Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
Kinder. Wo sollen sie sonst spielen? Es gibt keinen Park, keinen Spielplatz und …“
„Haben Sie das meinen Kollegen erzählt?“
„Dazu hat man mich nicht befragt und ich dachte nicht, dass es wichtig wäre. Sie ist die Schwester des …“
„Schon gut.“
„Vier Tage vor dem Unglück war sie da, hat gebrüllt, dann hat was geklirrt. So, als wenn etwas fällt, dann ist sie weg. Ich habe bei Mia geklingelt, aber sie hat nicht geöffnet. Aber, Herr Kommissar, sie hat geweint. Ich habe es gehört. Das habe ich dem Freund am Freitag erzählt und der ist weiß geworden. Hat sich wohl geärgert.“
„Danke, wenn Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie mich bitte an.“
„Neulich abends hat sie bei mir geklingelt, aber ich habe nicht geöffnet. Diese Schwester von ihm, meine ich. Irgendwie habe ich Angst vor der Frau. Meinen Sie, dass die es war?“
Er zuckte nur mit der Schulter. „Sollte diese Frau Sie belästigen, rufen Sie bitte bei uns an.“
„Sagen Sie, warum war denn in der Nacht der Krankenwagen hier?“
„Welcher Krankenwagen? Davon höre ich heute zum ersten Mal.“
„Ja, so gegen eins oder zwei, genau weiß ich das nicht mehr. Aber er war hier.“
„Sicher bei jemand anderem. Danke!“
Er reichte ihr eine Visitenkarte, verabschiedete er sich. Unten blieb er noch einen Moment im Auto sitzen, überlegte. Mia Gallert hatte bestimmt nichts mit Drogen zu tun. Er hatte oft Wohnungen durchsucht und dabei bisweilen mehr über die Bewohner erfahren, als Leute über sie aussagen konnten. Das war kein Zuhause einer Drogen- dealerin. Wenn er ehrlich war, deutete alles mehr auf Frau Larsen hin, als wie auf den jungen Mann. Sie hatte Gelegenheit das Messer zu holen, die Schuhe. Sie hasste diese Frau, weil sie Angst hatte, dass die ihr Volker wegnehmen wollte. Sie hatte ein Motiv. Fingerabdrücke von ihr waren in der Wohnung, da war er sich sicher. Sie benötigten die Fingerabdrücke von Frau Larsen. Er stellte sich lebhaft vor, dass das abermals Aufstand geben würde, aber was soll´s. Darauf konnte und würde er gewiss keine Rücksicht nehmen.
Im Büro dachte er nochmals den Fall durch. War jemand so blöd, sein eigenes Messer mitzunehmen, um damit die Freundin umzubringen? Er hatte eine Menge stupider Sachen erlebt, aber das wäre das Dümmste. Außerdem wäre er ja in Absicht, sie zu Töten hingefahren und man konnte nicht von einer plötzlichen Eskalation ausgehen. Dann wäre sein Messer nicht da gewesen, da er, laut eigener Aussage, nie eins mit in die Wohnung genommen hatte.
Er nimmt das Messer mit, in der Absicht, einen Mord zu begehen, lässt es noch mit seinen Fingerabdrücken zurück. So blöd kann keiner sein. Man hatte bei ihm keine blutverschmierten Kleidungsstücke gefunden und gewaschen hatte er anscheinend nicht, da die Schmutzwäsche noch da war. In den Mülltonnen hatten sie nichts gefunden.
Die nächsten Indizien: die Schuhabdrücke. In der Wohnung wurden welche gefunden, die eindeutig zu den Schuhen von Volker Larsen passten. An denen wurden Blut von Mia Gallert gefunden. Vor der Wohnungstür zog er die Schuhe aus, hastete auf Strümpfen hinunter. Im gesamten Treppenhaus nirgends eine Spur von Blut, dass laut Aussage der Spusi nicht sein konnte. Zumindest auf dem Abstreifer vor der Tür und im oberen Bereich hätten Abdrücke sein müssen.
Man hatte den Jungen hereingelegt. Jetzt war die Frage zu klären, wer es gewesen war und warum?
Er lehnte sich im Stuhl zurück, streckte die langen Beine aus, ver- schränkte die Hände hinter dem Kopf. Fangen wir mit dem Stoff an. Ein Fremder kommt, kauft ein Bild, sieht sich in der Wohnung um und …? Was war, wenn der Stoff für Mia dort deponiert wurde? Nein, das passte nicht zu dem Mädchen, nicht zu dem, wie sie gelebt hatte. Was war mit Frau Larsen? Der Mann versteckt im Atelier Drogen für sie. Sie hatte schließlich jederzeit Zugang.
Er suchte die Aussage von Sandra, las sie durch. Dann ergriff er das Telefon, rief sie an.
„Briester, Kripo Hamburg. Frau Larsen, kommen Sie bitte heute Nach- mittag so gegen sechzehn Uhr zur Vernehmung. Es sind noch einige Fragen, die wir gern beantwortet haben wollen.“ Ohne auf einen Kommentar zu warten, legte er auf, rief Klaus Resser herein. Er gab ihm einige Anweisungen und bemerkte, wie der grinste und er erwiderte es. Er mag Frau Larsen nicht, schloss er sofort daraus. Umso besser.
Er rief Lisa Schmitt in sein Büro.
„Ich benötige bitte von Mike Hertleg, Sandra Larsen und Mia Gallert alle
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