Danielle Steel
wirkten wie eine Ohrf eige. »Ich wollte ab er immer Kinder haben«, sagte sie. Ein Verzicht a uf eigene Ki nder würde für Kate ein großes Opfer bedeuten. Andererseits liebte sie Joe sehr und wollte ihn nicht verlieren. Schließlich hatte sie während des Krieges erfahren, was ein Leben ohne ihn bedeutete. Jetzt hoffte sie, dass er vielleicht seine Meinung änderte, wenn sie erst verheira tet waren. Dieses Risiko würde sie eingehen.
»Was denkst du, Joe?«, fragte Kate jetzt.
»Worüber?« Er warf ihr einen unglücklichen Blick zu. Ihre Fragen trieben ihn in die Enge.
»Über die Hochzeit. Oder ist diese Frage für dich nun auch erledigt?«
Kate war verärgert. Es war nicht f air, dass er alles mit sich allein ausmachte. Andererseits wusste sie, dass er sehr beschäftigt war und meist andere Dinge im Kopf hatte. Er dachte immerzu an seine Firma, für etwas anderes blieb da kein Raum.
»Ich weiß es nicht«, entgegnete Joe unbestimmt. »Müssen wir denn unbedingt heiraten? W enn wir sowieso keine Kinder bekommen, könnten wir doch auch so zusammenleben.« Plötzlich war er ihr wieder absolut fern.
Panik stand in Kates Augen. »Meinst du das ernst?« Sie starrte ihn an wie einen Fremden. Und im Grunde war es tatsächlich so. Wann diese Entfremdung begonnen hatte, wusste sie nicht. Doch jetzt wurde ihr mit einem Schlag bewuss t, dass sich alles verändert hatte. Sie fragte sich, ob Joes Wunsch, niemandem von den Heiratsplänen zu erzählen, vielleicht eine Taktik gewesen war. So hielt er sich alle Möglichkeiten offen. »Müssen wir jetzt darüber sprechen? Morgen muss ich in aller Frühe zu einer Besprechung.« Sein Gesichtsausdruck verriet
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seine Verärgerung. Er wollte dieses Gespräch so schnell wie möglich beenden. Schon jetzt fühlte er sich in der Falle und – was noch schlimmer war – schuldig, weil er Kate en ttäuschte. Diese Gewissensbisse konnte Joe kaum ertragen. Panische Angst machte sich in ihm breit, und das war schlimm er als alles, was er bisher erlebt hatte. Der Albtraum seiner Vergangenheit wurde wieder lebendig. Die S timmen seiner Verwandten, die ihm unablässig seine U nzulänglichkeit vorwarfen, dröhnten in seinen Ohren.
»Wir sprechen über unser Leben, über unsere Zukunft!« Kate gab nicht nach. »Das ist ja wohl wichtiger!«
Ihre Stimme klang schrill und erinnerte Joe an E lizabeth. »Müssen wir das denn ausgerechnet heute Abend klären?«, fragte Joe verwirrt.
Kate war jetzt wirklich wütend. Sie spürte, wie Joe sich zurückzog, und wollte ihn festhalten. Aber sie erreichte damit nur, dass er sich immer weiter von ihr entfernte. In diesem Moment wurde ihr die Ausweglosigkeit der Situation bewusst. Sie fühlte sich einsam wi e nie zuvor in ihrem Le ben.
Joe spürte das sehr wohl. Am liebsten wäre er davongelaufen. Doch Kate ließ nicht locker. Ihre Verzweiflung war so groß, dass sie sich nicht mehr zurückhalten konnte.
»Vielleicht sollten wir das Ganze vergessen«, sagte sie heftig. Joes Unbehagen wuchs. An ihrem vorwurfsvollen Blick konnte er erkennen, wie sehr er sie verletzt hatte.
»Das hast du soeben deutlich gemacht«, fuhr Kate fort. »Du sagst, dass du keine Kinder willst und keinen Grund dafür siehst, warum wir heiraten sollten. Das ist doch immerhin eine Aussage.«
Joes Entschluss hatte Auswirkungen auf ihr ganzes Leben, das wusste Kate. Sie spürte eine immer größer werdende Angst. Seit zwei Jahren wartete sie geduldi g auf den richtigen Zeitpunkt.
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Doch plötzlich musste sie einsehen, dass es gar keinen richtigen Zeitpunkt geben würde, denn eine Heirat kam für Joe überhaupt nicht in Frage.
»Ich muss ein Unternehmen leiten, Kate. Ich weiß nicht, wie viel Energie mir für Frau und Kinder bliebe. Wahrscheinlich nicht viel.« Joe war nun völlig außer sich, sah aber auch keinen Ausweg. Also ging auch er auf Distanz und wurde so kühl, dass Kate es kaum ertrug.
Tränen traten ihr in die Auge n. Er war dabei, all ihre Hoffnungen zu zerstören, all ihre Träum e. Sie war nach New Jersey gekommen, um m it ihm zusammen zu sein, um die Dinge zu beschleunigen, damit sie sich endlich gemeinsam irgendwo niederlassen konnten. Doch seine Arbeit war ihm wichtiger. Und natürlich seine heiß geliebten Flugzeuge, die ihm Frau und Kinder ersetzten. Er brauchte keine Familie.
»Ich habe gesagt, was ich sagen wollte«, fuhr Joe schließlich fort. »Für mich ist alles in Ordnung, so wie es ist. Ich kann nicht heiraten, und ich will nicht heiraten. Ich
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