Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
Weswegen? Sie verdienen ja kein Geld oder versteuern Sie die Einkommen als Prostituierte?“
„Diese Psychotante ist bekloppt“, stellte Peter Sinner fest. „Kein Wunder, die kann ja nur eins. Ich habe mich über diese Nutte schlau gemacht. Sie hat gerade drei Patienten. Keitler und Sanders wollen der wohl was zu tun geben und wir müssen uns mit der bescheuerten Person herum- ärgern. Ihr Auto wurde vor einigen Tagen einkassiert, weil sie die Raten nicht mehr zahlen konnte. Sie hat einen Offenbarungseid geleistet. Ist völlig Pleite. Das Büro wurde ihr zum Ende des Monats gekündigt, wegen Mietschulden. Ihre Sekretärin hat seit zwei Monaten kein Geld mehr bekommen, obwohl das nur 450,- Mark im Monat sind. Sozialabgaben wurden nicht gezahlt. Drei Raten für die Eigentumswohnung stehen ebenfalls aus. Hab ich etwas vergessen, Frau Larsen?“
Sandra stand mit hochrotem Kopf da, wollte gerade etwas erwidern, als sie diesen Resser hörte.
„Hab ich vorher gesagt. Diese faule, dumme Nymphomanin ist eine tickende Zeitbombe. Man sollte sie in die Klapse bringen“, erwiderte Klaus. „Die stellt noch mehr an. Keine normale Frau vom Straßenstrich ist so schlimm wie diese Person.“
„Wer will so eine alte, fette, verlebte Hure? Deswegen geht sie uns auf die Nerven“, stellte Jörg Rüttig fest. „Hat sie eine Seuche, dass sie nicht anschaffen gehen kann?“
„Es gibt bestimmt noch ein paar Opas, die sie ranlassen. Die nehmen das für eine Nummer in Kauf. Außerdem fasst die sowieso dabei selten einer an, da sie es ja meistens nur auf die gleiche Art macht, außer wenn es mehrere Kerle auf einmal sind. Da dürfen die Freier von allen Seiten über die herfallen.“
„Wieso, was meint ihr?“
„Stefan, die reißt dir die Hose herunter und macht es französisch. Kapiert? Ohne Kondome. Also Vorsicht, wegen der Krankheiten.“
Der junge Kommissar wurde verlegen, dass alle schmunzelten.
„Keitler wollte, dass sie uns hilft, dabei macht sie nur Stress. Das ist genau dass, das wir noch benötigen“, lenkte Daniel von dem Thema ab. „Aber sind wir die Person los.
„Ärger gehabt?“
„Diese Larsen ist total paranoid. Bin ich froh, wenn sie verschwindet. Ich habe selten jemand erlebt, der so bescheuert ist.“
„Regst du dich über den Artikel in der Zeitung so auf? Aber die Medien haben Recht, meiner Meinung nach. Obwohl Frauen diesem Beruf nachgehen, muss man sie normal behandeln. Was habt ihr euch bloß dabei gedacht? Frag mich, bevor du nur Mist baust.“
Sie griff nach der Tüte und zog ein Gummibärchen heraus.
„Jana, ich denke bestimmt nicht so und du müsstest das wissen. Ich muss die Unanständigkeit von einer Frau Larsen nur ausbaden. Dabei ist sie schlimmer als all die Frauen, nur sie absolviert es ohne Bezahlung.“
„Sandra Larsen?“, fragte sie fast entsetzt. Ihr Gesicht hatte rote Flecken bekommen, die Augen hatte sie weit aufgerissen, selbst ihre Hände zitterten und gleich verschränkte sie diese ineinander.
Erstaunt blickte er sie an. „Ja, wieso? Kennst du sie?“
„Bestimmt nicht. Ich verkehre ja wohl nicht mit solcher Art Frauen. Was hast du mit dieser Person zu tun?“
„Sie arbeitet seit einigen Tagen für und bei uns. Man hat sie als eine Art Profiler geholt.“
„Wieso das? Frau Larsen ist eine widerliche, hässliche Prostituierte.“
„Sie ist beruflich Psychologin. Kinderpsychologin.“
„Die ist eine Nutte, eine alte, hässliche, widerliche …“ Sie klappe ihren Laptop zu, legte die Unterlagen zusammen, ignorierte seinen Blick.
„Vergessen wir diese Frau. Was gab es bei dir heute Schönes?“
Irritiert sah sie ihn an. „Nanu, seit wann fragst du das denn?“
Daniel schenkte ein Glas Orangensaft ein, setzte sich neben sie, legte den Arm um ihre Schulter und wieder einmal fühlte er, wie der Ärger von ihm abfiel. Ruhe breitete sich in ihm aus und er vergaß für einige Zeit sogar den Ärger mit Sandra, die Pentagrammmorde.
„Wir können gleich essen“, lenkte sie ab, erhob sich, zog ihn mit hoch. „Du bist eine wahre Zauberkünstlerin.“
Seine kleine Latina war nicht nur was das Kochen betraf eine Zauber- künstlerin, dachte er viel später. Sie machte irgendwie einen anderen Menschen aus mir, wirkte wie ein Ruhepol.
*
In den nächsten Tagen erschien Sandra Larsen nicht und die gesamte Belegschaft atmete zufrieden auf. Keiner trauerte ihr nach, man hatte so genug zu tun, zumal sich stetig neue Personen meldeten, die die toten Frauen gekannt hatten und man jeder Spur
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