Danielle Steel
Selbstmord begangen hatte. Wie sehr sie auch strahlte, er hatte nun einen Blick für ihre seelischen Verletzungen. Auf seltsame Weise liebte er sie noch mehr als zuvor. Kate war trotz ihrer Erlebnisse stark geworden, und nach außen war ihr nichts anzumerken. Selbstbewusst schritt sie durchs Leben, doch tief in ihrem Inneren war s ie ein furchtsames Mädchen geblieben. So wi e er selbst ei n einsamer Junge geblieben war. Aus irgendeinem tieferen Grund hatte das Schicksal sie zusammengeführt. Joe hatte nicht vergessen, wie sehr sie ihn verwirrt hatte, als er ihr zum ersten Mal begegnet war. Vielleicht waren sie von Anfang an füreinander bestimmt gewesen.
»Du hast es heute tatsächlich fertig gebracht, m einen Vater betrunken zu machen«, lachte Kate, als sie Hand in Hand durch den Sand liefen.
»Wir hatten viel Spaß miteinander.«
»Das ist schön.«
Joe fragte sich im Stille n, ob sie wohl eines Tages ihrer Mutter ähneln würde. Wie würde er damit zurechtkommen? Trotz all seiner Befürchtungen konnte er jedoch die Weisheit in Clarkes Worten kaum ignorieren. Vieles von dem, was er gesagt hatte, hatte Joe tief bewegt.
»Ich glaube, wir sollten in den nächsten Tagen endlich heiraten«, sagte Joe beiläufig.
Kate hielt mitten im Schritt i nne und starrte ihn fassungslos an. »Bist du etwa immer noch betrunken?« Sie wusste nicht, ob er es ernst meinte oder ob er einen Witz machte.
»Wahrscheinlich. Aber was macht das schon? W ir können’s doch mal versuchen, Kate. Immerhin ist es ja möglich, dass etwas Gutes dabei herauskommt.« Er schien nicht vollkommen überzeugt zu sein, doch zum ersten Mal in seine m Leben war er entschlossen, diesen Sch ritt zu wagen.
»Wie kommst du denn plötzlich auf diese Idee? Hat mein
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Vater dich etwa unter Druck gesetzt?«
»Nein. Er hat mir nur gesagt, dass ich dich wahrscheinlich verlieren werde, wenn ich nicht endlich zur Vernunft komme. Und vermutlich hat er Recht.«
»Du wirst mich nicht verlieren, Joe«, widersprach Kate sanft, während sie sich in den Sand setzten und Joe sie an sich drückte. »Ich liebe dich viel zu sehr. Du brauchst m ich nicht zu heiraten, wenn du nicht willst.« Beinahe h atte sie Mitle id mit ihm. Mittlerweile verstand sie , wie vi el ihm seine Freiheit bedeutete. »Vielleicht will ich dich ja heiraten. Wie wär’s damit?« »Das wäre wundervoll!« Kate strahlte ihn an. Nie hatte er sie mehr geliebt als in diesem Augenblick. »Es wäre traumhaft! Bist du dir denn wirklich sicher?« Si e war wie betäubt. Endlich war es soweit!
»Sicher genug«, verkündete Joe. Clarke hatte ihm die Augen geöffnet. Er hatte die Dinge so dargestellt, wie sie waren. Joe musste nur endlich den Mut aufbringen, diesen Schritt zu tun. Er war sich ihrer starken und kostbaren Liebe bewusst. »Wir sollten trotzdem nichts überstürzen«, fuhr er vorsichtig fort. »Vielleicht warten wir noch ein paar Monate. Ich muss mich erst an den Gedanken gewöhnen. Vorerst zu niemandem ein Wort, hörst du?«
»In Ordnung«, entgegnete Kate ruhig.
Schweigend saßen sie eine Weile nebeneinander. Dann gingen sie Hand in Hand zum Haus zurück.
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K
ate und Joe kehrten nach New Jersey zurück, um Seite an
Seite ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Nachdem sie beschlossen hatten zu heiraten, veränderte sich vieles unmerklich. Kate schien sich sicherer zu fühlen, und Joe gewöhnte sich langsam an den Gedanken an die Hochzeit. Sie schmiedeten Pläne für die Zukunft, sprachen über das Haus, das sie kaufen würden, und über die Hochzeitsreise. Doch nach einer gewissen Zeit wurde Joe sichtlich ungehalten, wenn Kate das Thema zur Sprache brachte. Er war von der Idee überzeugt, aber ab und zu machte ihn der Gedanke doch ziemlich nervös. Im Grunde hatte Joe gar keine Zeit, über eine Heirat nachzudenken. Der Bau einer zweiten Produktionshalle war im Gespräch, und seine Aufgabe war es, Pläne zu entwickeln und sich den neuen Herausforderungen zu stellen. Im Herbst waren die Heiratspläne bereits vollkommen in Vergessenheit geraten. Sowohl Joe als auch Kate hatten mehr zu tun als jemals zuvor. An eine Reise nach Boston zu Thanksgiving war nicht zu denken, und sie würden Kates Eltern frühestens zu Weihnachten besuchen können. Elizabeth war mittlerweile so erbost darüber, dass Kate und Joe noch immer nicht verlobt waren, dass alle es vermieden, das Thema anzuschneiden.
Kate war unterdessen zu dem Sc hluss gekommen, dass ihr nichts so wichtig war, wie m it Joe
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