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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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vorbehalten war. Sie war natürlich bass erstaunt gewesen, weil sie nicht erwartet hatte, der promovierte Akademiker Clausing könnte in seiner Bibliothek auch seichter Literatur ein Plätzchen eingeräumt haben. Doch selbst diese Bücher sahen alle gelesen aus, wie sie schnell feststellte. Vielleicht bedienten sich ja seine Geliebten daran – sofern sie überhaupt des Lesens mächtig waren. Oder das weibliche Personal. Wie auch immer, Hauptsache, eines davon würde ihr helfen einzuschlafen.
     
    Vor einer geraumen Weile schon hatte er sich von der Idee verabschiedet, in dieser Nacht auch nur eine Stunde Schlaf zu finden. Er warf einen flüchtigen Blick auf die Leuchtziffern des Radioweckers. Drei Uhr. Ein schlechtes Omen. Mit nicht zu leugnendem Grauen erinnerte er sich an einen medizinischen Bericht, wonach die meisten Schwerkranken zu eben dieser Stunde die Augen für immer schlossen. Die männlichen Mitglieder seiner Familie waren alle nicht sehr alt geworden.
    Er war nicht abergläubisch, dennoch wollte er sein Schicksal nicht versuchen. Mit einem Ruck schwang er die langen Beine aus dem Bett und warf sich murrend seinen Morgenmantel über die Schultern.
    Also sollte der frustrierendsten Beltane -Nacht in der Geschichte der Menschheit nicht bloß ein ebenso trübsinniger Tag, sondern eine weitere schlaflose Nacht folgen.
    Diese Aussicht trug wahrlich nicht dazu bei, seine Stimmung zu heben, und er tröstete sich mit der Aussicht, etwas Essbares in der Küche zu finden. Máire wusste um jede seiner Marotten und hielt stets ein paar liebevoll ausgesuchte und sorgfältig in Folie verpackte Reste vom Abendessen für ihn griffbereit. Sollte ihn selbst das nicht auf andere Gedanken bringen, gab es immer noch seine gut bestückte Bar im Arbeitszimmer. Oder seine Abrechnungen.
    Auf Zehenspitzen schlich er über den von Nachtlichtern im Boden beleuchteten Gang. Vor Suses Tür hielt er einen Moment inne. Es war dunkel in ihrem Zimmer. Wenngleich er um diese Zeit nun wirklich nichts anderes erwarten konnte, war er eigenartigerweise enttäuscht.
    Nach den aufputschenden Ereignissen der vergangenen Nacht konnte dieses Weibsbild heute schon wieder in aller Ruhe und Zufriedenheit schlafen, während zwei Türen weiter ein Mann vor Sehnsucht und unerfülltem Verlangen starb! Es hatte ihr vermutlich nicht das Mindeste ausgemacht, während er unter dem Desaster litt wie ein Hund. Hatte sie nie von Anteilnahme gehört, Mitgefühl und Nächstenliebe?
    Allerdings gab es da noch etwas anderes, das ihn um seine Ruhe brachte. Es war mehr die vage Erinnerung an eine Begebenheit in der vergangenen Nacht. Er war überzeugt, dass es sich um etwas Wichtiges handelte. Etwas wahrhaft Entscheidendes.
    Und es hatte mit Suse zu tun.
    Mit wem sonst? dachte er zähneknirschend. Unwirsch zog er den Gürtel seines Morgenmantels fest – man konnte ja nie wissen, wem man unterwegs begegnete – und stapfte mit grimmiger Miene die Treppen ins Erdgeschoss hinab.
    Ein schwacher Lichtstreifen unter der Tür zur Bibliothek lenkte seine Aufmerksamkeit von der Küche ab. Einbrecher? Oder hatte er selber ver säumt, das Licht zu löschen? Normalerweise kontrollierte Fearghais jeden Abend auf einem letzten Rundgang die Räume im Erdgeschoss. Er stieß gegen die angelehnte Tür und tapste voran, um eines Trümmerhaufens von Bibliothek angesichtig zu werden.
    In wortlosem Schock klappte sein Unterkiefer herunter. Obwohl es in diesem Haus ausreichend Platz gab, hatte er, der Seemann, es noch nie gemocht, wenn überall Dinge herumlagen. Folgerichtig schrie s ein Ordnungssinn vor Entsetzen um Hilfe. Innerhalb weniger Stunden hatte es jemand geschafft, seine geheiligte Zuflucht ins völlige Chaos zu stürzen. Jedes Schubfach und jede Schranktür stand offen und spuckte ihren Inhalt aus. Aufgefaltete Land- und Seekarten bedeckten den Schreibtisch. Von Krümeln umgeben lag kopfüber eine leere Keksdose da, als sei sie einer riesigen Ratte zum Opfer gefallen.
    Nein, keiner Ratte, korrigierte er sich gequält, sondern einem winzigen Ding mit rosa Öhrchen und goldenen Haaren.
    Er verbiss sich ein Knurren, als er mit gerunzelter Stirn seinen Blick über den Fußboden schweifen ließ. Unzählige aufgeschlagene Bücher türmten sich zwischen Bonbonpapier, halbvollen und leeren Gläsern und einer Suppentasse. Eine Socke, als Lesezeichen missbraucht, steckte zwischen den Seiten eines in Leder gebundenen Wälzers. Eine leere Schachtel belgischer Nugatpralinen zeugte vom

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