Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
fielen ihr wieder ein: „Du bist überheblich, arrogant, egoistisch, über- schätzt deine Person völlig. Dein eigenes Privatleben bekommst du nicht in den Griff, weil es keinen Mann auf der Welt gibt, der es länger als einige Tage mit dir aushält. Merkst du nicht, dass du allein dastehst? Du hast keine Freunde, keine Hobbys, nichts. Volker wollte mit seiner Freundin von hier wegziehen, deinetwegen, weil er dich und deine permanente Einmischung nicht mehr ertragen kann.“
Sie versuchte den Briester, Rainer und ihre Mutter zu erreichen, aber niemand hob ab. Heike, fiel ihr ein.
„Hallo Heike! Na, wie geht es dir?“
Sie wurde blass, rot. „Du dämliche Schlampe, was bildest du dir ein, so mit mir zu reden? Bist du etwa sauer, dass dein Bastian immer zu mir zum Vögeln kommt, aber ich …“ Heike Keitler hatte aufgelegt.
Diese blöde Ziege, dabei wollte sie nur mit jemand reden, dass sie gleich konnte, da ihr Telefon klingelte.
„Sandra, lass meine Kinder in Ruhe, hast du das kapiert? Ich lasse dich in die Psychiatrie einweisen. Was bist du bloß für eine gemeine, boshafte und hinterhältige Person?“ Claus hatte aufgelegt.
„Blöder Kerl! Idiot!“, fluchte sie, während sie sich im Wohnzimmer umsah. „Ich brauche eine Putze“, redete sie mit sich selbst. „Hier sieht es wie im Saustall aus.“
Sie zog sich an und bummelte wenig später an der Alster entlang, wo sie sich langsam abreagierte. Unzufrieden sah sie die Menschen an. Ohne einen Pfennig konnte sie sich noch nicht einmal etwas kaufen. Sie musste zu der Alten und Geld holen.
Daniel Briester hatte lange geschlafen. Er fühlte sich ausgeruht, voller Elan. Er frühstückte ausgiebig, packte noch die letzten zwei Kartons aus, sah sich um und überlegte, was er noch benötigte und fertigte eine Liste, dabei kam er sich wie ein Junge vor, der an den Weihnachtsmann schrieb.
Anschließend rief er seine Mutter an, sprach eine Weile mit ihr, berich- tete von seinem neuen Zuhause, von seinem neuen Leben. Ja, dachte er, ich fange ein neues Leben an.
Das Gespräch mit seinem Großvater dauerte noch länger, da Erich Briester von Hamburg, der neuen Wirkungsstätte seines Lieblingsenkels alles erfahren wollte. Ständig hörte Daniel belustigt, wie seine Oma dazwischenfragte.
Selbst sein Bruder merkte, dass er aufgekratzt klang, als er den anrief. Torsten, wie immer erfrischend aufrichtig und direkt: „Du scheinst normal zu sein“, stellte der fest. „Wurde Zeit. Keine Frau ist es wert, dass man ihr länger als eine Woche nachtrauert. Gibt genug davon. Wahrscheinlich wirst du allmählich erwachsen.“ Das sagte gerade der Richtige, amüsierte er sich. Torsten hatte jahrelang seiner Sylvie nachgetrauert.
„Wie zufällig, hast du recht, aber erzähl, was macht deine neue Liebe?“
Später klingelte er bei Carola und gemeinsam fuhren sie essen, so konnte er sich für ihre Hilfe revanchieren und bedanken.
„Erzähl mir von deinem Job? Was machst du beruflich?“
„Nee, lass. Heute habe ich frei. Was machst du so?“
„Ärztin!“
„Erzähl mir, was du da machst oder hast du heute frei?“
„Frei, reden wir über etwas anderes. Weißt du, …“
Erst am späten Abend kamen sie zurück. Er kam sich seit Monaten ein- mal wieder wie ein normaler Mensch vor. Er hatte das Essen genossen, genauso wie die Gesellschaft einer schönen, lebenslustigen, intelli- genten Frau und er konnte wieder richtig lachen.
*
Er hatte morgens lange darüber nachgedacht, wie er Volker aus der Reserve locken konnte. Der junge Mann wusste noch mehr und das war der Schlüssel zu allem. Merde, warum packte er nicht aus? Weil es ihm egal war. In ihm war etwas zerstört worden und er konnte das nach- vollziehen. Ja, ihm war es so gegangen, als Petra ihn verließ. Nein, daran wollte er nicht denken. Volker! Plötzlich hatte er eine Idee und er telefonierte zweimal.
Erstaunt sah sie ihn an. „Was … Was ist passiert?“
„Nichts, ziehen Sie sich an. Ich nehme Sie mit, Frau Larsen.“
„Wohin?“
„Werden Sie sehen. Ich habe nicht viel Zeit. Beeilen Sie sich bitte.“
Sie wollte auffahren, beherrschte sich aber. Noch lagen ihr die Worte von Claus Keitler in den Ohren.
Er wartete, blickte sich in der Zeit um und schüttelte den Kopf. Diese Wohnung sah wie eine Müllhalde aus. Eine Selterflasche auf dem Tisch, daneben ein Glas, einige Illustrierte und sogar ein Teller mit einigen Keksen standen herum. Diese Hure war stinkfaul, putzen kannte die anscheinend nicht.
Sie fuhren
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