Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
ab. Ihm war an dem Abend nicht aufgefallen, wie schwabbelig sie war, obwohl sie abgenommen hatte.
„Du hast es aber eilig, mich loszuwerden. Deinen Spaß gehabt, danach wirfst du die Frau hinaus. Nicht die feine Art.“
„So ist es nicht, aber Resser wartet auf mich.“
„Ruf ihn an, dass du später kommst. Du bist schließlich der Boss. Heute ist Sonntag. Komm her, ich weiß etwas viel Besseres. Wir spielen noch ein bisschen.“
„Sandra, bitte. Ich muss los“, antwortete er mit kalter Förmlichkeit.
„Ist gut“, schniefte sie.
Er zog seine Jacke an, wartete nervös, bis sie aus dem Bad trat. Da hörte er etwas leise klirren.
„Ist etwas passiert?“
„Mist, mir ist eine Flasche hinuntergefallen.“ Sie steckte den Kopf heraus, lächelte. „Entschuldige bitte. Hast du einen Handfeger?“
„Mach ich später. Ich muss los.“
„Du bist richtig gemein“, jammerte sie. „Ich habe jahrelang so zurückgezogen gelebt, wegen meiner Kinder. Nun gehe ich mal mit einem Mann ins Bett, weil ich den so sehr mag und der wirft mich hinaus.“
„Ich habe leider keine Zeit.“
„Du magst mich nicht“, schluchzte sie leise, während sie übertrieben langsam in das Bad schlürfte.
Er schaute abermals auf die Uhr und fluchte leise. Wenn Jana früher erschien, war diese Beziehung beendet.
Immer noch mit traurigem Blick trat Sandra nach fünf Minuten aus dem Bad. Er reichte ihr den Mantel, öffnete die Tür und wenig später fuhren sie los.
Daniel wieder zurück, räumte zuerst rasch das Schlafzimmer auf, fand den schwarzen Slip von Sandra. Dieses kleine Biest, dachte er aufgebracht, während er das Teil in der Hand hielt, nicht wusste, wohin damit. Snaksch, das wird sie in der Eile vergessen haben. Er sollte ihr da nicht etwas unterstellen. Schließlich steckte er es hinter seine Wäsche. Daran ging Jana nie. Er wunderte sich etwas, dass sie noch nicht da war. Rasch spülte er Sandra´s Tasse ab. Als er im Bad die Bescherung sah, kochte er vor Wut. Das hatte dieses hinterhältige Biest mit Absicht gemacht. Sie hatte im Schrank herumgeschnüffelt und dort alles hinausgefegt. Na toll! Er kehrte den Haufen zusammen, versuchte den Nagellack wegzuwischen, aber er war teilweise angetrocknet. Den seidenen Morgenmantel von Jana warf er in den Müll. Er war zerrissen, voll Nagellack. So lief er zu Carola nach unten, holte dort Nagellackent- ferner und beseitigte oben die Spuren. Nachdem er fertig war, sah er auf die Uhr. Jana war seit zwei Stunden überfällig. So ein Verhalten war sonst nicht ihre Art. Weiber, dachte er erbost. Die eine möchte nicht gehen, die andere kommt nicht. Sollen sie mir alle den Buckel herunterrutschen. Er schnappte seine Jacke und fuhr in die Innenstadt, wo er in Ruhe frühstückte.
Danach versuchte Jana zu erreichen, aber sie meldete sich weder in der Wohnung, noch konnte er sie über ihr Handy erreichen, dass seine schlechte Laune nur steigerte. Er wusste, dass er damit sein schlechtes Gewissen besänftigte und im Grunde war es ihm ganz recht, ihr heute nicht in die Augen sehen zu müssen. Er fühlte sich mies.
Am Nachmittag rief er Sandra an und stellte sie aufgebracht wegen des Chaos im Bad zu Rede und war etwas irritiert, als sie ihn fragte, was er meinte. Die Flasche von seinem Rasierwasser würde sie ihm ersetzen. Es hörte sich so an, als wenn sie von nichts wüsste, sogar behauptete, sie hätte keinen Morgenmantel gesehen. Sie entschuldigte sich nochmals, legte auf. Irgendwie fand er das merkwürdig, verdrängte es jedoch. Er machte sich Sorgen um Jana. Wo war sie und weshalb meldete sie sich nicht? So fuhr er zu ihrer Wohnung, sie öffnete nicht, obwohl ihr Wagen vor der Tür parkte. Zornig und etwas verstört fuhr er zurück. Was war passiert? Wieso diese Funkstille? Er saß im Wohnzimmer, grübelte, konnte sich je keinen Reim darauf machen. Er wusste allerdings, dass sie ihm fehlte.
Vor drei Wochen hatte er sie das letzte Mal gesehen und erst heute fiel ihm auf, dass sie nicht wie die Monate davor, abends gekommen war. Irgendetwas war anders an ihr und er stellte sich vor, dass sie vielleicht einen anderen Mann kennen gelernt hätte. Hastig stand er auf, goss Orangensaft in ein Glas und trank. Er wollte sie nicht verlieren, wie er eigentlich stets bemerkte, wenn sie nicht bei ihm war. Sie fehlte ihm dann. Nein, ich möchte das nicht. Es ist vermutlich ganz gut, wenn wir etwas Abstand haben. Das ist sowieso viel zu eng. Wenn es zu Ende ist, ist eben zu Ende, sagte er sich, aber wenigstens
Weitere Kostenlose Bücher