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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Guck doch nur, das sind bestimmt hundert Boote! Zweihundert! Juckt es dich nicht in den Fingern, wenn du daran vorbeikommst? Oder hast du selbst ’ne Yacht hier liegen?“
    „ Um Gottes Willen, das nennst du Hafen? Susanne, das sind Freizeitskipper! Süßwasserkapitäne! Urlauber, die sich auf zweihundertfünfzig Kilometern den Shannon hoch und runter treiben lassen und sich wer weiß was auf ihre navigatorischen Fähigkeiten einbilden. Mehr als eine Handvoll einheimische Fischer sind nicht darunter.“ Er gab ein verächtliches Prusten von sich und würdigte das bunte Treiben mit keinem Blick. „Hafen! Dass ich nicht lache!“
    Eine fiese Antwort lag ihr zum Ausspucken bereit auf der Zunge, als ihre Aufmerksamkeit auf eine weitere Sehenswürdigkeit gelenkt wurde. „Was ist das für eine Kirche da drüben?“
    „ St. Mary’s Cathedral . Die ist noch ein paar Jährchen älter als King John’s Castle .“ Mit sarkastischem Unterton fügte er hinzu: „Übrigens verdanken wir diesen Kasten auch so einem Knilch aus Brians Clan, dem großen Kirchenbaumeister Donal Mór O’Brien, König von Munster.“
    „Sei nicht so respektlos. Ich finde es beeindruckend, was die Menschen damals geleistet haben. Ohne Dampfmaschine und ohne Elektrizität, ohne Computer und die logistischen Voraussetzungen, wie wir sie heutzutage kennen.“
    Sie klang nicht bloß beeindruckt, sondern ganz so, als wären es ihre eigenen Vorfahren, auf deren Leistung sie Stolz empfand. Matthias hörte sie erneut in ihrem Reiseführer blättern.
    „‚Wunderschön sind die Miserikordien aus dem fünfzehnten Jahrhundert. In das Eichenholz des Chorgestühls sind lustige Tier- und Fabelwesen geschnitzt. Die prächtigen Grabdenkmäler und die für wohlhabende Kaufleute errichteten Kapellen lohnen ebenfalls einen Besuch.’ Tja, wenn das so ist … nix wie hin!“ Sie kicherte albern, als sie zu Matthias schaute, der vor Entsetzen mit den Augen rollte. „Und? Ich höre.“
    „Was?“
    „Die Erklärung für Miserikordien .“
    „Das sind …“, begann er zögernd. „Weißt du es wirklich nicht?“
    „Ist schon ein Kreuz mit uns Atheisten, was? Nein, ich habe keinen blassen Schimmer, was das sein könnte. Also, mach schon, du Ass, blende mich mit deiner Brillanz.“
    „Hast du dir schon mal die Klappsitze im Chorgestühl betrachtet? Nein? An der Unterseite der Sitze sind manchmal kleine Vorsprünge, damit man sich beim Stehen abstützen kann. Die nennt man Miserikordien.“
    „W as würde ich bloß ohne dich machen?“ Sehr zu ihrer eigenen Verwunderung konnte sie keinerlei Ironie in ihrer Stimme feststellen. Stattdessen dachte sie: ‚Ich wüsste es mitunter tatsächlich nicht. Manchmal brauche ich ihn richtig.’
    „ Du würdest vermutlich dasselbe machen wie bisher.“
    Er bog von der Nicholas Street ab und parkte vor der „ Caisleán Tábhairne “ in der Schlossgasse, „ Lána an Chaisleán “. Und stutzte, als er den Zündschlüssel umdrehte und sein Gesicht Suse zuwandte. Diesmal spielte ein boshaftes, hinterhältiges Grinsen um ihren Mund.
    „Was ist?“
    „Also dann! Viel Erfolg bei deinen … Ge-schäf-ten.“ Das war nicht ehrlich gemeint und sie hatte sich auch alle Mühe gegeben, ihn das hören zu lassen.
    „Und dir viel Spaß. Ich warte hier auf dich. Lass dir ruhig Zeit.“
    „Worauf du einen lassen kannst, mein Freund!“, versicherte sie ihm spöttisch, als er seinen Wagen wieder startete. „Ich werde dich in deinem eigenen Saft schmoren lassen.“

35. Kapitel
     
    Wenngleich sie gute Lust hatte, ihm zu folgen – bloß um herauszufinden, an welcher Ecke er parken und untätig auf ihre Rückkehr warten würde –, schlenderte sie über die Thomond-Brücke, die älteste in Limerick. Einer verrückten Tradition folgend lehnte sie sich über die Steinmauer und spuckte in den Shannon, den mit dreihundertachtundfünfzig Kilometern längsten Fluss der Britischen Inseln, quasi als Begrüßungszeremonie.
    Oder ein Versprechen wiederzukommen?
    Sie beobachtete ein Schwanenpärchen, das majestätisch auf dem Wasser in ihre Richtung glitt. War es gar ihr Versprechen zu bleiben?
    Mmmh, inzwischen empfand sie diese Vorstellung als durchaus annehmbar.
    Sie wollte sich gerade an der Kasse eine Eintrittskarte für die Burg besorgen, als ihr ein kleiner Kahlkopf den Weg verstellte und sie freudig anstrahlte. Fragend schoben sich ihre Brauen in die Höhe.
    „ Dia dhuit, a Shiobhán. Is mise Ruadhrai .“
    Als Suse nicht sofort angemessen

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