... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
verloren gehen. Schade bloß, dass aus dem Lachs für ’s Mittagessen nichts geworden ist. Ich wäre gerne angeln gegangen. Vor allem mit Ean. Wär’ bestimmt lustig geworden. Er ist ein netter Kerl, immer gut drauf und … richtig liebenswürdig. Du kannst sehr stolz auf ihn sein.“
„Das bin ich. Wie auf jedes meiner Kinder.“
Máire siebte das Mehl mit einem halben Teelöffel Backpulver in eine Schüssel und bröselte die Butter dazu.
„Was wird das?“
„Die Männer haben sich Scones zum Tee gewünscht.“ Máire seufzte, als würde ihr das unendlich viel Mühe bereiten, während sie gleichzeitig eine Prise Salz in die Schüssel streute und mit einem Messer ganz langsam einen Viertelliter Milch einrührte.
„Waren sie gestern also tatsächlich Baustoffe fahren?“, erkundigte sich Suse betont gleichmütig. „Im Baumarkt soll ja angeblich ein Sonderverkauf stattgefunden haben.“
„ Du hast ihm das nicht geglaubt? Wieso?“ Máire blickte lediglich kurz über ihre Schulter, dieser Moment allerdings genügte, um die Verärgerung zu erkennen, die Suse mit ihren Worten in der Haushälterin ausgelöst hatte. „Wieso sollte er dich belügen?“
„Ich habe nun mal die Erfahrung gemacht, nicht alles zu glauben, was man so erzählt.“
„ Warum nennst du nicht beim Namen, wen du meinst?“
„ Schon gut. Ich kann Matt’n nicht alles glauben und das weißt du genau.“
„Aha, du w illst mir also unterstellen, ich hätte mich beinahe vierzig Jahre lang in Matty getäuscht? Eine ganz schön lange Zeit, meinst du nicht? Ich habe ihn und Fearghais gemeinsam gestillt, nachdem Lord Tomás seine Frau verloren hatte.“ Sie tätschelte Suse den Arm. „Ich weiß nicht, was vorgefallen ist, aber Beltane war nichts als ein bedauerlicher Ausrutscher.“
„Meine Meinung von ihm habe ich doch nicht erst seit jener Nacht. Und überhaupt, was meinst du mit Ausrutscher? Er war nicht betrunkener als all die anderen. Von mir mal abgesehen.“ Verlegen zupfte sich Suse an der Nase und machte sich mit völlig unnötigem Eifer daran, den Wasserkessel zu füllen.
„Ach, ich dachte bloß … Es war Ean, der euch heimgefahren hat?“
„Und sogar der war alles andere als nüchtern , das kannst du mir glauben.“
„Nüchtern genug, um euch beide genau zu beobachten.“
„Diese Klatschbase!“
„Ihr ward … – es geht mich nichts an, ich weiß – zusammen?“
„ Es geht dich nichts an, Máire, ganz Recht. Und ja, wir waren zusammen. Und zwar erst auf der Festwiese, danach zusammen auf dem Nachhauseweg im Auto. Und sogar bis in mein Zimmer haben wir es gemeinsam geschafft, stell dir das mal vor. Zu allem anderen, was hätte passieren können, kann ich bloß sagen: Nein. Nein, wirklich nicht. Er hat rechtzeitig“, Suse stieß einen freudlosen Lacher aus bei der Erinnerung an diese Pleite, „den Schwanz eingezogen“, obwohl ihm das einige Schwierigkeiten bereitet haben musste, „und ist aus meinem Zimmer geflüchtet.“
In Máires Augen blitz te der Schalk, ganz kurz, sodass es Suse entging. „Aha.“
„ Ja. Aha. Und nichts! Sonst! Übrigens, was ich dich neulich schon fragen wollte: Nennst du ihn ernsthaft Mathew ?“
„ Warum nicht? Immerhin wurde er auf diesen Namen getauft.“
„Wow! Er ist … Ich hatte keine Ahnung, dass er getauft wurde. Mathew. Irisch-katholisch oder englisch-protestantisch?“
„Seinem Vater war sogar das vollkommen gleichgültig. Die Lady allerdings stammte aus einer uralten, gälischen Familie und so war es keine Frage, ihn katholisch taufen zu lassen.“
Suse s chaute mit ungläubigem Gesichtsausdruck zu Máire, die das Backblech mit den fingerdick ausgestochenen Scones in den Herd schob und eine altmodische Kaffeemühle aus einem Schrank holte, um die Bohnen zu mahlen.
„Matt’n und katholisch, sieh an.“
Wieso erf ahre ich erst heute davon, fragte sie sich leicht verärgert. Dieses Thema hätte so viel Stoff zum Lästern geboten, hätte sie nur früher von diesem pikanten Detail aus Clausings Biografie gewusst.
„ Bei diesem Lebenswandel müsste er eigentlich unentwegt … Hast du ihn jemals in die Kirche gehen sehen?“
„Nicht so oft, wie es sich für einen guten Katholiken gehört. Aber auch wir gehen lediglich sonntags zur Messe. Und natürlich an den hohen Kirchenfeiertagen. Oder wenn Totenmessen gelesen werden. Zu Hochzeiten und Taufen sowieso. Und zwischendurch, wenn sich gerade die Gelegenheit bietet.“
„Also ständig.“
Der Wasserkessel pfiff
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