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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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reagierte, demonstrierte er eine tödliche Verwundung. „ Ní cuimhin leat mé ?“
    „Rory?“ Den Namen hatte sie schon mal gehört.
    „ Ó hEaghra “, half er ihr auf die Sprünge.
    Auch das Gesicht kam ihr jetzt irgendwie bekannt vor. „Der Caller , natürlich! Is cuimhin liom . Ich freue mich, dich wiederzusehen.“
    Sie entdeckte hinter ihm einen kleinen Jungen, der sich Schutz suchend an sein Bein klammerte, und ging in die Hocke. „ Haló! Is Susanne mé. Agus tusa? “
    Wortlos streckte d er Kleine seine Hand aus und beäugte Suse einigermaßen misstrauisch.
    „ Mein Enkel Stiofán“, verkündete Ruadhrai voll Stolz und legte seine Hand auf den Kopf des Jungen. „Einen Moment, ihr zwei.“
    E r schlängelte sich vorbei zum Kassenhäuschen und wedelte wenig später geschäftig mit einem Packen Eintrittskarten vor ihren Nasen. Während er diese an eine Gruppe schnatternder Touristen verteilte, erklärte er Suse, dass er während der Sommersaison als Reiseleiter deutschsprachige Besucher durch Irland begleitete. Sie könnte sich gerne anschließen, wenn sie nicht mit jemand anderem verabredet sei. Dabei zwinkerte er ihr in einer derart vertraulichen Art und Weise zu, dass sie unvermittelt spürte, wie verräterische Röte in ihr Gesicht schoss.
    Da hatte sich Ruadhrai bereits wieder der Gruppe zugewandt und mit seinem eindrucksvol len Bass Gehör verschafft.
    „Also, machen wir weiter im Text: Im Jahr 795 tauchten erstmals wikingische Seeräuber vor der irischen Küste auf, versprachen doch die Klöster mit ihren Reichtümern lohnende Beute. Erinnert sich noch jemand an die Klöster Clonmacnoise und Glendalough im Gleann da Loch , dem Tal der zwei Seen, welche wir gestern beziehungsweise vorgestern besuchten?“
    Das zustimmende Gemurmel einiger Touristen vermischte sich mit entrüsteten Zwischenrufen anderer und brachte Suse zum Lachen.
    „Ein kleiner Test ihrer Aufmerksamkeit“, raunte Ruadhrai ihr zu und fuhr fort: „Die Nordmänner gründeten bald darauf Küstensiedlungen, von denen aus sie mit ihren flachen Langbooten auf den Flüssen ins Landesinnere vordringen konnten. Die ersten Städte entstanden: Dublin, Wexford, Waterford, Cork und unser wunderschönes Limerick. Und da die Wikinger nicht nur grausame Plünderer, sondern in der Hauptsache clevere Kaufleute waren, entwickelten sich ihre Ansiedlungen zu wohlhabenden Seestädten mit einem blühenden Gemeinwesen. Dublin gar galt als umsatzstärkster Handelshafen des Mittelalters.
    Obwohl die Kämpfe zwischen den gälischen Königen und den Wikingern oftmals mehr sportlichen Charakter trugen und sich eine Reihe von Allianzen zwischen ihnen herausbildete, gab es ebenfalls Stammesführer, denen die Wikinger ein echter Dorn im Auge waren. Allerdings wurde den Nordmännern erst Anfang des elften Jahrhunderts ein entscheidender Widerstand entgegengesetzt, als sich nördlich von hier, im County Clare, eine neue Dynastie profilierte. Eine kleine tuath namens Dál gCais breitete sich von ihrem Stammland in das Territorium der Eóghanacht aus. Sie brach nicht allein deren Macht, sondern führte unter Brian Ború, der mittlerweile König von Munster war, Krieg gegen die Ui Neill. Im Jahr Eintausendundfünf hatte Brian Ború erreicht, was niemand für möglich gehalten hatte: Er unterwarf die Ui Neill im Norden und Süden und erlangte die Kontrolle über die gesamte Insel.“
    Nachdem Suse zunächst gezögert hatte , sich der Gruppe anzuschließen – aus Angst, es könnte zu Unmutsbekundungen der zahlenden Gäste kommen –, klemmte sie sich jetzt ihr Reisehandbuch unter den Arm und blieb stehen, um Ruadhrais Ausführungen zu lauschen. Ihr gefiel seine saloppe Art, das Durcheinander in einer endlosen Reihe von Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Unterkönigen und deren ständig wechselnden Bündnissen in einen logischen Zusammenhang zu bringen. 
    „Damit rückte erstmals eine Einigung der gälischen Stämme in greifbare Nähe. Bedauerlicherweise starb der Traum eines vereinigten gälischen Königreichs gemeinsam mit dem Hochkönig. Die regionalen Fürsten der Provinz Leinster und ihre wikingischen Verbündeten erhoben sich am Karfreitag des Jahres 1014 gegen Brian. Sie hatten für diese Schlacht alles herangezogen, was sie in der Irischen See, auf den Orkneys und von der Isle of Man an Kämpfern aufbringen konnten – und verloren trotzdem unter schweren Verlusten nicht bloß die Schlacht, sondern auch ein für alle Mal ihre politische

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