Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
alles sprechen, mal streiten. Wir haben über Politik genauso geredet, wie über unsere Berufe und er schätzte meine Meinung, obwohl das für dich unverständlich ist. Bei uns war die beiderseitige Achtung, die gegenseitige Rücksichtnahme, Kompromissfähigkeit, Aufrichtigkeit, dass Gefühl, dass man ohne den anderen nicht komplett war, dass etwas Elementares fehlte. Er war eben nicht so ein überheblicher, eingebildeter Macho, der im Bett seine Selbstbestätigung suchte. Er war kein überheblicher und eingebil- deter Aufreißer. Er war eben ein Mann, der solche Art der Selbstbestätigung bestimmt nicht brauchte. Hältst du dich für so einen besonderen Menschen? Ich wünsche mir bestimmt kein Kind von irgendeinem Mann, der mir gerade über den Weg läuft. Ich bin da wählerischer. Nur dein gutes Aussehen reicht mir gewiss nicht, da ich höhere Ansprüche stelle.“
Er wusste, dass er vorhin herablassend gewesen war, weil sie ihn so angeblafft hatte. Sie hatte damit nicht Unrecht, schätzte ihn, wenn er ehrlich zu sich war, richtig ein. Es war für ihn ungewohnt, so eng mit einer Frau beisammen zu sein, mit ihr über seinen Beruf zu reden. Außerdem wollte er nicht mit Felix verglichen werden. Sie sollte nicht mehr so an ihn denken, ihm nicht mehr nachtrauern. Dazu kam, dass sie nicht so eine Art Beziehung hatten. Das, was zwischen ihnen war, war etwas anderes. Nur mit ihr war vieles anders und nun fehlte sie ihm.
*
Daniel las den Bericht, der vom KTI gekommen war, aber wie immer viele Details, dem ungeachtet nichts wirklich Verwertbaren. Er warf den Bericht wütend auf seinen Schreibtisch. Merde, es musste irgendeinen Hinweis geben? Es gab keine perfekten Morde.
Seine Laune war heute Morgen besonders mies. Der Weggang von Jana ärgerte ihn immer noch, dazu kam, dass siekeinen kleinen Erfolg verbuchen konnten. Irgendwie lief nichts so, wie er es wollte und wünschte. Er blätterte in dem Notizbuch der Toten, aber da standen nur unwichtige Termine drinnen, noch nicht einmal die Freier waren eingetragen. Er sah die beiden Tarotkarten an. Die Liebenden und der Hierophant. Dass sagte ihm nichts. Er griff zum Telefon.
„Carola, hast du ein paar Minuten Zeit?“
„Bei der Leiche haben wir den Hierophant und die Liebenden gefunden. Was hat das zu bedeuten? Ich lass ein Band mitlaufen. Ist das ok?“
„Sehr Interessant“, gab er nach einer Weile sarkastisch von sich, während er ihr zuhörte.
„Erst einmal danke.“
Er ließ das Band vorlaufen und hörte ihre Erklärung.
Er versuchte alle fünf Karten in eine Reihenfolge zu bringen und dozierte laut, während das Band mitlief. Das wollte er später Carola vorspielen, damit sie sagen konnte, dass er diesen Unsinn richtig verstand.
„Die Hohepriesterin ist die, auf dass es kontinuierlich hinausläuft. Sie steht unter anderem für die Wiedergeburt. Man soll sich auf sein Inneres besinnen. Was bedeuten könnte, der Mörder, die Mörderin ist nach jedem Mord sehr zufrieden, findet dabei eine Art innere Ruhe. Das Aeon bedeutet, dass die Täterin oder der Täter über die Frauen Gericht hält und sich herausnimmt zu sagen, die sind schlecht und müssen beseitigt werden. Es wird damit eine Zeit angedeutet, die eine Änderung hervorbringt, dass zu der Karte der Gerechtigkeit führt. Der Täter vollbringt die Änderung durch die Morde. Er oder sie findet es gerecht, zu töten, da die Opfer als rein wiedergeboren werden.“
„Schwachsinn alles.“ Er spulte Carola´s Band ab und übertrug es so auf das andere. „Als erstes fällt mir auf, dass die Quersumme wieder zwei ist. Der Hierophant wird gelegentlich der Hohepriester genannt, steht in einem engen Bezug zur Hohepriesterin. Die Hohepriesterin bezeichnet die innere oder geheime Wahrheit, der Hohepriester dagegen steht mehr für religiöse Traditionen, für die Gemeinschaft, für Lehren. Es kann zum Beispiel ein Hinweis für rollenkonformes Verhalten sein. Es kann explizieren, dass der Betreffende im Geiste einer Gemeinschaft oder im Sinne einer oder mehreren Doktrinen handelt. Die Liebenden sagt aus, aber ich denke, in deinem Fall soll sie symbolisieren, dass man eine feste Beziehung haben sollte. Eben das, das man unter Liebe zusammenfasst. Sie zeigt an, dass männliche und weibliche Aspekte harmonisieren sollen. Vielleicht bedeutet es für dich, dass dein Täter in einer guten Ehe lebt und deswegen dass macht, weil Prostitution etwas Unreines ist.“
„Das ist schizophren“, murmelte er und schaltete das Gerät aus,
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