... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
Mistress Ó Briain.“
„Einen wunderschönen guten Morgen, mein Kind. Dia dhuit ar maidin! Tá an lá go hiontach . Ich hoffe, die erste Nacht in einem fremden Bett hat dir nur angenehme Träume beschert.“ Sie zwinkerte Suse zu. „Du weißt sicherlich, dass diese Träume in Erfüllung gehen.“
„Das hat meine Großmutter früher ebenfalls behauptet. Und dieses tolle Wasserbett in meinem Zimmer hat unbestritten etwas für sich. Allerdings ist es eher so, dass das Sandmännchen in den letzten Monaten nichts als Albträume für mich bereitgehalten hat. Besser also, sie bleiben unerfüllt.“
Meine Güte , was erzählte sie da für einen himmelschreienden Blödsinn! Ging das irgendjemanden etwas an?
„Darf ich?“
„Selbstverständlich. Tar isteach . Komm rein.“
„Sie sprechen also tatsächlich Irisch.“
„Warum überrascht dich das, Susanne? Wenn ich nicht irre, sind wir hier in Irland.“
„Wo kaum noch jemand Irisch spricht.“
„Das stimmt bedauerlicherweise, obwohl es an sämtlichen Schulen des Landes gelehrt und niemand zum Studium oder höheren Dienst zugelassen wird, der nicht entsprechende Leistungen in diesem Fach vorweisen kann. Immerhin ist es unsere Amtssprache und auch die Touristen hören es immer wieder gern.“
„Touristen?“ Mit einem belustigten Blick schaute Suse über ihre Schulter. „Eigentlich komme ich mir nicht wie ein Tourist vor, der mit Kamera und Reiseführer bewaffnet alle Informationen aufsaugt und Interesse selbst an den langweiligsten Details heuchelt, von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit hastet, als würden sie morgen schon nicht mehr stehen, und unter jedem Kieselstein ein Stück aufregender Geschichte zu finden glaubt.“
„Treffend bemerkt. Du hast Recht“, bestätigte Máire nüchtern. „Du tust dein Bestes, um ja nicht diesen falschen Eindruck zu erwecken.“
Suses Kopf ruckte in die Höhe. Wommm! Das hatte gesessen!
Hatte sie sich gestern nicht vorgenommen , vor Máire auf der Hut zu sein? Und das bedeutete vor allem, die eigene Zunge im Zaum zu halten! Ob sie es wohl jemals lernen würde?
Sie manövrierte sich nicht gerade elegant aus dieser Sackgasse, indem sie einen Schritt näher trat und sich beeindruckt ums chaute. „Schön haben Sie’s hier.“
Wie wenig dieser helle Raum doch zu dem verstaubten Interieur des Hauses passte. Sie hatte erwartet, ein offenes Torffeuer vorzufinden statt eines programmierbaren Elektroherdes, dessen Ausmaße jedes vernünftige Vorstellungsvermögen sprengte.
„Oh ja, das denke ich auch jedes Mal, wenn ich die Küche betrete. Sie völlig neu auszustatten war das Erste, was Matty in Angriff ge nommen hat, nachdem er vor sieben Jahren sein Erbe antreten musste. Er wollte ausschließlich das Beste, Effizienteste und Modernste“, sie kicherte verschmitzt, „für mich und die Mädchen. Ach, dieser Junge, so ein lieber Kerl. Sieh dir bloß dieses Ungetüm von einem Kühlschrank an! Anfangs musste ich mir Zettel an die Türen kleben, um nicht jedes Mal alle zu öffnen, wenn ich lediglich ein Ei benötigte. Matty hat sich nicht davon abbringen lassen, mir um jeden Preis die Küchenarbeit erleichtern zu wollen, wenngleich ich nach wie vor der Meinung bin, viel zu alt für diesen neumodischen Schnickschnack zu sein. Aber so ist er eben. Wenn er sich etwas in den Kopf setzt, dann kann man genauso gut mit einer Betonwand reden. Er hält an seinem Standpunkt fest und lässt sich von nichts und niemanden davon abbringen. Und er macht sich einen Spaß daraus, mich immer wieder mit verrückten Einfällen zu überraschen.“ Máire hielt mit einem Seufzer inne. „Ich rede wohl ein bisschen viel?“
„ Keineswegs. Zumindest stört es mich nicht. Vermutlich bin ich es, die Sie von der Arbeit abhält.“
Neugierig reckte sie ihren Hals, um Máire über die Schulter zu sehen, die gerade dabei war , einen Tortenboden in drei flache Teile zu zerschneiden. „Alle Achtung, wie machen Sie das? Ich habe ein einziges Mal versucht, einen Tortenboden zu teilen und hatte zum Schluss nichts als Krümel.“
„ Nichts leichter als das. Sieh her. Die Männer lieben diesen Walnuss-Mandel-Kuchen. Wenn du möchtest, kannst du gleich zum Frühstück ein Stück probieren. Oder bevorzugst du das echte bricfeasta mit Cornflakes und Porridge, gebratenem Schinkenspeck, Pilzen und Tomaten, Spiegeleiern und Würstchen? Toast, Butter und Marmelade, Tee und Orangensaft?“
Nein! konnte Suse, deren Gesicht bei dieser Aufzählung immer
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