Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
mit hundert Männern in der Woche einlassen und dass als Fließbandarbeit betreiben. Zwei seiner Kunden sind deshalb bei der Schmitz, drei bei der Tellner abgesprungen. Außerdem stört es das allgemeine Image der Mädchen, lässt es mehr wie ein Bordell erscheinen. Zwei Mieter haben sich über die Damen bei ihm beschwert, weil es da an manchen Tagen zugeht, wie auf Sankt Pauli.“
„Diese Schmitz ist übrigens wegen schwerer Körperverletzung vorbestraft. Sie musste Sozialstunden ableisten, da sie damals vierzehn war. Sie hat gemeinsam mit dem Bruder die Stiefschwester zusam- mengeschlagen. Drei Jahre später war es Diebstahl und es gab eine Bewährungsstrafe und erneut Sozialarbeit. Vor zwei Jahren hat man sie entlassen, weil sie eine Kollegin bestohlen hat und ebenfalls handgreif- lich wurde. Der Bruder, Karsten, hat vor kurzem einen Offenbarungseid leisten müssen. Eine weitere Anzeige wegen Bedrohung, Erpressung läuft gerade.“
„Nette Familie.“
„Diese Irene Clement hatte nur sechs Stammfreier, davon einen nur auf geschäftlicher Basis. Der kommt in einer Woche nach Hamburg und wird bei uns vorbeikommen. Aber sie hat viel Geld verdient. Sehr viel. Das erzeugt Neid, zumal sie eine Schönheit war.“
„Warten wir ab, was uns Frau Deumer erzählt. Eventuell führt uns das weiter. Mich würde interessieren, ob die Freier der toten Clement künftig zu einer der Anderen gehen und wenn ja, zu welcher.“
„Das müsste der Neidhold wissen?“
Daniel nickte nur, war allein und lehnte sich im Stuhl zurück, grübelte. Die Tellner und die Schmitz waren Freundinnen, mussten ausziehen, weil sie dort auf Ablehnung von allen Seiten stießen. Jedes Mal fand Frau Schmitz die Tote. Was war, wenn die beiden Frauen nachgeholfen hatten, damit sie bleiben konnten?
Er griff zum Telefon, während er in den Unterlagen nach der Telefon- nummer suchte. Diese Fragen konnten ihm nur Holger Neidhold beantworten.
Nachmittags fuhr er nach Hause und entdeckte wütend das Chaos in seiner Wohnung. Sie hatte das Licht angelassen, das ihn noch amüsierte. Auf der hellgrauen Polsterecke lagen ihr Morgenmantel und Zeitungen. Auf dem Tisch davor, dass ihn weniger erfreute, stand das von ihr benutzte Geschirr, neben Lebensmittel, die sie nicht in den Kühlschrank geräumt hatte. Eine Flasche Nagellack rundete das Chaos noch ab. Im Bad erwartete ihn noch mehr. In der dunkelblauen Badewanne fand er Schaumreste vor. Eine offene Glasflasche mit Badezusatz lag auf dem Rand und die zähe Flüssigkeit war ausgelaufen. Zum Glück war sie nicht hineingefallen und zersplittert. Im Waschbecken weiße Zahnpasta- spritzer.
Kurz entschlossen rief er sie an und beendete das Verhältnis. Das wollte und benötigte er auf keinen Fall. Erst hörte er sie weinen, danach begann sie zu zetern und er legte kurz entschlossen auf. Er packte ihre wenigen Utensilien in eine Plastiktüte, rief ein Taxi und ließ die Sachen zu ihr schaffen.
Danach räumte er auf und machte eine Kleinigkeit zu Essen, setzte sich gerade gemütlich vor den Fernseher, als es klingelte und Carola mit einer Flasche Wein vor der Tür stand.
„Hast du Zeit?“
„Komm herein. Für dich immer. Wo ist dein Mann?“
„Bereitschaft bis morgen früh.“
„Ihr führt ja ein tolles Leben.“
Daniel holte zwei Gläser, setzte sich neben sie.
„Weißt du, gelegentlich ist es gut, wenn man sich nicht dauernd sieht, bleibt die Spannung länger erhalten und man nervt sich weniger.“
„Ein Argument. Ein Wochenende zu zweit, kann allerdings sehr hübsch sein.“
„Nächstes Wochenende haben wir beide frei. Du bist ja auch allein.“
„Ich habe mit Inge Schluss gemacht. Sie nervt mich und dass wiegt das andere nicht auf.“
„Das war ja eine kurze Geschichte“, grinste sie, worauf er nur mit der Schulter zuckte, nichts erwiderte, da Carola seine Einstellung zu seiner jeweiligen Affäre kannte. „Unser Pentagrammmörder hat zuge- schlagen. Reichlich Ähnlichkeit aufgrund zahlreicher Affinitäten.“
„Wann?“
„Letzte Nacht, das gleiche Schema.“
„Da war Neumond“, redete sie wie mit sich selbst.
Er überlegte einen Moment. „Was hat das damit zu tun?“ Er fasste nach dem Glas und trank. „Guter Wein.“
„Hat Sven von einem Kollegen gehört. Château Certan de May.”
„Noch nie gehört, aber er hat ein sattes dunkles Weinrot, Rubiner und lila Schimmer darin.“ Er kostete nochmals, behielt den Wein eine Weile im Mund. „Volles, reifes Bouquet, viel Maulbeeren, Kandisnoten, nobler Tee,
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