Danger - Das Gebot der Rache
Spalt, um ihn hereinzulassen. Hairy S. sauste an ihnen vorbei wie ein Blitz aus strubbeligem Fell. »Er hat meiner Großmutter gehört«, erklärte Olivia, noch bevor Bentz fragen konnte. »Ich habe ihn auch geerbt. Hairy S., benannt nach Großmutters Lieblingspräsident Harry S. Truman, er schreibt sich nur etwas anders.«
»Nicht gerade ein Wachhund.«
»
Au contraire,
Detective. Dieser Hund ist aufmerkamer, als die Polizei erlaubt.«
»Ich empfehle für gewöhnlich einen Rottweiler oder einen Pitbull.«
»Danke, ich werde Hairy behalten.«
»Und auch den Vogel?«
»Den unbedingt.«
Er blickte sich in dem kleinen Haus um. »Sie sind mächtig weit weg von den nächsten Nachbarn, und Sie haben verdammt beängstigende Alpträume. Fürchten Sie sich nicht, so ganz allein? Sie haben gesagt, Sie hätten das Gefühl, der Killer habe irgendwie einen Blick auf Sie geworfen. Haben Sie keine Angst, er könnte hinter Ihnen her sein?«
»Ich denke nicht, dass er weiß, wer ich bin.«
»Noch nicht.«
»Ich möchte mein Leben nicht in Angst verbringen. Ich habe den Hund, das Gewehr meiner Großmutter, und ich schließe das Haus ab. Ich bin vorsichtig«, sagte Olivia. »Immerhin bin ich hier aufgewachsen. Es ist mein Zuhause.«
»Ein Sicherheitssystem würde nicht schaden.«
»Da könnten Sie recht haben«, stimmte sie zu. »Ich werde darüber nachdenken.«
»Tun Sie das.« Bentz zog einen Stuhl mit geflochtener Lehne unter dem kleinen Tisch hervor. »Nun gut, lassen Sie uns über gestern Nacht reden«, schlug er vor und holte einen Notizblock aus seiner Jackentasche. »Kann irgendjemand bezeugen, dass Sie hier waren?«
»Nein, ich war allein. He, Moment mal«, sagte sie ungläubig. »Was fragen Sie da? Brauche ich etwa ein Alibi?«
»Brauchen Sie eins?«
»Nein. Ich bin diejenige, die zu Ihnen gekommen ist, erinnern Sie sich? Und ich habe Ihnen gerade gesagt, dass ich hier allein lebe. Mit meinem Hund. Und meinem Papagei.«
»Ich möchte nur wissen, was passiert ist. Sie sind wie gewöhnlich zu Bett gegangen und …«
»Und ich habe etwa drei Stunden geschlafen.« Olivia starrte ihn an, dann setzte sie sich auf den Stuhl ihm gegenüber. »Hören Sie, ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Ich bin daran gewöhnt, diese … Träume oder Visionen zu haben, seit ich ein kleines Kind war. Dinge zu sehen, die tatsächlich geschahen. Aber ich hatte das nicht die ganze Zeit über, und diesmal war es … anders.« Sie blickte durch die hohen Verandatüren und runzelte die Stirn. Wie oft hatte sie schon versucht zu erklären, was sie sah? Wie oft hatte man ihr nicht geglaubt, sie ausgelacht oder als Spinnerin abgetan? Rick Bentz, Detective hin oder her, war nicht anders als die anderen, denen sie sich anvertraut hatte – vergeblich.
Graue Augen musterten sie prüfend.
»Ich bin zur Polizeistation gekommen, um Ihnen zu helfen. Und ich nehme an, genau deshalb sind Sie jetzt hier. Nachdem Sie die Frau gefunden haben, brauchen Sie meine Hilfe tatsächlich. Ich kann Ihnen aber leider nicht mehr erzählen, als ich es schon getan habe.«
»Was ist mit dem Mörder? Erzählen Sie mir von ihm.«
»Ich habe darüber nachgedacht«, sagte sie und versuchte, ihren Zorn zu unterdrücken. So eine Frechheit, auch nur in Erwägung zu ziehen, dass sie … Sie holte tief Luft, um das Folgende durchzustehen. »Wie ich schon sagte: Er war gekleidet wie ein Priester und forderte immer wieder, dass das Mädchen seine Sünden beichten solle. Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich ein Geistlicher ist, ich meine, es gibt keine Möglichkeit herauszufinden, ob er tatsächlich seine Gelübde abgelegt hat.«
»Wegen der Maske haben Sie sein Gesicht nicht gesehen, aber Sie haben seine Stimme gehört.«
»Ja. Im Hintergrund spielte im Radio die Orgelmusik.«
»Würden Sie seine Stimme wiedererkennen?«
»Ich weiß es nicht«, gab Olivia zu. »Er hat geflüstert.«
Die Furchen über Bentz’ Brauen wurden tiefer. »Wie groß war er? Sie haben doch gesehen, dass er seine Kleidung abgelegt hat. Wie war er gebaut?«
»Er wirkte fit … ein sportlicher Typ. Etwa eins achtzig, aber das ist nur eine grobe Schätzung. Viel Fett schien er nicht auf den Rippen zu haben, aber er war auch nicht spindeldürr. Vielleicht lag es an seinem Outfit, aber ich dachte … ich hatte den Eindruck, er wäre gebaut wie ein Skifahrer oder vielleicht auch ein Schwimmer, denn er hatte breite Schultern und eine schmale Taille.«
»Und Sie hatten das
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