Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
blickte er die Frau näher an: So um die Dreißig, hübsch, wenig geschminkt, auf der einen Gesichtshälfte Erde, Grashalme. Sein Blick glitt an der Frau entlang: schlank, geschmack- volle, teure Kleidung. Dezent lackierte Fingernägel, kein Ehering, aber zwei andere, die echt aussahen.
„Sie hat jemand bestohlen. Kein Geld, keine Papiere“, stellte er fest. „Nur die Ringe scheint er übersehen zu haben.“
„Das war der Mörder, der mich umbringen wollte“, hörte er Frau Sommers kreischen. Er erhob sich. „Samuel, wenn du noch etwas findest, ruf mich bitte an.“
„Mach ich, sonst bis morgen Mittag.“
„Danke und schönen Abend.“
„Hab ich, wir gehen essen, dazu ein gutes Glas Wein. Ich habe neulich einen exzellenten Bordeaux Château entdeckt. Er ist équilibré, charnu, und wenn du ihn auf der Zunge rollen lässt … warte. Guck mal. Man hat sie mit einem Gegenstand niedergeschlagen.“
Daniel hockte sich nochmals hinunter. „Sieht nach etwas Stumpfen, Breiten aus.“
„Ja, und es war dreckig. Da sind Erdreste, Holzsplitter! Mist, es wird dunkel. Muss etwas Altes, eventuell morsch sein, schätze ich, aber das kann ich noch nicht zu hundert Prozent sagen. Es müssen daran auf jeden Fall Haare, eventuell Blutreste vorhanden sein.“
Daniel erhob sich, blickte sich um, aber im Scheinwerferlicht sah er nichts dergleichen. „Sollen sie suchen. Bis dann! Samuel, trink für mich ein Glas mit.“
Er sprach noch kurz mit Ilona Trackmann wegen dem Holzstück, wandte sich Klaus zu, der gerade die Aussage eines Mannes aufnahm. Er hörte zu, aber viel wusste der ältere Herr nicht zu berichten. So ging es die nächste Stunde weiter, dann fuhren sie zurück. Man musste auf nähere Informationen warten, benötigte genauere Anhaltspunkte des Kriminal- technischen Institutes und das wesentlichste, die Leiche musste identifiziert werden.
*
Im Laufe des Tages bekam er den Bericht von der Spurensicherung, den er kurz überflog. Daniel rief Jörg Rüttig in sein Büro, fragte, ob sie in dem Fall dieser Schießerei weitergekommen wären. Es war nur wenig dabei. Kein Anwohner hatte etwas gehört oder gesehen, im Gegensatz zu dem zweiten Anschlag.
Das Opfer hatte man inzwischen als Beatrice Hafner, zweiunddreißig, ledig, identifizieren können.
Daniel berichtete, was sie bisher wussten. „Die Frau wurde vom Nahen fast hingerichtet. Man hat sie erst in den Rücken geschossen, dann ist der Täter hingegangen und hat abermals abgedrückt. Aufgesetzter Schmauchschuss. Das Kaliber neun Millimeter. Im Gesicht hat sie ein großes Hämatom, dass durch einen Schlag mit einem Holzstück verur- sacht wurde.“
„Wie bei der anderen?“
„Ja! Aber diese Frau Sommers hat er nicht getroffen? Irgendwie ist das merkwürdig. Warum hat er da zweimal danebengeschossen?“
„Vermutlich war er zu weit weg, hat deswegen nicht getroffen.“
„Aber er trifft den gleichen Baum? Den schmalen Stamm einer Birke? Da musst du gut schießen können. Sehr gut. Die Sommers zu treffen ist wesentlich einfacher.“
„Du denkst, damals hat derjenige absichtlich vorbeigeschossen? Nur wieso? Wenn ich der Täter wäre, hätte ich liebe die Erste erschossen und die Zweite Leben gelassen. Die sah entschieden besser aus.“
„Die Sommers hätte man leichter getroffen, so dick, wie die ist. Wesent- lich leichter als die Birke. Kannten sich die Frauen?“
„Nein! Bisher konnten wir da keine Verbindung feststellen. Die eine wohnt im Reihenhäuschen mit Mann, Kind, biedere Familie. Die andere in einer teuren Mietwohnung, ungebunden. Die eine kommt mit dem Geld gerade so aus, die andere lebt fast im Luxus. Die eine dick, unansehnlich, die andere attraktiv, schlank, gepflegt. Die eine Bürotante, die andere Bankerin in gehobener Position. Die eine kennt nur die Nachbarn, Tratsch, Klatsch, Familie, die andere Wochenendreisen, Freunde.“
„Fahrt bitte zu der Bank und fragt dort nach, dann Freunde, Bekannte, Hausbewohner. Das Übliche eben. Wir benötigen die Handynummer. Vielleicht kann man es finden. So eine Frau hatte bestimmt das neuste Modell. Die Spusi sucht heute noch die Umgebung dort ab. Wir benöti- gen das Holzstück. Jörg, noch etwas, fahr bitte bei Frau Sommers vorbei. Frag sie, ob sie die Tote kannte und lass dir ein Foto von ihr geben, auch von ihrem Mann. Zeig die den Nachbarn von Frau Hafner, bei der Bank. Nimm dir Benno mit.“
„Das wird die Sommers bestimmt nicht gern sehen.“
„Du meinst das Foto? Sag ihr, wir müssen es haben,
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