Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
zig andere Leute beklaut und geschlagen. Fragen Sie den großen Keitler, was er für sie gedeckt hat. Machen Sie dem mal ein Ende und sperren Sie diese Irre weg.“ Volker Larsen´s Stimme. Selbst der Bruder hatte ihm das damals gesagt und er? „Sie also auch“, waren dessen letzte Worte an ihn gewesen. Er sah Volker vor sich, den enttäuschten Blick des jungen Mannes. Kein Wunder, dass er sterben wollte. Er hatte sich von allen verraten gefühlt, selbst von ihm, dem ermittelnden Beamten, dem er ein bisschen vertraut hatte.
Er strich durch seine Haare, die nass waren. Eine Weile sah er noch auf das Wasser, schlenderte er zu seinem Auto und fuhr zum Friedhof. Nach einigem Suchen fand er das Grab von Heinz und Volker Larsen. Man sah, wie gepflegt es war. Der Blumenstrauß war noch frisch, ringsherum kleine Koniferen, Blumen und auf einem saß ein kleiner Schmetterling. Er war golden, sehr filigran. Man hatte ihn an einem Blatt befestigt. „Sie war so zart, so niedlich, wie ein Schmetterling, meine kleine süße Mia“, hörte er Volker´s Stimme. Er hockte sich hinunter, blickte auf die Tafel, Vater und Sohn.
Er sah den jungen Mann vor sich. Die Augen von Volker, die ihn leblos, verschleiert, aber traurig, sehr traurig, anschauten, hörte seine Worte, „Sie also auch“ und sah wie enttäuscht, aber hoffnungslos er ausge- sehen hatte. Ja, da hatte Volker gewusst, dass er sterben würde und wollte. Er hatte den letzten Rest an Zweifeln über Bord geworfen, als er ahnte, dass seine Schwester abermals ungeschoren davon kommen würde. Er wollte nicht nur wegen Mia sterben, weil er wusste, dass er nie die Chance haben würde, ein Leben ohne Sandra zu führen, egal was er tat. Und es stimmte! Er hatte nichts für ihn getan, hatte ihn verraten, heute nochmals. „Volker, ich habe versagt. Ja, ich bin schuld, dass du viel zu früh gestorben bist“, flüsterte er leise. Erst eine halbe Stunde später verließ er den Friedhof.
Daniel ahnte nur, dass es heute eine schlechte und falsche Entscheidung getroffen hatte. Wie falsch er entschieden hatte, sollte sich aber erst später herausstellen. Das ausgerechnet Menschen davon betroffen sein würden, die er mehr als andere auf der Welt liebte, Menschen die er sympathisch fand und Unbeteiligte, ahnte er nicht. Er hatte den verkehrten Weg gewählt und der würde für viele den Tod bedeuten.
Am späten Nachmittag fuhr er zur Praxis und wartete dort über zwei Stunden auf Jana. Er musste das Klären. Diese Ungewissheit machte ihm zusätzlich zu schaffen. Er war sich nicht sicher, dass er sie zurückge- winnen würde. Das was er gestern gesagt hatte, war scheußlich gewesen und ziemlich unanständig.
Sobald sie aus der Praxis kam, stieg er aus, lief auf sie zu. Es war dunkel und nur die Straßenlaternen erhellten die Straße, da relativ wenig Verkehr war.
„Jana, ich würde gern mit dir reden.“
„Ich habe keine Zeit und spar dir dein, es tut mir Leid, entschuldige bitte. Du hast mir deutlich gesagt, was du von solchen Weibern wie mir hältst und du hattest zum Teil Recht. Ich bin, war billig und austauschbar. Jetzt kannst du tauschen.“
Sie ließ ihn stehen, eilte zu ihrem Wagen und fuhr los. Daniel stieg schnell ein, folgte ihr. Er überlegte, was er machen sollte. Er konnte sie ja nicht zwingen, mit ihm zu reden, zu ihm zurückzukommen. Plötzlich grinste er.
Er holte das Blaulicht hervor, stellte es auf das Autodach, schaltete seine Sirene an und rollte wenig später an ihr vorbei, da sie vorschriftsmäßig seitlich rangefahren war. Er hielt kurz vor ihr, stieg aus, hastete zu ihrem Wagen. „LKA, fahren Sie bitte Ihren Wagen rechts ran und kommen Sie mit. Wir benötigen Sie für eine Zeugenaussage, Frau Doktor Behrend.“
„Daniel, lass mich in Ruhe, du spinnst wohl.“
„Ich bin gerade dienstlich unterwegs. Also kommen Sie mit, sonst müsste ich Sie mit Gewalt aus dem Wagen holen.“
„Du beliebst wohl zu scherzen? Ich fahre nach Hause und du lässt mich in Frieden“, antwortete sie, ohne die Ruhe zu verlieren.
„Kein Scherz, Frau Doktor, also bitte oder muss ich meine Kollegen rufen, damit Sie mir glauben?“
„Rufe wenn du willst.“
Er sprach in sein Handy. „Briester. Ich habe eine Festnahme.“ Er nannte die Straße und endete mit einem „ja, ich warte.“
„Daniel, dass glaub ich nicht. Was soll das?“
„Das was es sagt. Wir benötigen dich für eine Zeugenaussage, also komm mit.“
„Wehe du schwindelst mich an. Ich fahre meinen Wagen an die
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