Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
aus, tastete er ihre Rücken ab, ließ seine Hand über ihre Taille wandern, zu ihren Hüften. Er konnte nichts ertasten, zog aber seine Hand zurück, griff nach ihrer und folgten sie dem Geschehen.
In der Pause wollte er gerade mit Martin Champagner holen, als er Claus Keitler sah. Der hatte ihn entdeckt und schlenderte in Begleitung seiner Frau auf ihn zu, die er ihm vorstellte.
„Herr Briester, auch ein Opernfan?“
„Hin und wieder, ja.“
„Und, wie gefällt es Ihnen?“
„Bisher eine sehr gute Aufführung. La Traviata sehe ich als wunderbares, wichtiges Werk an. Ein Klassiker des 19. Jahrhunderts und ein Stück, das zu Recht beliebt ist, meiner Meinung nach. Die Inszenierung gekonnt.“
„Trinken wir etwas zusammen.“
„Ich bin mit einer Bekannten und einem befreundeten Paar hier.“
„Jetzt machen Sie mich aber neugierig. Die Frau möchte ich gern kennen lernen. Gehen wir nachher gemeinsam ein Glas Wein trinken.“
Daniel konnte das schlecht ablehnen, sagte dankend zu. Er blickte sich nach Martin um, der an der Reihe war und entschuldigte sich, lief zu seinem Freund. Merde, fluchte er unhörbar. Musste ihm ausgerechnet dieser Mann heute noch über den Weg laufen? Er wollte gerade Keitler nicht privat treffen. Keitler genau wie Sanders erinnerten ihn immer aufs Neue an sein eigenes Versagen.
Zurück, erzählte er ihnen von der Einladung. Er bemerkte Jana´s entsetzten Blick, wie sie kreideweiß wurde, die Lippen leicht zitterten, so als wenn sie weinen wollte. Er war total verdutzt deswegen.
Sie schlenderten zur Loge, er beugte sich zu ihr, raunte ihr leise zu. „Es tut mir Leid, aber ich konnte nicht nein sagen. Er will dich unbedingt kennen lernen.“
„Mich? Aber … aus welchem Grund? Ist er … nicht … verheiratet?“
Er hörte ihren fassungslosen Tonfall, fühlte wie ihr Körper zitterte. Daniel ließ ihre Taille ein wenig los, blickte sie an, verstand nicht, was mit ihr los war. „Ja, sicher. Was hat das damit zu tun?“
„Willst du mich an ihn… weiterreichen, oder weswegen will er dein Verhältnis kennen lernen? Macht man das am Ende mit der betreffenden Person so? Aber sicher, deswegen willst du mich ihm vorstellen, sonst wurde ich ja immer versteckt. Dafür hast du sogar in Kauf genommen, dass mich Meike und Martin kennen lernen.“
Sie blieb stehen, sah ihn an. Da war so viel Traurigkeit in ihrem Blick, Bestürzung und … Angst.
Er ließ sie vollends los und schaute sie entgeistert an. „Sag, was denkst du von mir?“, meckerte er sie laut an, dass sich einige Leute nach ihnen umdrehten und sie blickte sich peinlich berührt um.
Er dämpfte seine Stimme. „Jana, ich glaube, wir sollten dass beenden. So was lass ich mir bestimmt nicht nachsagen.“
„Verstehst du es denn nicht? Sag deinem Chef, ich habe kein Interesse oder erzähl ihm sonst was, dass ich zu mies im Bett bin und du mich deswegen abschiebst. Du hast Recht, ich bin tief gesunken.“
Er wollte auffahren, aber im letzten Augenblick bremste er sich. „Ich begreife es nicht?“
„Daniel, es ist mir peinlich, verstehst du das nicht?“
„Es ist dir peinlich, wenn man dich mit mir sieht? Hallo, bin ich heute mit der falschen Frau unterwegs?“ Er verstand nichts mehr.
„Daniel, ich finde es nicht so angenehm, als dein Betthäschen an deinen Chef weitergereicht zu werden. Wenn nicht mehr viel, aber ein bisschen Stolz habe ich noch. Nun ist mir klar, weshalb du heute mit mir weg wolltest. Seit über drei Monaten das erste Mal, dass du dich mit mir in die Öffentlichkeit traust. Beendet man ein Verhältnis so? Aber was du von solchen Frauen wie mir hältst, hat man ja gerade gelesen.“
„Du spinnst total. Du bist meine Geliebte und nicht mehr und wenn dir dass nicht mehr gefällt, bitte, geh. Ich halte dich bestimmt nicht. Und Jana, noch einmal, es wird nie mehr werden. Ich wollte dich bestimmt nicht weiterreichen, wie du es ausdrückst. Einmal etwas von gutem Benehmen gehört? Da ist es eben hin und wieder der Fall, dass man die Begleitung eines Mitarbeiters kennen lernen möchte.“
„Du bist widerlich. Ich habe wenigstens Benehmen, im Gegensatz zu dir. Du blamierst mich bei deinem Chef, diffamierst mich als Betthäschen.“
„Geh, da ich keine Lust habe, mir von einem Betthäschen den Abend verderben zu lassen. Man sollte mit solchen Frauen nicht weggehen.“
Sie schaute ihn nur an, drehte sich nach einigen Sekunden um und eilte zurück.
Daniel strebte die Loge an, wütend, aufgebracht. Merde! Was hatte er falsch
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