... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
Vormachtstellung in Irland.
Brian Ború überlebte zw ar das blutige Gemetzel, nachdem er sich jedoch ermattet in sein Zelt zurückgezogen hatte – man bedenke, er hatte bereits das dreiundsiebzigste Lebensjahr erreicht – kam ein Unterführer der Wikinger, ein Däne namens Brodar, aus dem dichten Wald gekrochen, erschlug die Zeltwachen und den siegreichen König hinterrücks und feige mit seiner Streitaxt.“
„Wir sind vor drei Tagen ebenfalls an Clontarf vorbeigefahren, wenn Sie sich so weit zurückerinnern, Ruadhrai. Nur habe ich weit und breit nichts von dichten Wäldern gesehen.“
Ruadhrais buschige Augenbrauen zuckten in die Höhe. Mit anerkennendem Nicken applaudierte er einer weißhaarigen Dame, die mit gespitztem Stift bewaffnet in ihrem eng beschriebenen Schreibblock blätterte und schließlich auf eine Stelle darin tippte.
„Wie Sie sich denken können, gibt es dafür selbstverständlich eine plausible Erklärung. Und einmal mehr müssen dafür die Engländer ihren Kopf herhalten. Seit dem sechzehnten Jahrhundert nämlich, nachdem sie Irland vollständig in Besitz genommen hatten, wurden die Wälder systematisch abgeholzt, teils um Nutzholz zu gewinnen, vor allem aber um Weideflächen für die lukrative Viehzucht zu schaffen. Bis dahin gab es Birken, Schwarzerlen, Eichen und Ulmen, Kiefern und Eschen und alles, was eben so wächst und gedeiht in einem milden und feuchten Klima.“
Er schob sich ein Stück näher an die Weißhaarige, vermutlich eine ehemalige Lehrerin, und wiederholte zuvorkommend die erwähnten Baumarten, die sie sogleich eifrig in ihrem Schreibblock ergänzte.
„Nach der Schlacht von Clontarf waren nicht bloß die Wikinger geschlagen, sondern auch die Munster-Iren derart ausgeblutet, dass sie nicht länger auf jene Oberhoheit über ganz Irland hinarbeiten konnten, die Brians Anspruch auf die Hochkönigswürde ausgemacht hatte. Der designierte Nachfolger Brians, nämlich sein ältester Sohn, war an der Seite seines Vaters in der Schlacht gefallen. Es kam, wie es kommen musste: die überlebenden beiden Königssöhne wurden wegen der nun unklaren Thronfolge zu Rivalen, es folgten Brudermord, Verrat, Auflösung des Reiches und ein erneuter Kampf der O’Briens, wie sich die Nachfolger Brian Borús in Dál gCais nunmehr nannten, mit den Ui Neill um die Vorherrschaft. Hundert Jahre später wurden beide Gruppen von der aufsteigenden Macht der O’Connors von Connacht in den Schatten gestellt. Doch selbst die hatten lediglich dem Namen nach einen Anspruch auf die Hochkönigswürde.
Z urück nach Limerick: Nach dem Sieg der Truppen des Brian Ború über die Wikinger in der Schlacht bei Clontarf wurde Limerick – neben Dublin die wichtigste Wikingersiedlung – von den Gälen zerstört und nach ihrem Wiederaufbau von den Königen von Munster zu ihrem Stammsitz erklärt.
Dann beging Diarmuid MacMurrough, seines Zeichens König von Leinster, den folgenschweren Fehler , die Gemahlin eines Nachbarkönigs zu entführen und gleichzeitig nach der Hochkönigswürde zu greifen, was seine Absetzung zur Folge hatte.“
Susanne nickte eifrig, erinnerte sie sich doch sehr gut an ihr erstes Zusammentreffen mit Gearóid, als er ihr haargenau diese Geschichte erzählt hatte.
„Auf seiner Suche nach einem Verbündeten fand MacMurrough Hilfe bei Heinrich II. Plantagenet, König von England und Urenkel von Herzog Guillaume von der Normandie, besser bekannt unter dem Namen Wilhelm der Eroberer, welcher 1066 die normannische Herrschaft auf dem englischen Thron begründet hatte. Mit der Ankunft der Anglo-Normannen unter dem Grafen Richard de Clare, genannt Strongbow , im Jahre 1169 wurde die Welt der gälischen Stämme erneut auf den Kopf gestellt. Die überlegenen militärischen Fähigkeiten der Normannen, die schon die Angelsachsen das Fürchten gelehrt hatten, fegten jeden anfänglichen Widerstand beiseite und bald unterwarfen sich Heinrich II. die neuen normannischen Siedler ebenso wie die meisten gälischen Könige.
So begann die lange und schicksalsschwere Verstrickung der englischen Krone mit Irland. Die Normannen eroberten riesige Gebiete und setzten ihre Heerführer als Grundherren ein. Bereits 1250 hatten sie erreicht, was die Wikinger nie angestrebt hatten, nämlich die Eroberung beinahe der gesamten Insel. Normannische Rechtsgelehrte formulierten die Besitzurkunden und normannische Bauleute errichteten die Burgen und Turmhäuser, die das Gewonnene schützen sollten.“
Ruadhrai hielt
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