... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
Bhraonáin.“
„ Mmmh. Ach ja?“
„Eithne“, wiederholte er mit Nachdruck. „Das bedeutet auf Deutsch ‚Kern’.“
„War Eithne nicht die keltische Mondgöttin und Tochter von Balor, dem einäugigen Kriegsgott?“
„Komm mir nicht schon wieder mit diesem Unfug!“ Verwirrt zuckte er mit der Schulter. „Sagt dir vielleicht Enya mehr?“
„Echt, die ? Enya? Ich liebe Enya! Und das ist wirklich ihre Familie? Scheint bei den Iren Tradition zu sein, dass die ganze Sippe Musik macht. Wie viele von den Geschwistern spielen da mit?“
Er kramte hektisch in seinem Gedächtnis und murmelte: „Pól, glaube ich, und … Ciarán? Außerdem zwei Onkel, Zwillinge, wenn ich mich nicht täusche.“
„Was höchst unwahrscheinlich ist.“
Er warf ihr einen bitterbösen Blick zu und fuhr in bemüht würdevollem Ton fort: „Und dann ist da noch eine Schwester. Moya.“
Moya? Oder hieß sie …
„Máire?“
„Na ja, man kann nicht alles wissen“, beschwichtigte Suse den Grafen und er wurde den Verdacht nicht los, dass sie ihn durchschaut hatte.
„Wieso hast du dir eigentlich einen Reiseführer zugelegt, wenn du doch gar nicht vorhast, länger hierzubleiben? Und woher weißt du, wie die Tochter von Balor hieß?“
„Ich füge mich in mein Schicksal.“
„Und? Geht es dir damit besser?“
„Passt schon. Übrigens …“
Die Frage lag ihr seit Tagen auf der Zunge. Noch länger konnte sie sich beim besten Willen nicht zurückhalten, wollte sie nicht daran ersticken.
„Wie gehen die Arbeiten an der Hütte unten neben dem Eingang voran?“
„Du meinst das Pförtnerhäuschen?“
Meine Güte, was denn sonst?
„Da herrscht Tag und Nacht eine Betriebsamkeit, die geradezu erschreckend ist. Ständig stolpert man über irgendwelche Leute, die sich als Cousin oder Neffe, Freund vom Freund oder einfach nur als irgendjemand vorstellen. Warum habt ihr es so eilig mit diesem Bau?“
„So eilig nun auch wieder nicht.“
Zur Hölle, was ist denn das für eine Antwort?!
„Ist was dran an den Gerüchten, dass Fearghais und Áine …“
„Ja. Sie haben lange genug gewartet.“
Und worauf, bitteschön? Geht das vielleicht auch konkreter?
„Und? Wann wird die große Party steigen?“
„Es gibt noch keinen endgültigen Termin. Vorher … erst müssen gewisse andere Dinge erledigt werden.“
Ach, was du nicht sagst, Schlaumeier! Und das wäre? Deine eigene Hochzeit zum Beispiel? Zuerst jedoch musst du mich entsorgen.
Verdammt, dar über hatte sie bisher gar nicht richtig nachgedacht! Langsam dämmerte ihr, dass ihm das einiges Kopfzerbrechen bereiten musste. Wie er es wohl anstellen würde, sie loszuwerden? Da war sie jetzt schon gespannt darauf.
Oooh nein! Wenn er darauf spekulierte, sie würde freiwillig das Feld für irgendeine hochwohlgeborene Tussy räumen, hatte er sich gewaltig geschnitten!
„Ich werde dich im Stadtzentrum absetzen.“
„In Ordnung.“
„Reich t eine Stunde aus?“
„ Eine? Wenn ich auf King Johns Spuren wandeln will? Wie lange hast du hier zu tun?“
Er zuckte vage mit den Schultern und tat, als müsste er sich auf den allmählich dichter werdenden Verkehr konzentrieren , während Suse versuchte, sich markante Punkte einzuprägen, die sie auf ihrem Weg ins Zentrum passierten und an denen sie sich später – mit viel Glück, vielleicht – würde orientieren können. Von der Patrick Street , Sráid an Phádraig , zweigte linkerhand der Arthur’s Quay ab. Während sie an der Ampel standen, fand Suse ein Hinweisschild zum Arthur’s Quay Park . Das Touristenbüro, Bord Fáilte , befand sich unmittelbar an der Straßenecke.
Wie selbstverständlich kam es ihr mit einem Mal vor , die irischen Bezeichnungen in ihren Wortschatz aufzunehmen. War gar nicht so schwer, wie sie inzwischen fand.
„Du, Matt’n, was ich nicht verstehe, bord heißt doch ‚Tisch’ und fáilte ‚Willkommen’. Wie kommen die dann auf Bord Fáilte für ’s Fremdenverkehrsamt?“
„Frag nicht mich, frag …“
„Ich habe dich gefragt, also erklär es mir! Du bist nicht mehr oder weniger Ire als die anderen, die hier leben!“
„Und was ist mit dir?“, schoss er zurück und Suse hätte darauf gewettet, dass er dabei Feuer spuckte. „Wie lange wirst du noch in Killenymore bleiben? Und wie lange wirst du dann in Erinnerung behalten, was ich dir jetzt erzähle? Wenn du zurück in Rostock bist, hast du ohnehin alles ganz schnell wieder vergessen. Alles und jeden“, setzte er beinahe unhörbar
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