verschränkt, den für gewöhnlich so gepflegten Ziegenbart leicht zerzaust.
»Nein. Natürlich nicht. Ich bin wiedergeboren. Habe im Knast Christus entdeckt … ach, zum Teufel, das klingt wie ein Countrysong, stimmt’s?« Er hustete, als er über seinen eigenen Witz lachte.
»Aber Sie waren schon vorher katholisch?«
»Ich? Nein. Das war meine Frau. Entschuldigung, meine
Ex
-Frau. Bernadette.« Er schüttelte vehement den Kopf, als wollte er Wasser aus dem Ohr bekommen. »Eine Frau, die ich nie hätte heiraten sollen.«
»Erzählen Sie uns davon.«
»Alte Geschichten.«
»Sie haben drei Kinder mit ihr.«
Sein Lächeln verblasste. Er spuckte wieder aus.
»Wir wissen, dass eine Tochter überlebte, während die andere als Kleinkind ertrunken ist. Aber Sie haben auch einen Sohn.«
»Was mir nicht viel gebracht hat. Niemand hat mir je von dem Jungen erzählt. Ich hatte zwar eine Vermutung, bin auf ein paar Arztrechnungen gestoßen, als ich mit Bernadette verheiratet war, aber sie hat zu dem Thema immer geschwiegen und behauptet, sie hätte eine Fehlgeburt gehabt. Jahre später, als ich schon im Knast saß, ist sie mit der Sprache rausgerückt. Ich schätze, ihr schlechtes Gewissen hat die Oberhand gewonnen. Sie hat mir einen Brief geschrieben, in dem stand, dass wir einen Sohn haben, sie aber nicht wisse, wo er sich befindet. Vom Gefängnis aus habe ich getan, was ich konnte. Ich habe versucht, mehr aus ihr herauszubekommen, und dann aus ihrer Mutter. Ich wollte mich sogar an den Arzt wenden, aber der war tot.«
»Und da haben Sie’s drangegeben?«
Reggie zögerte, nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und blies einen Rauchring an die Decke. »Ich werde es nie drangeben. Er ist mein einziger Sohn, und man hat ihn mir weggenommen. Vor dreißig Jahren.«
»Vielleicht können wir helfen«, schlug Bentz vor.
»Und warum sollten Sie das tun?«
»Wir suchen ihn ebenfalls.«
Reggie war auf einen Schlag misstrauisch. »Warum?«
»Wir müssen mit ihm reden, genau wie mit Ihnen«, erklärte Montoya.
Reggies Augenbrauen zogen sich zusammen. »Ich verstehe nicht, wieso. Wenn Sie doch gar nicht wissen, wer er ist, weshalb müssen Sie dann mit ihm reden?«
»Wir denken, er kann uns helfen.«
»Wohl kaum …«
»Ich dachte, Sie wollten Ihren Sohn kennenlernen. Erzählen Sie uns, was Sie von ihm wissen.«
Reggie zögerte, spielte auf Zeit und drückte seine Camel aus, die noch ein bisschen weiterschwelte. »Hören Sie dann auf, mich zu verfolgen?«
»Wenn Sie sauber bleiben.«
»Scheiße noch mal, ich bin sauber! Fragen Sie doch meinen Bewährungshelfer.«
»Also, was wissen Sie?«
Er schnaubte und zuckte schließlich mit den Schultern. »Nicht viel, wie ich Ihnen schon gesagt habe. Virginia hat mir erzählt, es habe sich um eine private Adoption gehandelt, und ich bin mir sicher, sie meinte damit, dass das Ganze illegal über die Bühne gegangen ist. Ein Priester hat die Sache in die Hand genommen, und er unterlag der Schweigepflicht. Doch ich erinnere mich, dass mir ein Mithäftling während meiner Zeit im Knast von einem Vater Harris oder Henry erzählte, der sich eine Menge Ärger eingebrockt hat. Nicht nur, dass er Babys verkauft und sich das Geld in die eigene Tasche gesteckt
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