Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
Büro frühstückte er, erledigte einige Telefonate und suchte in der Akte Clement nach einigen Aussagen. Danach sah er nach der Frau, die gerade dabei war, von dem Mann ein Phantombild zu erstellen. Er sah und hörte eine Weile zu, bis Angela Schmitz zufrieden schien. Er schaute das fertige Gesicht an, das ihn irgendwie an einen Geschäftsmann erinnerte.
„Haben Sie den Mann öfter bei Frau Lemann gesehen?“
„Ja, ein Stammkunde. Wir haben fast nur Stammkundschaft. Nur selten kommt ein Neuer dazu.“
„Wieso das?“ Er setzte sich auf die Schreibtischkante und sah die Frau an. Eine Schönheit, registrierte er automatisch. Selbst gegenwärtig, ungeschminkt, lässig mit Jeans und T-Shirt bekleidet. Kleidung der eher billigen Art, registrierte er automatisch. Wenn man sie sah, würde man niemals auf den Gedanken kommen, was sie so beruflich fabrizierte.
„Wir verdienen mehr Geld, als die Mädchen, die auf der Straße stehen. Ein, zwei Freier am Tag, das war´s. Zum Beispiel Nicole hatte einen Mann, der sie jede Woche mit ins Theater genommen hat, danach sind sie dinieren gegangen, das war alles. Das geht seit über einem Jahr und noch nie hat er mehr von ihr gewollt. Das kommt öfter bei uns vor.“
„Bei Ihnen , Frau Schmitz?“
„Ja, ich habe einen Geschäftsmann, der mich, wenn er in Hamburg ist, abends mitnimmt, als Begleitung. Nie zu mehr. Bei Irene war es genauso. Wenn der Engländer in der Stadt war, hat sie für ihn Dolmetscherin gespielt, war mit ihm bei Geschäftsessen oder sogar bei Verhandlungen dabei, obwohl deren Englischkenntnisse nur unzureichend waren. Mich oder eine andere wollte er jedoch nicht. Die war ja sowieso etwas anders, als wir.“
Daniel betrachtete die Frau verstohlen und stellte fest, dass sie ihm extrem unsympathisch war, obwohl sie gut aussah. Aber er mochte diesen gezierten Tonfall nicht, der sich überheblich, arrogant anhörte, aber an ihr wirkte irgendwie alles affektiert, unehrlich. Diese Frau versuchte Frauchen zu spielen, aber die Rolle passte nicht zu ihr.
„Also Begleitservice, der Rest nicht ausgeschlossen?“
„So ungefähr, na ja, eben doch mehr das andere. Kann ich gehen?“
„Haben wir Ihre Fingerabdrücke?“
Sie nickte. „Kann ich nun gehen?“
„Ich hab noch einige Fragen. Sie haben eine Wohnung in der Nummer 27, waren neulich aber in der Nummer 23 und haben unseren Kollegen erzählt, dass Sie dort dem Job nachgehen würden. Wie kommt das? Haben Sie zwei Wohnungen?“
„Ich war in der Wohnung von Karin Tellner, einer Freundin und habe dort Putzmittel geholt, da meins alle war.“
„Warum haben Sie das nicht so gesagt?“
„Das war ja wohl unwichtig“, äußerte sie schnippisch. „War´s das nun?“
„Überlassen Sie es uns, dass zu beurteilen. Sie sind gesetzlich verpflichtet, wahrheitsgemäße Angaben zu machen, ansonsten könnten Sie sich damit strafbar machen.“ Daniel´s Stimme hatte sich im Sekundenbruchteil in Kälte verwandelt. „Wenn Sie alle Stammkund- schaft betreuen, nie neue Herren annehmen, wie kommt der Mörder an die beiden Opfer?“
„Ich habe nicht gesagt, dass das bei allen so ist und manchmal kommt ein Neuer dazu, sozusagen auf Empfehlung. Wie das bei allen ist, weiß ich nicht“, schnaubte sie. „Ich kenne nur sechs, sieben näher. Bei der Irene wundert mich das?“
„Warum?“
„Sie hat keine neuen Männer angenommen. Sie hatte keine Zeit dafür, hat die immer behauptet und hat sogar einen Mann zu Maritta geschickt.“
„Wer ist Maritta?“
„Maritta Deumer. Sie wohnt im Nachbarhaus, in der 25.“
„Wann war das?“
„Vor ungefähr zwei Monaten. Wir hätten den Kerl alle gern genommen, aber Irene hat uns ja nie gefragt. Maritta hat vom Äußeren sehr viel Ähnlichkeit mit Irene. Außerdem haben die sich gut verstanden, haben ja beide angeblich studiert.“
Klaus warf Daniel einen Blick zu. „Weshalb wollten alle den Mann?“
„Er ist eben jung, sieht verdammt gut aus und ist genau wie sein Freund sehr spendabel. Maritta war zweimal mit ihm über ein Wochenende verreist. Beim ersten Mal kam sie sogar mit neuer Reisetasche zurück. Der hat ihr bestimmt noch mehr gekauft oder reichlich Geld zugesteckt.“
„Sein Freund war bei Irene Clement?“
„Ja, er hat sie mit in den Urlaub genommen und der regelmäßig Geld zugeschoben. Sogar den elektrischen Rollstuhl für die Schwester hat der bezahlt. Wer weiß, was die sonst noch abkassiert hat? Die hatte ja nur wenige Freier, aber muss dabei viel Geld verdient haben. Möchte
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