Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
Volker Larsen war es nicht. Mia war ein nettes Mädchen, hatte keine Feinde. Hielt man sich an die Indizien, deutet es nur auf Volker hin. Immer noch war er sich jedoch sicher, dass er es nicht war. Es passte nicht zu diesem Mann, dass er dermaßen die Kontrolle verlor.
Jetzt wusste er, was dieser Rechtsanwalt Rebbin neulich nur angedeutet hatte. Volker Larsen wollte einen dicken Schlussstrich unter sein Bruder-Schwesterverhältnis ziehen. Einen Endgültigen. Er konnte sich gut vor- stellen, wie Frau Larsen da ausgerastet war. Ein Grund mehr, die junge Frau zu töten?
Er griff zum Telefon und rief den Rechtsanwalt an.
„Briester, entschuldigen Sie bitte die Störung am Samstag. Doktor Rebbin, ich habe nur zwei Fragen. Ich habe gehört, dass Volker Sie beauftragt hat, an die Schwester zu schreiben, damit die ihn, seine Freundin, seine Mutter in Ruhe lässt. Ist das Schreiben unterwegs gewesen, vor dem Tod von Frau Gallert?“
Er hörte zu.
„Doktor Rebbin, noch eine Frage. Die Mutter hat uns erzählt, dass Volker in wenigen Wochen eine sehr große Summe Geld bekommt. Ich vermute, es ist das Geld von dem Festgeldkonto. An wen geht das Geld, falls ihm etwas geschieht, zum Beispiel, falls er verurteilt wird?“
Wieder lauschte er, machte sich eine Notiz.
„Ja, danke. Nein, sonst noch nichts Neues.“
Er legte auf. Sie hatte das Schreiben also erst Stunden nach dem Mord bekommen. Damit war das Motiv zunächst aus der Welt. Aber denkbar, dass es ihr Volker vorher gesagt hatte. Was passierte mit dem Geld? Es wurden Menschen wegen wesentlich geringeren Beträgen getötet. Er musste das wissen.
Erst am Nachmittag verließ er das Büro, kutschierte eine Weile durch Hamburg, wollte damit das Heimkommen verschieben.
Er fuhr in den Elbtunnel ein. Die Bezeichnung alter Elbtunnel erhielt das Bauwerk durch den neuen Elbtunnel, der zwischen 1968 und 1975 unter der Elbe angelegt wurde und seitdem Teil der Autobahn A7 ist.
Die beiden Röhren sind knapp vierhundertfünfzig Meter lang und liegen 23 Meter unter der Elbe, wusste er. Die gekachelten Tunnelröhren haben einen Durchmesser von sechs Metern. Der Tunnel verbindet die St. Pauli Landungsbrücken mit dem Stadtteil Steinwerder. Der Zugang für Fuß- gänger erfolgt über zwei Kuppelbauten mit einem Treppenhaus für Fußgänger und einem Aufzug für Fahrzeuge.
In einem weiten Bogen fuhr er zurück. Morgen würde er Meike und Martin treffen und darauf freute er sich. Er hatte Freundschaften seit Monaten vernachlässigt, die beiden noch nicht einmal gesehen, seit er in Hamburg war, trotz der zahlreichen Einladungen.
Sandra erwartete Besuch. Sie war froh, dass die ehemaligen Freunde die Einladung angenommen hatten, obwohl sie lange deswegen hatte betteln müssen. Sie hatte am Vormittag eingekauft, gekocht, alles vorbereitet, damit sie den Gästen eine Besonderheit bieten konnte. Sie benötigte die, damit sie an Informationen kam.
Marion mit ihrem Mann Till Keitler waren die ersten Besucher, die eintrafen. Kurz darauf erschien Rainer, mit einem Strauß Blumen und zuletzt Heike Keitler und Bastian Feldmann.
Erst nach dem Essen, das Rainer besonders lobte, sprachen sie über Volker. Sandra erzählte, was sich ereignete hatte, dass wenige was sie wusste, worauf sie Till kopfschüttelnd ansah.
„Du hast Tim in einen schönen Schlamassel hineingerissen. Hoffentlich hat das kein ernsthaftes Nachspiel.“
„Schuld ist dieser Neue, dieser Briester“, ereiferte sie sich. „Ich hab nichts damit zu tun. Wie kommst du auf solche Spinnerei?“
Immer noch hatte sie eine maßlose Wut auf den Mann, der sie weggeschubst hatte. Das war ihr noch nie passiert. Sie hatte bisher jeden Mann bekommen, den sie wollte. Schließlich war sie eine Schönheit, sehr intelligent, eine Besonderheit, etwas Exquisites. Das fand man bei all den anderen Weibern nicht.
„Der hat Probleme, weil ihm seine Frau weggelaufen ist. Nun lässt es der Bulle an mir und Tim aus.“
„Mensch, Sandra, überleg mal, was für einen Müll du da von dir gibst. Hei, du arbeitest ab und zu für den Verein, weißt, wie es in etwa abläuft. Du hast Tim da hineingerissen, nicht der Kommissar. Du allein.“
„Ich finde“, warf Bastian ein, „den Mann dafür verantwortlich zu machen, ist frech. Du benutzt andere, damit sie etwas Verbotenes tun, schiebst kontinuierlich die Schuld auf andere Menschen. Steh wenigstens dazu, wenn du ständig Mist baust. Du wolltest die Akte von diesem Schmid und nicht der Kommissar Briester.“
„Nun
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