Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
enttäuschen. Ich kann unter anderem italienisch und zwar sehr gut.“
Daniel hörte, dass sie aggressiv klang, aber er wollte es wissen. En passant hatte es ihn geärgert, dass sie immer noch an diesen Frieser dachte. Ja, dass hatte ihn den ganzen Tag nicht losgelassen und dass störte ihn immens.
„Schön für dich. Was gab es?“
„Othello, Oper in vier Akten. Das Libretto von Arrigo Boito in italieni- scher Sprache. Der Mohr Othello, Statthalter von Zypern, ist ein erfolg- reicher Feldherr. Siegreich kehrt er aus einer Schlacht mit den Türken nach Zypern zurück. Doch der von ihm geschmähte Fähnrich Jago will sich an dem Löwen von Venedig, wie man ihn nannte, rächen, entwickelt einen teuflischen Plan, um Othellos Eifersucht zu schüren. Cassio, der statt seiner von Othello zum Hauptmann befördert wurde, soll durch diesen Plan vernichtet werden. Es schildert die perfide Manipu- lation des ursprünglich gutwilligen Mohren Othello, der unter dem Einfluss der böswilligen Einflüsterungen seines angeblichen Freundes Jago in wütender Eifersucht schließlich seine schuldlose Geliebte Desdemona ermordet. Das Ganze ist ursprünglich von William Shakespeare so um 1604 geschrieben worden. Im Februar 1887 wurde das Stück in der Teatro alla Scala in Mailand uraufgeführt. Noch Fragen?“, höhnte sie.
Daniel sagte nichts dazu, warf nur seinen Stift hin. „Ach, Merde“, fluchte er. „Ich hasse die Presse.“ Eigentlich war er auf sie wütend, über ihren leicht süffisanten Ton und auf Felix, der anscheinend stets in ihrem Kopf herumschwirrte.
Sie griff in eine Tüte, entwendete ein Gummibärchen und guckte zu ihm hinüber. „Was musst du denn machen?“ Sie hob das Buch auf, steckte das Gummibärchen in den Mund. „Sicherlich kann ich dir helfen, damit du dort etwas Vernünftiges sagst.“
„Keitler hat mich morgen zu einer Pressekonferenz zitiert und ich muss denen etwas erzählen. Nur was?“
„Richte einen Appell an die Mörderin. Gehe auf diese so genannte Hohepriesterin ein, dass diese bestimmt nicht will, dass noch mehr Mädchen sterben. Suche ein Bezug zu diesen Karten, dem Pentagramm. Das ist ja wohl einfach. Du hast Glück, dass du mich kennst und ich dir helfen kann. Soll ich es dir niederschreiben?“
Perplex über diese arrogante Äußerung, blickte er sie an, begann laut zu lachen, schob den Stuhl zurück, stand auf und reckte die Arme über den Kopf. Jana´s Blick verfing sich in dem Muskelspiel unter seinem T-Shirt. Er reckte sich, setzte sich wieder, immer noch grinsend. „Jana, du scherzt“, tadelte er sie, wie ein Vater das mit einem kleinen Kind tat. „Das ist keine Comedysendung, sondern eine Pressekonferenz und es geht um mehrere Morde. Verstehst du das nicht? Es wurden junge Frauen getötet. Schöne, junge, intelligente Frauen, die süß aussahen, die ihr Leben noch vor sich hatten. Da kann ich wohl kaum so einen Schiet daher quatschen. Kapierst du das? Ach, ist ja egal. Das ist nur blödes Gefasel, dass du da fabulierst.“ Er sagte das voller Verhöhnung, gleichzeitig belehrend, schüttelte den Kopf, beugte sich erneut über sein Papier. „Wenn ich so einen Schwachsinn sage, halten mich alle für total bescheuert.“
„Vergessen, dass das Dirnen sind? Schön oder intelligent sind die bestimmt nicht. Blöde, billige Betthäschen, Nutten“, keifte sie aus der Küche und schon fiel die Tür hinter ihr zu.
Daniel hörte das und blickte erstaunt auf. „Jana?“ Er erhob sich, bemerkte, dass ihre Schuhe nicht mehr dort standen. Erst schrittweise dämmerte ihm, was er eben gesagt hatte. „Merde“, fluchte er, aber deshalb musste sie nicht beleidigt abhauen? So hatte er das nicht gemeint. Nur, sie hatte nun mal keine Ahnung von diesen Angelegen- heiten und konnte sich heraushalten. Er überlegte kurz, ob er sie anrufen sollte, verwarf das aber augenblicklich. So konnte er wenigstens in Ruhe arbeiten, dachte er ein wenig bockig. Ich laufe keiner Frau nach. Sie beruhigte sich wieder.
Erst Stunden später, als er noch auf der Terrasse saß, weil er nicht schlafen konnte, fiel ihm ein, was sie ihm am Vormittag gesagt hatte: „Wir hatten viele gemeinsame Interessen, haben immer unsere Freizeit miteinander verbracht, weil wir das so wollten. Wir waren eben gern zusammen, haben jede freie Minute genossen. Er hat mich nicht nur als eine Frau für Sex betrachtet, als eine Frau, die ein wenig anders, fremdartig aussieht, als Eroberung, sondern als äquivalenten Partner. Wir konnten über
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