Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
meiner Frau gefragt?“
„Der Ring, aber sagen wir du.“
„Klingt besser“, grinste er. Er griff nach dem Ring, zog ihn ab und legte ihn auf den Küchentresen. Auch davon musste er sich trennen. Das war vorbei.
„Weißt du was, Daniel. Wir feiern deinen Einzug. Ich mache uns ein paar Brote, bringe eine Flasche Wein mit.“
„Gern, wenn du nichts Besseres vorhast.“
Er begann die Lebensmittel auszupacken, die er gekauft hatte, suchte Gläser, spülte diese, da stand sie in der Tür, hielt eine Platte mit belegten Broten in der einen Hand, Wein in der anderen.
„Setz dich. Wir müssen hier essen, da ich noch keinen Tisch gefunden habe, der mir gefällt. Es dauert alles, bis es fertig ist. Ich werde die Tage mal die Möbelgeschäfte durchstöbern und den Rest suchen gehen.“
„Du hast einen guten Geschmack. Gefällt mir. Bei mir hat es damals fast ein halbes Jahr gedauert, bis ich das letzte Teil entdeckt hatte.“
„Danke! So lange will ich nicht warten. Ich möchte sie am liebsten so schnell wie möglich fertig eingerichtet haben.“
Er griff nach einem Brot und erst jetzt fiel ihm ein, dass er heute noch nichts gegessen hatte.
„Willst du dass noch einräumen?“
„Sicher, bis morgen früh will ich fertig sein.“
„Gut, fangen wir an. Am besten das neue Geschirr in den Spüli. Hast du Tabs gekauft?“
„Ja, liegen in einer der Tüten.“
„Also, ich Geschirr, Küche, du deinen persönlichen Kram.“
„Hei, das geht doch nicht.“
„Wenn ich sage, dann geht es. Fang lieber an.“
Die Frau war so schön unkompliziert und praktisch veranlagt. Ein sehr sympathischer Wesenszug. Sie gefiel ihm immer mehr. Er sah ihr zu, wie sie ihre langen braunen Haare zu einem Knoten drehte. Niedlich sieht sie aus und sie schien solo zu sein.
„Aber logo. Hast du Musik, dann geht schneller und leichter.“
„Karton drei und vier. Such dir etwas aus.“
Bis morgens um fünf räumten sie ein, tranken zwei Flaschen Wein dabei, dann war fast alles verstaut und Carola ließ ihn allein.
Daniel sah sich begeistert um, duschte und schlief das erste Mal in seinem neuen Bett und es war ein sehr erholsamer Schlaf ohne seine Albträume.
*
Sandra stand zeitig auf, wollte joggen. Durch den Altonaer Balkon lief sie zur Elbstraße, weiter an der Norderelbe entlang. Die Sonne erhob sich gerade über den Horizont und über allem lag ein Dunstschleier, aber Sandra liebte das etwas diffuse Licht, außerdem war sie um diese Uhrzeit allein unterwegs. So trabte sie los, warf ab und zu einen Blick auf das Wasser. Sie lief schneller, wollte ihren großen Frust wegrennen.
Als sie nach einer halben Stunde am Elbberg wieder ankam, bekam sie kaum noch Luft. Ihr Herz hämmerte in einem erschreckenden Tempo. Sie blieb stehen, sog hastig die Luft ein, während sie den Oberkörper nach vorn beugte. Die letzten Meter wankte sie langsamer, konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Ihre Lungen schienen zu bersten. Ihr Hals, der Mund waren wie ausgetrocknet, die Beine fühlten sich wie Pudding an, zitterten und nur mühsam schleppte sie sich bis zum Fahr- stuhl. Oben angekommen schnappte sie Flasche Wasser und trank hastig, verschluckte sich dabei, hustete. Jetzt schmerzten noch die Ober- schenkel, während sie immer noch hastig atmete. Mist, das hatte sie seit Jahren nicht gemacht. Anscheinend war sie etwas außer Übung. Diese blöde Rennerei war eine dämliche Idee gewesen. Wieso machte Volker jeden Tag so einen Mist? Total bescheuert!
Sie ließ Badewasser ein und warf die verschwitzten Sachen an die Seite. Langsam merkte sie, wie sich ihr Pulsschlag wieder beruhigte. Aber all das half ihr nicht, ihre Gedanken zu vertreiben. Sie überlegte hin und her, wie sie erreichen konnte, dass sie zu dem Bruder kam. Weswegen musste dieser Trottel die Bankvollmacht widerrufen?
Am späten Vormittag suchte sie abermals nach Mike. Dessen Briefkasten war diesmal nicht leer. Er schien bei irgendeiner neuen Frau zu wohnen und sie geiferte vor sich hin.
Danach fuhr sie zu der Wohnung von dem Briester, klingelte, aber nichts. Unten sah sie nach seinem Auto, aber der war nicht da. Mist, wo treibt der sich wieder herum, schimpfte sie und fuhr zum Präsidium. Aber da war er nicht, wie sie von dem Pförtner hörte. Jetzt schon deprimiert raste sie nach Hause.
Hier lief sie hin und her, überlegte, merkte einmal mehr, wie allein sie war. Sie hatte keine Freunde, keine Freundin, niemanden mit dem sie sprechen, dem sie sich anvertrauen konnte. Die Worte ihres Patenonkels
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