... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
und deutete auf seinen leeren Teller. „Oder möchtest du lieber gebratene Pilze und Würstchen? Es macht mir nichts aus und ist …“
„N-nein“, unterbrach er sie hastig und schluckte mehrmals. „Nein, nicht nötig. Wir haben alles, was wir brauchen.“
Sein bitterer Tonfall veranlasste Suse , den Kopf zu heben und ihn anzusehen. Da Máire es ihr gleichtat, bemerkte sie, dass Matthias leicht grün im Gesicht geworden war. Offenbar steckte er in ernstlichen Schwierigkeiten. Aber auch dagegen hatte sie das richtige Rezept. Sie schwebte davon und kam kurz darauf mit einem Tonkrug zurück.
„Nimm das. Es wird dir helfen.“ Sie drückte ihm resolut einen Becher in die Hand und wich erst von seiner Seite, als er zwei davon geleert hatte.
Bei jeder weiteren Platte mit den köstlichsten Speisen, die Irland zu bieten hatte und Máire aus der Küche heranschleppte, als gelte es , die gesamte Menschheit vor dem Hungertod zu retten, wurde ihre Miene zusehends grimmiger. Nach einer Weile gab sie es auf, eine Unterhaltung in Gang zu bringen. Aus den einsilbigen Antworten versuchte sie sich ihren Teil zusammenzureimen, kam jedoch zu keinem schlüssigen Ergebnis.
Einzig und allein, um nicht zu riskieren, dass Máire ihr die Freundschaft aufkündigte, blieb Suse am Tisch sitzen und knabberte an einem gebutterten Stück Toast. Sie bezweifelte, jemals ein Essen genießen zu können, wenn sie es gemeinsam mit Matthias Clausing einnahm. Dabei konnte sie sich sehr gut an eine Zeit erinnern, da hatten sie Stunden bei Tisch zugebracht und sich angeregt unterhalten. Seemannsgarn gesponnen, bis sich die Balken bogen. Miteinander gelacht!
Damals lebte Adrian noch. Was ihnen unsichtbare Schranken gesetzt hatte. Sie war Adrians Frau und für den Kapitän tabu.
Hier und jetzt allerdings …
Wer zur Hölle sagte denn, dass es heute anders sein musste?
Sie konnte sich denken, wie sehr er auf ein Wort von ihr wartete. Er hatte all seinen Mut zusammengenommen und sie um ihre Liebe gebeten. Sie indes hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als ihn auszulachen! Dabei hatte sie das ganz und gar nicht beabsichtigt. Sie war nur im ersten Moment derart baff gewesen, dass sie nicht gewusst hatte, wie sie auf sein Geständnis reagieren sollte. Etwas mehr Takt wäre in dieser Situation wirklich wünschenswert gewesen und ihr wollte jetzt partout nichts einfallen, was sie zu ihrer Entschuldigung anbringen könnte.
Sie hatte mit allen möglichen weiblichen Tricks versucht, Fearghais den Grund für Clausings Zustand zu entlocken , und er hatte nicht abgestritten, den Auslöser für das Besäufnis am vergangenen Abend zu kennen. Anstatt ihr jedoch eine Antwort zu geben, verwies er auf die Diskretion, die ihm als Angestellter des Grafen heilig war.
Sie erinnerte sich vage an Panik erzeugende Worte wie Heirat und Liebe und …
Schade, dass sie kaum mehr verstanden hatte. Nicht mal den Namen der Tussi, die er zu ehelichen gedachte. Oder doch nicht? Wieso schrie er rum, er wolle nicht heiraten, wenn er im gleichen Atemzug seine Hochzeit plante? Mittlerweile kapierte sie gar nichts mehr.
Während sie in ihrem Obstsalat stocherte, hielt sich der Graf mit verzweifelter Ausdauer an seiner Kaffeetasse fest. Immer wieder füllte er sie bis zum Rand und trank sie noch schneller leer. Er sah übernächtigt aus. Tiefe Ringe lagen unter seinen Augen.
Wie lange würden sie diese ständige Kriegsstimmung aushalten? In seinen er schöpften Augen schien es fast, als würde Suse dabei sogar aufblühen. Er dagegen war ständig auf der Hut, immer in Erwartung eines Angriffs, den er zu kontern hatte. Er balancierte am Rand eines Abgrunds, wo jeder falsche Schritt sein Ende bedeuten konnte.
Er fand keine Erklärung für ihre Ablehnung.
Durch die Bank weg alle hielten Suse für eine liebenswürdige, sympathische und umgängliche Frau.
Unsinn! Sie war liebenswürdig! Sogar die beiden Mädchen hatten sich nicht bloß mit Suses Anwesenheit abgefunden, sondern hingen mittlerweile bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit ihr zusammen. Er hatte Seánín und Áine sogar in Verdacht, Suse mit mehr Männern, als ihm lieb war, bekanntzumachen. Augenscheinlich betrachteten sie es als lohnenswerte Aufgabe, den deutschen Gast in die Gepflogenheiten, Sitten und Gebräuche auf Sean Garraí wie auch in Killenymore einzuführen.
In der kurzen Zeit hatte es Susanne Reichelt geschaf ft, die Aufmerksamkeit der Leute unten im Dorf auf sich zu ziehen. Ging er durch den Ort,
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