Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
kommt er zu Heroin?“
„Keine Ahnung. Das hat man ihm untergeschoben. Zweifelsohne von dieser Braut. Er würde nie so ein Dreckszeug anfassen oder verkaufen. Es passt nicht zu ihm, seiner Einstellung zum Leben.“ Ich werde dir gerade erzählen, dass er das offenbar vorher verhökert hat und du das Geld willst, falls es noch irgendwo ist. Das gehört mir und nicht euch Bullen. Nun konnte sie diesen absurden Verdacht von dem Heroinbesitz von Volker abwenden und das dieser blöden Gans unterjubeln. So ergab das ein perfektes Tatmotiv.
„Hat er Geldprobleme?“
„Nicht wirklich. Gerade in den letzten Wochen hatte er Bilder verkauft, ansonsten erschien er bei mir.“
„Er lebt auf dem Boot, hat aber ein Atelier in der Stadt. Wie kann man so etwas finanzieren, wenn man studiert?“
„Das Boot habe ich gekauft, Volker hat Geld geerbt. Davon hat er das Atelier eingerichtet, Teile auf dem Boot erneuert, sich ein Auto gekauft.“
„Wie viel bringt so ein Bild?“
„Zwischen einhundert und zweitausendfünfhundert. Obwohl die letzte Summe zu hoch bewertet ist. Ein Typ hat jedoch zwei Bilder von ihm gekauft, für diese Summen. Das Problem ist nur, dass es den Kerl nicht gibt.“
„Wie das?“
Hella Lipmann brachte ihr Essen, stellte das kommentarlos hin und Sandra machte sich sofort darüber her, dass ihn verblüffte. Den Bruder hatte man gerade wegen Mord verhaftet, die Freundin desselben bestialisch ermordet, aber sie aß seelenruhig? Schien gefühlskalt zu sein, dass zu ihrem gesamten Auftritt passte, zu diesem Lächeln vorhin. Oder war da noch mehr?
Sie sah wieder ihren Gegenüber an, der ihrem Blick standhielt. Nein, nicht Traurigkeit, Leere, war in seinen braunen Augen. Eigentlich schöne Augen, aber leer. Ich muss forschen, was er hat. Mal sehen, mit was für einem Päckchen er herumläuft. Ob er trinkt? Sie blickte auf seine Hände, lang, schlank, gepflegte Fingernägel und ein Ehering. Aha, verheiratet. Aber die Finger zitterten nicht, kein Alki also. Sie tupfte den Mund, trank einen Schluck Kaffee, dann wandte sie sich der zweiten Brötchenhälfte zu.
Daniel indessen versuchte die Frau einzuordnen. Passable Figur, wenn für seinen Geschmack zu dick. Sie hatte irgendwie Esprit, sehr eigen- willig, eloquent. Trotz allem wirkte sie kalt, herzlos, gekünstelt, überheb- lich, wie er bisher feststellen konnte.
Sandra hatte wohl gemerkt, wie er sie musterte, äußerte sich aber nicht. Sie brauchte den Kerl, damit sie zu ihrem Bruder konnte. Sie lehnte sich mit der Tasse in der Hand zurück und sah ihn spöttisch an. Mist, dass er verheiratet war, der wäre genau mein Typ. Ein verdammt gut aussehen- der Mann, so schön groß, breit, schlank, bestimmt richtig muskulös und ...
„Also, was war mit dem Käufer? Ich warte“, wurde sie aus ihrer fantasie- vollen Vorstellung gerissen.
„Vor zwei Wochen erschien ein Mann in seinem Atelier und kaufte ein Bild für zweieinhalbtausend. Volker war völlig aus dem Häuschen. Dermaßen viel hatte er noch nie für ein Bild bekommen. Einige Tage später der gleiche Mann, wieder ein Bild für zweitausend. Trotz aller Freude mochte mein Bruder den Unbekannten nicht. Er hat ein Gespür für Menschen, im Übrigen ist er trotz allem nicht unrealistisch, weiß, dass das übertriebene Preise sind. Er gab mir den Namen des Mannes und ich forschte. Es gibt ihn nicht.“
„Wie es gibt ihn nicht?“
„Es gibt in der Hansestadt keinen Mann, der so heißt, auch sonst in Deutschland nicht. Es gab einen Mann, der so hieß, aber der wäre heute über hundert und ist seit Jahren tot.“ Sie setzte sich vor, stellte ihre Tasse ab. „Verstanden? Jemand, den es nicht gibt, hat Bilder gekauft, warum?“
„Möglicherweise hat er den Namen falsch verstanden? Es wäre denkbar, dass der Herr unerkannt bleiben wollte?“
„Pustekuchen. Volker hat den Mann gezeichnet, eine Art Phantombild. Ich habe einige Leute befragt, die in dem Haus wohnen. Zwei Frauen können sich an den Mann erinnern. Es gibt den Mann, er hat Bilder gekauft. Er fährt einen dunkelblauen Mercedes mit Hamburger Kenn- zeichen.“
„Woher wissen Sie, dass er nirgends gemeldet ist?“
„Dienstgeheimnis“, schmunzelte sie.
„Illegal“, gab er trocken zurück.
„Hauptkommissar Briester, vergessen Sie es. Man wirft meinem Bruder Heroinbesitz, Handel und nun noch einen Mord vor. Ich werde alles tun, dass er dort herauskommt und dazu brauche ich bestimmt keine Beam- ten. Er hat weder das eine noch das andere gemacht. Ich kenne
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