... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
erkundigten sich die Bewohner von Killenymore wie selbstverständlich nach ihr. Niemand sah in ihr die Fremde, den vorübergehenden Gast des Grafen. Sie gehörte zu ihnen. Alle waren regelrecht begeistert von ihrer Herzlichkeit und Aufgeschlossenheit, ihrem freundlichen, unbekümmerten Wesen. Sie liebte Killenymore und Killenymore liebte sie.
Nur ihn mochte sie nicht!
Schlimmer noch! Nach diesem lachhaften Geständnis, das er eben abgegeben hatte, würde er ihr vermutlich nie mehr in die Augen blicken können. Er hatte Angst, darin ihre Belustigung oder gar Mitleid zu entdecken. Beides würde ihn umbringen.
Er hatte einfach nicht wahrhaben wollen, wie sehr sie in den letzten Wochen die Kontrolle über ihre Beziehung übernommen hatte. Es war eine Laune von ihm gewesen , sie mit nach Killenymore zu bringen, einzig zu seiner Unterhaltung gedacht und schlagartig war aus dem Verführer das Opfer geworden.
Ob sie es genießt, wenn ich vor ihr auf Knien rutsche? Wenn ich mich vor ihr erniedrige wie ein liebeskranker Trottel?
Wenn er damit sein Ziel erreichte, würde er selbst das ohne Zögern tun.
„Was ist los mit den beiden? Haben sie sich gestritten?“, fuhr Máire unterdessen ihren ältesten Sohn an, als sie in die Küche stürzte und die leere Kaffeekanne auf die Arbeitsplatte knallte. „Oder hat Matty gestern Abend getrunken?“
„ Letzteres. Hat er“, bestätigte Fearghais, ohne von seiner Morgenzeitung aufzuschauen. „Wieder einmal.“
„Gab es dafür einen besonderen Grund?“
„Gab es. Ja.“ Langsam hob er den Kopf und betrachtete seine Mutter nachdenklich. „Den gab es in der Tat und ich an seiner Stelle hätte vermutlich nicht anders reagiert. Ean hat unseren Herrn Grafen nämlich mit der Ankündigung vom Stuhl gehauen, dass er sich an Suse heranzumachen gedenkt.“
„ Unser Ean? An Suse?“
„Ein tolles Paar. Sie passen perfekt zusammen. Das zumindest fand Mat, der ohne nachzudenken für bare Münze genommen hat, was Ean von sich gab.“
„Du musst mit ihm reden. Ihn davon überzeugen, dass Ean es nicht ernst gemeint haben kann. Das hat er doch nicht, oder?“
„ Ich habe mir den Mund fusselig gequatscht. Ich habe Mat mit der Nase darauf gestoßen und ihm alles Für und Wider im Detail dargelegt. Inzwischen befürchte ich, dass mir keine weiteren Argumente einfallen, die überzeugend und obendrein vernünftig sind. Glaube mir, wenn er es gestern nicht begriffen hat, wie es um ihn steht, dann kann ihm nichts und niemand mehr helfen.“
Da kannte er aber seine Mutter schlecht! So schnell warf eine Ó Briain die Flinte nicht ins Korn.
„Willst du mir nicht die Kanne nach nebenan tragen, mein Lieber? Außerdem denke ich, könntest du sicher noch eine kleine Portion Rührei vertragen.“
Fearghais sah gleicher maßen amüsiert und besorgt aus. „ Mam , ich schwöre, ich habe alles getan, was in meiner Macht stand, ohne mich vollkommen lächerlich zu machen. Mehr. Geht. Nicht. Der Mann ist fast vierzig.“
„Und damit noch lange nicht zu alt für Liebeskummer.“ Máire stieß ihn in die Seite und warf ihm einen Blick zu, der mit allem Nachdruck, den sie aufbrachte, „Tu etwas!“ sagte.
Er wusste zwar nicht so recht, wa s das werden sollte, gleichwohl nahm er gehorsam die volle Kaffeekanne und betrat hinter seiner Mutter das Frühstückszimmer.
„ Guten Morgen! Mat, du siehst schon viel besser aus als noch vor einer Stunde. Suse. Lasst es euch gut schmecken.“
„Hmpf.“
„Danke.“
„Darf ich mich zu euch setzen?“
„Mmmh.“
„Bitte.
Fearghais blinzelte seine Mutter ratlos an, die ihn ihrerseits beschwörend anstarrte, was er vermutlich mit „Ich weiß zwar nicht was, aber tu es endlich!“ zu übersetzen hatte.
Er räusperte sich, nahm die frisch gebügelte Zeitung, die griffbereit auf einem Tisch neben der Anrichte lag, und trat an den Tisch.
„ Da Ihr Eure Mahlzeit beendet zu haben scheint, wünscht Ihr vielleicht Eure Zeitung zu lesen, Mylord?“
Langsam hob Matthias den Kopf und warf seinem Freund einen verständnislosen Blick aus seinen blutunterlaufenen Augen zu.
„Warum? Nein. Setz dich.“
Irgendetwas hatte er Fearghais sagen wollen, nachdem er vorhin so plötzlich verschwunden war. Wollte er ihm das Gehalt kürzen oder den Schädel einschlagen?
„Was glaubst du, wie wird das Wetter heute?“
„Laut offiziellem Wetterbericht soll das Regenrisiko bei fünfzig Prozent liegen. Aber du weißt ja selbst, in welchem Maße man sich darauf
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