Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
stutzt, schiebt die andere beiseite, liest nochmals. Inzwischen ist der Kollege aufmerksam geworden, schaut der anderen über die Schulter. Nur denen fällt nichts auf.
Unter dem Namen des zweijährigen Fabian Reiser findet sie nämlich etwas Merkwürdiges. Das Kind wohnt in Hamburg, wurde je in Niedersachsen geboren. Gut, kann passieren, aber die Postleitzahl des Ortes, wo das Kind angeblich geboren wurde, stammt aus dem Raum Schleswig Holstein. Das ist ein Ort, den die Frau kennt, da sie dort aufgewachsen ist und in dem Kaff gibt es kein Krankenhaus, keine Privatklinik. Sie ist ein wenig verwundert, dass es den gleichen Ortsnamen in Niedersachsen noch einmal gibt. Sie forscht also weiter, da sie die Angaben bei dem Jungen Reiser korrigieren will. Aber den Ort gibt es nicht in Niedersachsen. Dazu musst du wissen, dass einmal abgespeichert wird. Es ist also auf den ersten, oberflächlichen Blick nicht zu ersehen. Gemerkt haben muss es nur jemand, der die Daten eingibt. Ist ein Kind einmal erfasst, geht man nur an die Daten, wenn es eine Änderung gibt. Neue Adresse, Namensänderung, Tod und so weiter.“
„Ergo hat man die Daten eingegeben und dabei gepennt.“
„So ungefähr. Nur man kann nicht jedes Kaff kennen und es einer richtigen Postleitzahl zuordnen, oder wissen, ob es dort ein Krankenhaus gibt. Die Frau vom Amt ruft daher den Chef, der erst verblüfft, lässt von einer Fachfirma das Computersystem überprüfen, nichts. Alle dachten zu dem Zeitpunkt noch, dass das Programm einen Fehler macht. Irgendetwas falsch liest oder umsetzt. Das Kind wird überprüft. Es lebt in Hamburg. Adresse und alles andere stimmen.
Diese ältere Frau je lässt es nicht dabei bewenden. Weißt du, so eine Penible. Entweder hat eine Mitarbeiterin bei der Eingabe geschlampt, etwas sehr Verwerfliches in ihren Augen, oder der Computer funktioniert nicht richtig, genauso schlimm. Sie gibt in eine Suchfunktion im Internet den Namen des Krankenhauses ein und landet keinen Treffer. Es gibt in ganz Deutschland keine Klinik mit diesem Namen. Als Nächstes sucht sie die Kinderdateien durch, überprüft damit Kind für Kind und siehe da, jede Menge Kinder, welche ebenfalls in dieser Klink geboren waren, aber die Eltern hatte alle den Wohnort in einem anderen Bundesland.
Der Leiter ruft bei uns an. Wir suchen dementsprechend nach diesem Krankenhaus, dass es nicht gibt. Wir fahren zu den Eltern Reiser. Erst Ausreden, Erklärungsversuche, das übliche eben. Inzwischen wissen wir, wer die Richtigen sind, das heißt, die Mutter. Zweitausend hat sie bekommen und bereits in Fussel umgesetzt, hat selber noch drei Kinder. Die sind aber bereits im Heim, wurden ihr von Amtswegen weggenommen.“
„Die Papiere sind ergo alle gefälscht und dabei geben diese Idioten noch Krankenhäuser an, die nicht existent sind.“
„Richtig, müssen sie aber wegen der Formulare, sonst hätte man welche klauen müssen, wegen dem Fälschen. Über ein Suchprogramm haben wir forschen lassen. In dieser angeblichen Privatklinik, die es nicht gibt, wurden in den letzten Jahren vierundsechzig Kinder geboren, die alle als Geburten bei den jetzigen Eltern in Bremen, Hamburg, Schleswig Holstein gemeldet wurden. Wir lassen gerade in allen Bundesländern das überprüfen.“
„Wisst ihr wer?“
„Ja. Ein Ehepaar hat einen Mann identifiziert. Martin Libert.“
„Der ist tot und was hat das mit mir und meiner Abteilung zu tun?“
„Hat es nicht, sondern mit dir persönlich. Du bist genau der Mann, den ich gesucht habe. Willst du noch einen Kaffee?“ Daniel nickte und er ahnte, was auf ihn zu kam, überlegte schon.
„Ein wichtiger Geschäftszweig bei den Kinderhändlern ist die Auslands- adoption, unterstützt werden sie oft durch Adoptionsbewerber, die versuchen, über private Kontakte oder mithilfe dubioser, international agierender Agenturen zu ihrem lang ersehnten Wunschkind zu gelangen. Diese Paare wissen nur selten, auf welche Weise die Kinder beschafft werden und oftmals täuscht diese der Vermittler. Allerdings kann man keine genauen Richtlinien festlegen, da die Grenzen zwischen legaler Adoption und Kinderhandel oft fließend sind. Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Adoptionspraktiken- und Gesetze von Land zu Land unterschiedlich sind. Was in einem Land gängig ist, fällt in einem anderen unter Kinderhandel. Kinderhandel existiert, wo die Herkunft eines zur Adoption freigegebenen Kindes nicht geklärt ist, keine Freigabe der Ursprungseltern vorliegt oder
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