Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
die Nase gesetzt, die bescheuert ist. Das kannst du allen wortwörtlich übermitteln. Nun will ich den Feldmann sprechen, dem sage ich es selber.“
Irgendwer klatschte.
„Frau Müller, sagen Sie allen, dass morgen eine Presseerklärung von uns erscheinen wird. Das haben weder Frau Larsen noch Herr Briester jemals gesagt. Herr Briester, es reicht. Gehen wir in ihr Büro.“
„Nein, Doktor Sanders, dass betrifft alle Anwesende und ich werde das nicht auf mir, auf meinen Leuten sitzen lassen, nur weil Sie an dieser Prostituierten etwas gutmachen müssen. Das regeln Sie allein. Ich nehme für meine Person Stellung. Ende und schaffen Sie die Irre aus meiner Abteilung. Das mit der Presseerklärung sparen Sie sich explizierter, weil Frau Larsen es genau so gesagt hat. Ich werde nicht wegen einer Prostituierten lügen.“ Daniel erblickte Sandra, die in der Tür stand.
„Was erlauben Sie sich? Das hat ein Nachspiel.“
„Tun Sie das, Doktor Sanders. Mein Kopf rollt nicht allein. Erst mit einer Prostituierten ein Verhältnis über Jahre haben, dann, weil Sie Angst haben Ihr Saubermannimage zu verlieren, lassen Sie sich von der Person erpressen. Sie ziehen sogar andere Kollegen mit hinein. Straftaten müssen verschleiert werden, ansonsten müssen sie gehen. Klären wir das vor dem Richter. Ich habe kein Problem damit. Ich habe zu tun und nehmen Sie Ihre Prostituierte mit in Ihr Büro. Wir wollen diese kriminelle, alkoholkranke, vulgäre Person nicht mehr sehen. Frau Larsen verschwin- den Sie aus der Abteilung und zwar für immer. Gehen Sie weiter Ihrem Gewerbe nach, lassen Sie sich volllaufen, das ist das einzige dass Sie können. Als Psychologin sind Sie eine Null, eine Versagerin.“ Er ließ ihn stehen, knallte die Tür zu und wenig später sprach er mit Bastian Feldmann, dem Verfasser des Artikels, betrieb Schadensbegrenzung. So ging es zigmal an dem Tag. Er fuhr mit einem Blumenstrauß zu dem Wohnblock, danach zu dem Buchladen und entschuldigte sich bei den Frauen. Gerade von der 56-jährigen Frau musste er sich dabei eine Strafpredigt anhören.
Es klopfte mittags und Sandra trat mit einem Kuchenpäckchen herein. „Ich habe uns Kuchen gekauft, als Entschuldigung. War blöd von mir.“
Er sah sie an. „Du hast in der Abteilung nichts mehr zu suchen. Was soll das?“
„Es tut mir echt leid. Das wollte ich nicht“, säuselte sie.
Er nickte leicht, stand auf, klappte die Kladde zu, holte zwei Teller und stellte sie auf den kleinen Tisch. „Magst du Kaffee?“
„Ja, gern“, lächelte sie, setzte sich und zog ihren Rock noch ein wenig höher. Er setzte sich, griff nach einem Stück Kuchen, ignorierte sie, da er sie dabei beobachtet hatte. So etwas machte ihn bestimmt nicht an.
„Und, etwas gefunden? Wo ist denn nun dein angeblicher Bericht?“
Sie schüttelte den Kopf, lehnte sich leicht zurück und schaute ihn unverwandt an, bis er grinste. „Bin ich schwarz im Gesicht oder was ist?“
„Ich muss ja sehen, ob du dich in all den Jahren verändert hast.“
„Und habe ich?“
Wieder sah sie ihn an, lange dieses Mal. „Ja, hast du. Deine Augen blicken nicht mehr leblos und traurig, woraus ich schließe, dass du das Kapitel abgeschlossen hast.“
„Ja, bereits damals. Arbeitest du noch?“
„Sicher, ich muss ja von etwas leben. Meine eigene Praxis läuft hervorragend. Ich habe sehr viel zu tun, da jeder weiß, wie exzellent ich bin“, klang es leicht überheblich aus ihrem Mund. „Ich habe endlose Warteliste, aber das nehmen alle gern in Kauf.“
Sie griff sich in die Haare, stellte die Beine ein wenig seitlich hin, leicht geöffnet.
„Du hast dich kaum verändert“, gab er von sich, nur um etwas zu sagen. Ein bisschen mehr Speck vielleicht, mehr Falten, aber das Alter ging an keinem spurlos vorbei, dachte er amüsiert, aber wachsam. Wer wusste schon, was als nächstes bei dieser Furie kam?
„Briester, lass die Säuselei. Null Chance. Ich verdiene mein Geld immer noch nicht in der Horizontalen, obwohl du das angenommen hast.“
„Sandra, ich habe nicht gesäuselt. Du redest dir etwas ein. Ich war noch nicht so weit, und vergessen? Du bist zu mir gekommen, wolltest es und eine Entschuldigung ist erfolgt.“
„Lassen wir das.“
„Nein, lass uns darüber reden, damit es aus der Welt ist. Du hast da wohl noch ein Problem mit, wie man so hört. Und wenn du dein Geld als Prostituierte verdient hättest, wärst du nicht auf das Vermögen deines Bruders angewiesen gewesen. Deine Praxis lief nie. Eine einzige
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