Danielle Steel
zusammenzuleben. Er war derart eingespannt, dass sie ihn auf keinen Fa ll zusätzlich u nter Druck setzen wollte, er hatte einfach zu viel zu tun. Zudem spürte Kate, dass er inzwischen Angst vor seiner eigenen Courage bekommen hatte. Er hatte sich gegenüber Kate verpflichtet, und nun schreckte er davor zurück, sein Versprechen wahr zu m achen.
Erst im Frühjahr 1947 brachte Ka te das Thema wieder auf den
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Tisch. Mittlerweile hatte sie starke Zweifel, ob Joe überhaupt noch heiraten wollte. Ein oder zwei Mal hatte sie versucht, mit ihm darübe r zu sprechen, doch er war mit anderen Dingen beschäftigt und ging gar nicht darauf ein. Kate war gerade vierundzwanzig Jahre alt geworden, Joe war inzwischen sechsunddreißig und außerdem eine der bedeutendsten Persönlichkeit in der Luftfahrtindustrie. Das Unternehmen, zu dessen Aufbau er vor eineinhalb Jahren wesentlich beigetragen hatte, war zu einer Goldgrube geworden. Als Clarke zu einem Besuch nach New Jersey kam, na hm Joe ihn in einem seiner neuesten Flugzeuge mit. Kate gab noch immer vor, im Hot el zu wohnen, und ihr Vater nahm es so hin, ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren. I m Stillen je doch war er sehr besorg t um Kate. Joe schien seine Zeit entweder mit geschäftlichen Terminen oder in der Luft zu verbringen. Für Kate hatte er eine sichere Stelle geschaffen: Sie war nun für die Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens zuständ ig und bekam ein ansehnliches Gehalt. Doch es war nicht Geld, was Kate brauchte; ihre Eltern hatten ohnehin genug für sie beiseite gelegt. Sie wussten, was Kate fehlte: ein Ehemann. Clarke war unterdessen davon überzeugt, dass er mit seinen Worten im vorigen Sommer bei Joe auf taube Ohren gestoßen war. Und Elizabeth drängte Kate, nach Boston zurückzukehren und wieder bei ihnen zu wohnen. Joe hatte seit Monaten nicht mehr über eine Heirat gesprochen. Zwei Jahre waren vergangen, seit er aus dem Krieg zurückgekehrt war.
Eines Tages hatte Kate genug. Unverblümt stellte sie die entscheidende Frage. Wie immer er darüber dachte, sie wollte es nun endlich wissen. »Werden wir jemals heiraten, Joe? Oder hast du dich dazu entschlossen, es ewig aufzuschieben?« Joe war sich bewusst, dass er dem Thema auswich. Während des Gesprächs mit Clarke hatte er sich mit dem Gedanken an eine Ehe angefreundet. Es sprach sicher einiges dafür, vor allem Kares Lebensgeschichte. Doch wenn Joe ehrlich war, hielt er
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eine Heirat schlicht für überflüssig. Außerdem – das betonte er nun erneut – wollte er keine Kinder. Imm er wieder hatte er über diese Frage nachgedacht und war zu dem Schluss gekomm en, dass er keinerlei Wunsch danach verspürte. Kinder passten einfach nicht zu seinem Lebenswa ndel. Er lebte für seine Arbeit, für seine Flugzeuge und für Kate. Sie wartete jeden Abend geduldig auf ihn, wenn er nach Hause kam. Für Joe lief alles wunderbar, er war nicht bereit, sein Leben zu ändern. Seine Arbeit war viel zu aufregend. Die Aussicht auf schreiende Babys, denen man ständig die Windeln wechseln musste, entsetzte ihn. Seine eigene Kindheit war ein einziger Albtraum gewesen, und er fühlte sich nicht dazu in der Lage, selbst ein Kind großzuziehen und Verantwortung dafür zu übernehmen. »Heißt das etwa, dass du, selbst wenn wir heiraten, keine Kinder willst?«
Es war das erste Mal, dass Joe s eine Meinung zu diesem Thema äußerte. Kate wusste zwar, dass der Gedanke an eigene Kinder ihn bisher nicht unbedingt begeistert hatte, doch es schockierte sie zutiefst, dass er offenbar bereits eine endgültige Entscheidung getroffen hatte. Nie zuvor hatten sie offen über diese Frage gesprochen. Joe hatte sich stets darum gedrückt. Kate war ihm in der Firma eine große Hilfe, und er wollte sie gern dort behalten. Sie sollte sich nicht auss chließlich dem Haushalt und der Kindererziehung widmen. Der Gedanke an eine Ehe war schon beunruhigend genug.
»Ja, genau das heißt es«, entgegnete er ehr lich. Er ha tte Ka te niemals angelogen, er hatte das Thema einfach verm ieden. »Ich will keine Kinder.« Diese Entscheidung hatte auch dazu geführt, dass er von einer Heirat Abstand genommen hatte. Das Gespräch mit Clarke hatte seine Wirkung verfehlt.
»Ach!« Kate lehnte sich zurück.
Sie saßen wie immer in Joes Wohnung, obwohl Kate nach wie vor offiziell im Hotel wohnte. Für ihre Treffen standen ihnen
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nur Joes spärlich möbliertes Apartment und das Haus ihrer Eltern in Boston zur Verfügung.
Seine Worte
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