Danielle Steel
Stein im Magen lag und ihr das Herz weh tat. Verzweifelt hoffte sie, Joe würde all das, was er ihr in de r Nacht zuvor gesagt hatte, zurücknehmen, doch er schwieg.
Joe beendete sein Frühstück. Dann schaute er Kate an. Sie wusste, das dies einer jener schrecklichen Augenblicke im Leben war, die sie nie vergessen würde. »Ich liebe dich, Kate. Doch ich will dir nichts vorm achen. Ich glaube nicht, dass ich jemals das Bedürfnis verspüren werde zu heiraten. Ich will es einfach nicht. Ich will mich nicht binden. Ich will meine Freiheit nicht aufgeben. Ich finde es schön, wenn du mich bei meiner Aufgabe unterstützt, wenn du in meiner Nähe bist. Doch mehr kann ich dir nicht geben. Ich liebe meine Arbeit und meine Flugzeuge. Sie sind mein Leben, sie bedeuten mir alles. Vielleicht habe ich einfach nur Angst davor, m ich auf eine Ehe einzulassen, Kate. Aber so bin ich nun mal. Und ich will keine Kinder, niemals. Es gibt in meinem Leben einfach keinen Platz für sie.« J oe wurde in diesem Augenblick klar, dass die Beziehung zu Kate ihn zu sehr einengte. Sie war eine zu große Bürde. Er wollte ungestört seine Arbeit tun. Für eine Bindung war er im Grunde viel zu beschäftigt. D och Kate war vierundzwanzig Jahre alt, sie wollte Kinder und einen Ehemann, sie wollte ein ganz normales Leben führen und nicht die Assistentin eines Mannes sein, der ihr keine Zukunft bieten konnte.
Joes Worte waren für Kate wie eine Ohrfeige, sie bestätigten ihre schlimmsten Befürchtungen. »Du weißt, wie ich darüber denke. Ich kehre nach Hause zurück. Wahrscheinlich hätte ich all diese Fragen schon viel früher stellen müssen.« Sie war eine Idiotin! Und zu all ihrer Wut und Enttäuschung fühlte sie sich an den Tag erinnert, an dem ihr Va ter gestorben war: Das Gefühl eines unermesslichen Verlustes überwältigte sie.
»Als ich hie r m it der Arbeit begann, wusste ich nicht, was ich wirklich wollte. Jetzt weiß ich es. Ma ch, was immer für dich d as Beste ist, Kate.«
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»Ich verlasse dich«, sagte sie schlicht, als ih re Blick e s ich erneut trafen.
»Du willst deine Arbeit aufgeben?« Das konnte Joe sich nicht vorstellen. Sie musste verrückt sein. Verstand sie denn nicht, was sie hier W ichtiges leiste ten? Eine solche Verantwortung hatte er noch nie übernommen, und er wollte diese Erfahrung mit ihr teilen.
Doch Kate war daran nicht länger interessiert. »Es ist nicht meine Arbeit, Joe, sondern deine.«
Das war ein völlig neu er Gedanke für Joe. »Willst du Anteile an der Firma?«
Kate lächelte. »Nein. Ich will etwas anderes … Meine Mutter hatte Recht: Es ist wichtig, sich sicher zu fühlen. Mir jedenfalls.«
»Ich verstehe«, gab Joe zurück. Er nahm seine Aktentasche und schaute Kate an. »Es tut mir Leid, Kate.«
Sie waren inzwischen seit sieben Jahren zusammen, und nun war plötzlich alles vorbei, weil er nicht bereit war, sich zu einer Heirat zwingen zu lassen. Für ihn gab es wi chtigere Dinge, für die er die Verantwortung übernommen hatte. Er wusste, dass er mittlerweile ein bed eutender Mann war, doch diese s W issen hatte für ihn nichts verändert. Tief im Innern war e r der unsichere Junge geblieben.
»Mir tut es auch Leid, Joe«, flüsterte Kate.
Es war eine Tragödie. Ihre Beziehung war am Ende, und Joe war es, der sie zerstört hatte. Er hatte eine verheerende Entscheidung getroffen, die ihrer beider Leben veränderte, und er hatte nicht einmal mit ihr darüber gesprochen.
Doch Joe hatte keine andere Wahl. Zum Abschi ed gab er Kate keinen Kuss. Er sagte nichts m ehr, und auch sie schwieg, während er mit seiner Aktentasche zur Tür hinausging, ohne sich noch einmal umzudrehen.
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Kate blickte ihm aus verweinten Augen nach.
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K
ates Eltern wussten, d ass ihre Tochter endgültig nach
Hause zurückgekehrt war, doch über den Grund erfuhren sie nichts. Kate gab ihnen keinerlei Erklärung, verlor weder ein Wort über Joe noch über die Ereignisse in New Jersey . Ihr Schmerz war viel zu groß, sie konnte einfach nicht darüber sprechen. Noch immer hegte sie die Hoffnung, Joe würde eines Tages aufwachen und sie maßlos vermissen. Dann würde er bestimmt anrufen und ihr sagen, dass er sie doch heiraten und Kinder mit ihr haben wolle. Aber Joe meldete sich nicht, und sie war am Boden zers tört.
Offenbar hatte er es mit der Trennung ernst gemeint, denn einige Wochen später schickte er Kate ein Paket mit Kleidern, die sie in seiner Wohnung vergessen hatte. Nicht einmal einen
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