Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
weitergeben. Wir haben so ein Kinderfest arrangiert. Kai und Jürgen mussten Clowns spielen, ein paar von der Uni haben jongliert und so. Unsere Eltern und ein paar andere haben uns Geld für Kuchen und kleine Geschenke gegeben. Abends waren wir vier zusammen essen und Mia war total aufgekratzt. Habt ihr gesehen, wie sich die Kinder gefreut haben. Die Augen strahlten und für Stunden haben sie all das Schlimme vergessen. Was ist schöner und wichtiger als ein Kinderlachen und die Freude in den kleinen Gesichtern. Kai hat sie damals in den Arm genommen und meine kleine Träumerin genannt. Wenn du könntest, würdest du die ganze Welt zum Lachen bringen, nicht wahr, hat er gesagt. Mia meinte, ja, wenn ich Geld hätte, würde ich es wenigstens zum Teil versuchen. Jürgen hat ihr damals geraten, Lotto zu spielen. Manchmal haben wir abends in ihrer oder meiner Wohnung gesessen, gequatscht.“
„Ich benötige die Adresse von diesem Jürgen. Kennen Sie Volker Larsen?“
„Ich habe ihn dreimal gesehen, fand ihn aber sehr nett. Mia war in ihn verliebt und die beiden passten gut zusammen, aber ich denke, dass es nichts geworden wäre.“
Jetzt war er erstaunt. „Warum das denn?“
„Wegen seiner Schwester. Die wollte das nicht und hat Mia deswegen beschimpft, sogar geschlagen.“
„Wann war das?“
„Am Freitag …, nein Donnerstag. Sie hat mich abends weinend ange- rufen, weil die Frau ihr gedroht hat, dass ihr noch mehr passiert, wenn sie sich nicht von Volker trennt. Vorher hat sie Mia wiederholt beschimpft, mit allen möglichen Schimpfwörtern tituliert. Sie hat sogar nachts bei ihr angerufen, sie bedroht. Ich habe bei ihr übernachtet, weil wir lange gearbeitet hatten. Fünfmal klingelte in der Nacht das Telefon und jedes Mal war es diese Frau. Man kam nicht zum Schlafen. Die ist bescheuert.“
„Aber sie hat sich nicht von ihm getrennt.“
„Doch wollte sie, weil sie Angst vor der Person hatte. Ich habe am Freitagabend Volker angerufen und ihm alles erzählt. Man soll sich nicht von so jemand einschüchtern lassen. Ich habe Mia gesagt, sie soll diese Frau anzeigen, aber das wollte sie nicht. Diese Frau hat immer behauptet, dass man gegen sie nichts unternimmt, weil sie ja bei der Polizei arbeitet oder so ähnlich.“ Jetzt kullerten abermals die Tränen bei der jungen Frau. „Diese Frau Larsen hat in der Wohnung von Mia alles demoliert, Geschirr zerworfen, im Schreibtisch herumgewühlt und sie hat Geld gesucht. Wollte sie sogar noch beklauen, dabei hatte Mia nie viel.“
Merde, dachte er, dass schien ja eine tolle Sippenwirtschaft zu sein. In was rasselte er da hinein?
„Frau Bellmer, das ist bestimmt sehr schwer für Sie, aber ich müsste Sie noch bitten, mit aufs Präsidium zu kommen. Wir benötigen Ihre Finger- abdrücke.“
Er sah ihren entsetzten Blick und lächelte.
„Nein, nicht weil wir Sie verdächtigen, sondern nur um die auszu- schließen, dann wissen wir, wem welche gehören. Wir müssen wissen, wer in der Wohnung von Frau Gallert war. Haben Sie ein Auto?“
Sie schüttelte den Kopf, putzte sich die Nase, wischte die Tränenspuren aus dem Gesicht.
„Wenn es Ihnen recht ist, nehme ich Sie mit und fahre Sie anschließend nach Hause.“
Sie nickte. Daniel winkte der Bedienung, zahlte, half der Frau in die Jacke und fuhr mit ihr zum Büro. Unterwegs hörte er ihr zu, wie sie von der Toten erzählte, genauso auf der Rückfahrt.
Die Kleine musste das noch verarbeiten und das würde einige Zeit dauern, dachte er auf der Fahrt zu seiner Wohnung, wo er bis spät in die Nacht Akten durchlas. Fälle, die noch nicht geklärt waren.
Seine Gedanken schweiften zu dem Fall Gallert. Jetzt wusste er wenigstens, woher die Tote diese Hämatome hatte. Abscheu kam in ihm hoch. Was war das nur für ein grausames Weib, die sich so verhielt, so handelte? Dazu diese Geschichte mit Herrn Keitler. Werner Pflüger, ein weiterer Kommissar, hatte ihm noch so einiges berichtet und er war teilweise sprachlos gewesen. Das hatte er so noch nie gehört. Eine Person vollendete Straftaten und der Kriminaldirektor schützte die Täterin, da er offenbar eine Affäre mit der Frau hatte oder gehabt hatte, wie mehrere Kollegen vermuteten. Das Märchen von dem Patenkind glaubte keiner und verwandt waren sie ebenfalls nicht. Das hatte wohl dieser Staatsan- walt Frieser festgestellt. Diese Frau Larsen hatte mehrere Männer aus dem Präsidium im Bett gehabt, wie Zacharias sich geäußert hatte, und damit setzte sie diese anscheinend unter
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