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Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester

Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester

Titel: Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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wirklich, dass du es schaffst, mich fertig zu machen?“
Sie trat um den Schreibtisch, da öffnete sich die Tür, zwei Beamte kamen herein. „Führt sie ab und sperrt sie ein. Hast du Frau Gallert in deinen Wahnvorstellung ermordet?“
„Nein, bestimmt nicht. Traust du mir das zu?“ Sie versuchte ruhig zu bleiben. Nicht jetzt, sagte sie sich. Sie brauchte keine Zeugen.
„Dir ja, Volker nein! Er ist nur dein Bruder, nicht dein Mann und er hat ein Recht auf ein eigenes Leben. Wenn er wieder heraus ist, wird er mit deiner Mutter wegziehen. Irgendwohin, wo du ihn nicht erreichen kannst, weil du seine Adresse nicht kennen wirst und ich werde ihm dabei helfen. Du bist für das mit verantwortlich.“
„Du bist bescheuert. Volker gehört zu mir. Wage nicht, deine Pfoten an ihn zu legen, dann mache ich dich fertig, du seniler Mistkerl.“ Sie überlegte. „Oder vielleicht deine blöden Kinder. Till und Heike, die idealen Opfer. Beides nur blöde Idioten.“
Sie grinste ihn noch einmal höhnisch an, aber als der Polizist ihre Hände auf dem Rücken fesselte, verschwand das Grinsen. Der Mann zog sie heraus, ehe sie noch etwas sagen konnte.
Die Zellentür schloss sich hinter ihr und sie ließ sich auf die Pritsche fallen. Wenigstens war sie allein.

Claus Keitler saß in seinem Büro und stützte den Kopf auf seine Hände. Er wusste, dass sie recht hatte. Wenn er das weiterreichte, war seine berufliche Laufbahn beendet. Er könnte sich nirgends mehr blicken lassen und er zog seine Kinder mit hinein. Besonders sein Sohn würde darunter leiden, würde nie Karriere machen können. Wieso habe ich ihr bloß Rückendeckung gegeben, fragte er sich, aber er kannte die Antwort zu gut. Warum hatte sie sich so verändert? Was war der Auslöser?

Daniel hingegen erledigte wie gewohnt seine Arbeit, als wenn nichts gewesen wäre, aber er kam sich schäbig vor, ob der Art und Weise, wie er sie behandelt hatte. Er wollte mit ihr reden, ihr explizieren, sich entschuldigen. Er strich durch die Haare, widmete sich den Papieren auf seinem Schreibtisch, aber kontinuierlich schob sich ihr Gesicht davor.
Abends genehmigte er sich ein Glas Whisky, schaute aus dem Fenster. Schwarze Nacht. Genauso schwarz, wie es in seinem Inneren aussah. Er spürte, wie die Umklammerung wieder kam, öffnete schnell das Fenster und atmete tief die kühle, feuchte Luft ein. Er sah Bilder auftauchen: Petra, seine Frau, die ihn höhnisch auslachte und sich langsam in eine Fratze verwandelte, welche nach ihm zu greifen schien. Sein Vater erschien mit hasserfülltem Gesicht, kniete sich auf seinen Brustkorb, drückte die Rippen zusammen, dass er kaum noch Luft bekam. Er war wieder der kleine Junge. Die Bilder wurden rot. Rot wie das viele Blut, welches er in den Jahren gesehen hatte. Dann schob sich das noch fast kindliche Gesicht der jungen Mia Gallert dazwischen, auch hier Blut. Er trat vom Fenster weg, ließ in ein Glas Leitungswasser laufen, trank es hastig, als wenn er am Verdursten wäre. Er spürte, wie er schwitzte, spürte den Ring, der sich um seine Brust schlang, um ihn zu erdrücken. Heftig knallte er das Glas auf die Ablage, zog seine Sachen aus, warf sie achtlos auf den Stuhl. Er ließ eiskaltes Wasser über seinen Körper laufen. Wollte damit die Bilder, die Erinnerungen, das Blut wegspülen.
Er trocknete sich flüchtig ab, zog sich an, ergriff den Autoschlüssel und zehn Minuten später hielt er vor dem Wohnblock, fuhr mit dem Fahrstuhl hoch, schloss die Tür zu seiner neuen Wohnung auf. Es roch stickig, unbewohnt, noch nach Farbe und es war warm. Er schaltete Licht an, das gleißend aus der einen Glühlampe strahlte. Seine Schritte hallten auf dem glänzenden Parkett wieder. Er öffnete beide Flügel der Terrassentür. Im Hafen sah er Strahler, die die Nacht erhellten. Leiser Straßenlärm drang zu ihm in den sechsten Stock hinauf, gedämpft nur, nicht störend. Von den Bäumen des Schaarmarktes konnte er nur dunkle Umrisse erkennen. Seine Vormieter hatten einen Busch auf der Terrasse vergessen. Grüne kleine Blätter, die schwarz aussahen, nur wenige wurden von dem Licht aus der Wohnung gesprenkelt. Er trat wieder hinein, sah sich aufmerksam um.
Das große Bad war sehr gut ausgestattet: Zwei große Waschbecken, Dusche, eine dreieckige Badewanne, Toilette. Alles in einem Königs- blau, wie der Makler die Farbe bezeichnet hatte. Die hellgrauen Fliesen und Kacheln glänzten, es roch nach Putzmittel. Daneben eine Gäste- toilette, klein, in Weiß gehalten.

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