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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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erlesenen Geschmack des unerwarteten Besuchers.
    Noch bevor der Graf zwei schlanke Beine entdeckte, die über den Rand eines Sessels baumelten, machte sein Herz einen Riesensatz.
    Wie immer trug Susanne keine Schuhe. Sie schlief tief und fest, einen Schmöker auf der Brust, und ließ sich von seiner Anwesenheit nicht stören. Vorsichtig nahm er ihr das Buch aus der Hand. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sah, dass sie „Keltische Sagen aus Irland“ gelesen hatte. Sie war immerhin bis zur fünften Seite gekommen, ehe sie eingeschlafen war.
    „ Níl maith ar bith sa leabhar seo “, murmelte er achselzuckend.
    Und noch während er das sagte, leuchtete wie ein Blitz die Erinnerung in seinem Hirn auf – klar und deutlich, Bruchteile von Sekunden lediglich, auf jeden Fall viel zu kurz, um sie festzuhalten.
    Gälisch! Es hatte mit der gälischen Sprache zu tun!
    Aber wie passte Suse dazu? Verwirrt schüttelte er den Kopf.
    Kein Wunder, dass sie bei dieser Lektüre eingeschlafen war. Er legte das Buch auf den Schreibtisch. Vielleicht würde er es auch einmal damit probieren. Dann schaltete er die Stehlampe aus und hob Suse auf seine Arme.
    Instinktiv schmiegte sie sich an seine Brust, über der sich der Morgenmantel geöffnet hatte. Sein Herz schlug schneller. Er hörte sie etwas Unverständliches vor sich hin brabbeln , bis ihm schließlich der Atem stockte, weil sie ihre Wange an seiner warmen Haut rieb. Für einen Moment schloss er die Augen, um seine Gedanken auf den Weg zu den Schlafzimmern zu konzentrieren.
    Langsam durchquerte er die große Halle, stieg die Treppen nach oben und trug Suse die Galerie entlang bis in den Seitenflügel. Er hätte ewig so gehen können. Bis ans Ende der Welt. Mit dieser Frau in den Armen!
    Vor ihrer Zimmertür verhielt er den Schritt und betrachtete ihr Gesicht. Mit knapper Not widerstand er der Versuchung, ihr eine Strähne aus dem vom Schlaf geröteten Gesicht zu streichen. Sie schien im Schlaf zu lächeln. Wovon sie wohl träumte? Der plötzliche Wunsch, er möge wenigstens in ihren Träumen eine Rolle spielen, breitete sich bis in die letzte Faser seines Körpers aus. Seine Sehnsucht wuchs zu derartiger Größe an, dass es beinahe wehtat. Er war geneigt, die Ursache dieses Gefühls in der unteren Körperregion zu orten. Aber dann musste er feststellen, dass sie höher lag, nämlich genau da, wo Suses Kopf an seiner Brust ruhte.
    Du hast dein Ehrenwort gegeben!
    „Nun gib schon zu, dass meine Selbstbeherrschung bemerkenswert ist“, grunzte er niemand bestimmten an. „Oh ja, ich bin ein Held. Danke! Danke!“
    Leise öffnete er die Tür und bettete Suse behutsam in ihre Kissen. Als würde sie seine Wärme vermissen, rollte sie sich knurrend zusammen. Während Matthias sie zudeckte, beobachtete er, wie sich ihre Augen unter den geschlossenen Liedern bewegten.
    „Matt’n“, murmelte sie leise und undeutlich, sodass er es kaum verstehen konnte.
    Träumte er jetzt schon mit offenen Augen?
    Vergiss dein Versprechen nicht! rief er sich erneut zur Ordnung, als er schon drauf und dran war, sich zu ihr hinab zu beugen in der kindischen Hoffnung, sie würde weitersprechen.
    Was hatte sie ihm sagen wollen? Dass sie ihn liebte? Oder einlud , den Platz neben ihr einzunehmen?
    Er zuckte zurück. Herr, schmeiß Hirn vom Himmel! Er halluzinierte!
    Wer würde ihm endlich den wohlverdienten Verdienstorden der höchsten Klasse an die Brust heften? Ossi hätte diese Aufgabe vermutlich mit Freuden übernommen. Der wäre angesichts der zölibatären Lebensweise seines Freundes vor Staunen nicht mehr geworden und hätte ihm anerkennend auf die Schulter geklopft.
    Oder sich ganz einfach kaputt gelacht.

22 . Kapitel
     
    Der Wind trieb Haufen weißer Wolken vor sich her. Wolken, so träge und dick, dass sie sich zwischen den Gipfeln der Bergkette in der Ferne verfingen und ratlos hin und her wankten. Seit zwei Stunden beobachtete Susanne voller Faszination, wie die schnell ziehenden Wolken atemberaubende Schatten über die Hügel und Felder warfen. Fearghais hatte ihr zu erklären versucht, in welcher Weise die ständig feuchte Atmosphäre über der Insel die Farben der Sonne mischte, sie dämpfte und brach, was zur Folge hatte, dass ein und derselbe Ort immer wieder anders aussah und jede Stunde ein neues Bild der Landschaft für den ahnungslosen Betrachter zauberte.
    Nun, sie hatte zugegebenermaßen nicht einmal die Hälfte seiner Ausführungen verstanden, trotzdem war Suse gerne

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