... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
ernsthafter Miene. „Na schön, ich muss zugeben, es war ihm eine Zeitlang peinlich, wenn ich durch den ganzen Park diesen Namen rief.“ Sie kicherte bei der Erinnerung daran. „Vor allem dann, wenn er eine Party mit den Jugendlichen aus dem Ort veranstaltete und Mädchen dazu eingeladen waren. Aber ich habe mich einfach nicht um seinen albernen Protest gekümmert. Er ist einer meiner Jungs, Graf hin oder her. Und meinen Sohn kann ich schließlich nennen, wie ’s mir passt.“
„Haben Sie noch mehr von dieser Sorte? Kinder , meine ich.“
Máire seufzte und strahlte gleichzeitig voller Stolz. „Fearghais und Ean kennst du bereits. Außerdem gibt es da noch meine Mädchen. Sinéad ist drüben in Schottland verheiratet und Éibhlin hat sich Arbeit in Dublin gesucht.“ Ihre Brauen zogen sich zusammen und Entrüstung blitzte in ihren lebhaften Augen. „Sie ist irgendwas mit Computern von Beruf und schlägt völlig aus der Art der Ó Briains.“
„ Wie das?“
„ Sie findet es abartig , dass wir für ein überholtes Relikt aus dem Mittelalter arbeiten – Damit meint sie unseren Grafen. – und sogar glücklich und zufrieden damit sind. Wenn sie nach Hause kommt, besteht sie darauf, Eileen genannt zu werden. Das muss man sich mal vorstellen! Sie hat sogar ihren Namen im Pass in Eileen Brian geändert. Eileen Brian“, wiederholte Máire gespreizt, „und nicht Éibhlin Ní Bhriain , wie es sich für ein echtes irisches Mädel gehört! Sie hält nicht allzu viel von der Pflege des alten, gälischen Namenssystems. Es ist kompliziert, zugegeben, und die Jugend …“
Máire unterbrach sich abrupt und schüttelte den Kopf. „Herrjeh, was rede ich da?“, schimpfte sie und lachte dabei herzlic h. „Der Kaffee ist gleich fertig, den du unter einer Bedingung bekommst.“
Sollte sie jetzt etwa den Müll nach draußen bringen oder abwaschen? dachte Suse voll ehrlichen Entsetzens. Es würde schwierig werden abzuwägen, ob keinen Kaffee zu bekommen eine größere Strafe sein würde, als zu Küchenarbeiten verdonnert zu werden.
„Ja?“, brachte sie ein mageres Piepsen hervor , auf das Schlimmste gefasst.
„Niemand nennt mich Mistress Ó Briain , nicht auf Sean Garraí und auch nicht in Killenymore. Und überhaupt solltest nicht ausgerechnet du die Erste sein, die davon Gebrauch macht. Richtig müsste es ohnehin heißen Máire Bean Uí Bhriain oder in der Kurzform: Máire Uí Bhriain . Also, schenk dir diesen Rattenschwanz von einem Namen. Ich bin Máire.“
„Susanne.“
„Und wie nennt er dich?“
„Er?“ Suse wurde puterrot und hüstelte hinter vorgehaltener Hand. „W-wer? Wer nennt mich wie?“
„Na, Matty. Sagt er Susanne zu dir? Oder …“, Máire senkte die Stimme, „ Darling ? Sweetheard ? Susie oder Sanni? Nicht, dass es zu Missverständnissen kommt, wenn ich den gleichen Namen wie er verwende.“ Sie verstummte betreten, als sie bemerkte, wie die Augen der jungen Frau feucht wurden.
„Sanni …“, flüsterte Susanne heiser und ihre Stimme kippte, „Sanni hat mich … Adrian genannt. Matthias’ Freund.“
„Ach, Kindchen. Es tut mir leid. Jaja, ich kenne diese unglücksselige Geschichte von Adrian. Sein Tod hat Matty tief getroffen. Ich glaube sogar, er hat diesen Verlust bis heute nicht verwunden. Adrian war über viele Jahre sein bester Freund, ein wahrhaft guter Junge. Es ist ein Jammer, was da passiert ist. Ein so feiner Kerl und dann musste ihn ein solch schlimmes Ende ereilen. Aber egal, ob gut oder böse, kein Mensch verdient es, fernab der Heimat und seiner Lieben zu sterben. Ward ihr lange verheiratet?“
„Nein, war ’n wir nicht. Adrian hat nicht mal den Versuch unternommen , mich zu fragen, ob wir das Wagnis einer Ehe eingehen wollen. Allerdings muss man das in Deutschland auch nicht unbedingt, wenn man Kinder hat.“ Verlegen zog sie die Nase hoch. Ohne suchen zu müssen, wusste sie, dass sie in ihrer Hosentasche kein Taschentuch finden würde. „Und selbst wenn, kann man denn lange verheiratet gewesen sein, wenn man mit nicht einmal … Er wäre jetzt gerade mal vierzig Jahre alt, nur wenig älter als Matthias oder euer Fearghais.“
„Das ist furchtbar, oh Susanne. Und ich weiß, wie weh es tut.“
Suse wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und schniefte erneut. Wortlos holte Máire ein Taschentuch aus ihrer Schürze hervor und reichte es weiter.
Susanne versuchte ein Lächeln u nd kramte in ihrer Hosentasche. „Den habe ich in Lerwick gekauft als
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