... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
verlassen kann. Ich für meinen Teil finde, dass nicht unbedingt das beste Ausflugswetter zu erwarten ist. Andererseits könnte es auch wesentlich schlechter sein.“
Matthias blinzelte verwirrt. „Das heißt?“
„Warte etwas, bis der Alkoholspiegel in deinem Blut auf ein erträgliches Maß gesunken ist. Für Geschäfte taugst du heute zwar nicht, doch für einen Aufenthalt an der frischen Luft dürfte dein Hirn dankbar sein, selbst wenn es regnen sollte.“
Er hatte an diesem Morgen bereits einige Schlachten verloren und war sich nicht sicher, ob er noch mehr Niederlagen ertragen würde.
„Suse möchte ein Picknick machen.“
Die holte sich gerade einige Scheiben Käse an der Anrichte und hätte die heimlich getauschten stummen Zeichen der Männer vermutlich selbst dann nicht zu deuten gewusst, wenn sie ihnen in diesem Moment in die Augen geschaut hätte.
„Nachdem dein Vermögensberater vor hin angerufen hat, um euer Treffen abzusagen, ist dein Terminkalender für heute tatsächlich leer. Nimm noch einen Schluck von diesem widerlichen Gebräu unserer mam und du bist wieder auf dem Damm. Tu’s für mich, Mat.“
Als Matthias brav der Bitte seines Freundes folgte, lehnte sich Fearghais beruhigt zurück und bedachte seine Mutter aus den Augenwinkeln mit einem selbstzufriedenen Ich-hoffe-du-bist-zufrieden-Blick.
„Ist dir in der Zwischenzeit eingefallen, was du heute sonst noch vorhattest, oder sind dir tatsächlich die Ausreden ausgegangen?“
„Wie?“, schreckte der Graf aus s einen Gedanken. Sein Hirn war nach wie vor auf höchstens halbe Kraft gestellt. „Nein.“
„Was stellen wir dann also heute an? Ich favorisiere nach wie vor das Picknick.“
Er stierte Suse an, als hätte er ihre Stimme nicht gehört, die wie aus weiter Ferne zu ihm drang.
„Oder glaubst du allen Ernstes, Máire würde dir verzeihen, wenn du ihr Essen nicht anrührst? Zeig mir … ich meine, wenn ich schon mal hier bin und da ich nicht weiß, wie lange noch, kannst du mir ja endlich was von diesem Land zeigen.“
„Du weißt nicht, wie lange du noch hier bist?“
„Weißt du es etwa?“
„Was möchtest du sehen?“
„Irgendwas. Du bist derjenige, der sich auskennt. Wo gefällt es dir am besten?“
„Bei dir.“
Sein gebräuntes Gesicht verfärbte sich im Bruchteil einer Sekunde tiefrot.
„Das war unüberlegt“, murmelte er zerknirscht und hätte sich für diese spontane Antwort ohrfeigen können.
„Trotzdem nett. Danke, Matt’n.“
„Die Wahrheit, mehr nicht.“
Auch als sie später ins Auto stiegen, eine riesige Kühlbox und einen bis zum Rand gefüllten Picknickkorb im Kofferraum, war die Spannung zwischen ihnen noch nicht völlig gewichen. Sie spürten beide, dass der Zeitpunkt einer Ent scheidung unerbittlich näher rückte. Egal, wie diese ausfallen würde, in jedem Fall würde sie ihr Leben nachhaltig verändern.
„Máire findet, dass die Route rund um den Ring of Kerry unbedingt sehenswert ist. Ihrer Meinung nach steht sie in der Hitliste der Traumstraßen dieser Welt sogar an oberster Stelle. Allerdings sind es beinahe zweihundert Kilometer um die Halbinsel Iveragh, auf Gälisch Uibh Ráthach . Ich hoffe, es macht dir nichts aus.“
„So lange mit dir auf engstem Raum ausharren zu müssen? Passt schon. Fahren wir da nicht auch durch Killorglin?“, erkundigte sie sich mit einem spitzbübischen Grinsen auf dem Gesicht.
„Ja.“ Misstrauisch beäugte Matthias die Frau an seiner Seite. „Woher kennst du das?“
„Ich habe von der Puck Fair gehört. Oder gelesen. Ja, wahrscheinlich habe ich davon im Reiseführer gelesen.“
Sie musste sich zurückhalten, um nicht laut loszulachen, als sie an ihr sinnentleertes Gespräch mit der Beltane -Kuh dachte.
„Was gibt es unterwegs sonst noch?“
„Wenn wir Glück haben“, er schaute in den Himmel und betete um schönes Wetter, „sehen wir die Mac Gillycuddy's Bergkette. Sie zieht sich über die gesamte Halbinsel und ist Irlands höchstgelegene Landschaft, an die tausend Meter hoch. Der Carrauntouhil ist mit 1041 Metern der höchste Berg Irlands. Wir könnten in O’Neill’s Point Bar in Reenard frisch gefangenen Fisch essen. Von dort geht auch die Fähre zur Insel Valentia. Die hat nichts mit Spanien zu tun. Valentia ist lediglich der Versuch einer phonetischen Übertragung des gälischen Béal Innse . Das ist der alte Name der Landenge zwischen Iveragh und Valentia.“
„Da muss einer viel Fantasie gehabt haben.“
Matthias
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