Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
was bildete der Kerl sich ein, sie, Sandra Larsen, zu betrügen? Dem würde sie ein paar Takte erzählen. Scheiß Männer! Lügner, Betrüger, Jeder Einzelne von ihnen. Aber sie würden alle bezahlen. Alle!
Abends fuhr sie zu der Wohnung dieser Bellmer. Sie klingelte, klopfte, aber nichts, auch auf ihren Telefonanruf reagierte keiner. Diese blöde Kuh ist also nicht da. Sie wartete noch eine Stunde, dann waren in dem Mietshaus alle Lichter aus. Sie verließ den Wagen, schaute sich um, bevor sie das Haus betrat. Die Tür war nicht abgeschlossen. Sie schlich sich ohne Licht in den dritten Stock. Aus der Jackentasche zog sie die kleine Taschenlampe, die immer im Handschuhfach parat lag. Sie klingelte, horchte. Sie leuchtet das Schloss ab und fluchte, als sie über dem alten Schloss ein zweites Sicherheitsschloss erblickte. Sie zog den Dietrich aus der Tasche und versuchte die Tür zu öffnen, aber anschei- nend hatte die oben abgeschlossen. Sie versuchte nochmals ihr Glück, aber vergebens. Wütend verließ sie wenig später das Gebäude, während sie nachdachte. Sie musste unbedingt an diese Person herankommen. Die wusste bestimmt, wo das Geld oder der Stoff war. Wahrscheinlich hatte Mia das sogar bei der Freundin deponiert. Sie musste die Bellmer so abfangen, dass die keine Gelegenheit zum Telefonieren oder Schreien hatte. Am besten im Hausflur, wenn die aus der Uni kam. Dort konnte man die hurtig in den Keller zerren.
Kai Gallert wohnte im einen Neubaublock und dort kam sie nicht so einfach ins Haus. Das musste sie irgendwie anders aufziehen.
*
An seinem Schreibtisch sitzend, sah Daniel Briester nochmals die Fotos an, obwohl er wusste, wie die Tote aussah. Der gelbe Pullover mit Blut durchdrängt. Neunmal hatte der Mörder mit großer Gewalt auf sie eingestochen, wieder und wieder, wie im Rausch oder voller Hass. Die Augen offen, der Blick starr, aber man konnte erkennen, wie entsetzt sie war. Ein Messerstich hatte die Sehne zwischen Daumen und Zeigefinger durchtrennt, mit dermaßen großer Gewalt wurde auf die junge Frau eingestochen. Der Gerichtsmediziner hatte festgestellt, dass die ersten Stiche nicht tödlich waren, sondern erst der letzte Schnitt, der die Hals- schlagader durchtrennte. Überall Blut, selbst an dem Regal, an den Unterschränken hatte die Spurensicherung Blutspritzer gefunden. Der Täter musste welche an der Kleidung gehabt haben. Mia Gallert selbst hatte man in der Blutlache gefunden. Über eine Stunde hatte man die Frau gefoltert und zugesehen, wie diese langsam verblutete, wie die Gerinnsel und Verkrustungen ergeben hatten.
Er legte die Fotos weg. Permanent dasselbe. Blut, zu viel Blut hatte er gesehen, aber abgestumpft war er deswegen nicht. Gerade wenn er so ein junges Ding sah, dass noch das Leben vor sich hatte, merkte er, dass es ihn berührte, obwohl er das nie gern zugab. Wer und warum hatte jemand so eine Wut auf diese junge Frau, dass man ihr das angetan hatte? Wo war der Schlüssel zu all dem? Seine Gedanken schweiften zu Sandra Larsen. Faktisch hatte er vorgehabt, sie jetzt ein wenig mehr auf dem Laufenden zu halten, aber er würde davon Abstand nehmen. Sie kam als Tatverdächtige in Betracht, wenn nur im Geringem. Sie hätte niemals etwas so inszeniert, dass ihr Bruder in Verdacht geraten würde. Dafür war sie zu sehr auf ihn fixiert. Volker selbst war nicht der Mensch, der in Wut dermaßen auf einen Menschen einstechen würde. Dafür war er zu sensibel, zu abgeklärt. Aber wer?
Er revidierte seine Meinung. Diese Frau Larsen ging immer gezielt gegen die Freundinnen des Bruders vor, und zwar sehr gezielt. Das waren keine Affekthandlungen. Aber Mord?
Er blickte auf die Uhr und fuhr zu der Adresse, wo er sich mit dem Makler treffen wollte. Er war zu früh, so sah er sich in der Straße um, das Haus genauer an. Von außen sehr ansprechend. Ein Park, der fast vor der Haustür lag. Die Gegend war Ok, abwarten, wie die Wohnung war.
Ein Mercedes rollte vor und ein Mann im Anzug, mit einer Akte in Hand stieg aus, kam auf ihn zu. „Herr Hauptkommissar Briester?“
„Ja, Sie sind vermutlich Herr Klein?“
Der Mann nickte. „Fahren wir hoch. Die Wohnung ist im sechsten Stock.“
Er schloss die Haustür auf. Daniel stand in einem Treppenhaus, welches auf modern getrimmt war. Eine Art Marmor zierte den Boden, die Stufen. Ein Fahrstuhl glänzte in hellem Stahlgrau. Durch die großen Fenster wirkte es hell, freundlich, besonders da gerade die Sonne schien.
„Die Wohnung hat 116
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