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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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länger wurde, gerade noch denken. Nein, sag’s nicht!
    „Gebratene Weiß- und Blutwurst?“
    Da würgte sie auch schon angewidert an der aufsteigenden Erinnerung an den Geschmack von Blut, bis ihr vehementes Abwinken sie beide zum Lachen brachte.
    „ Grundgütiger, das hört sich ja an wie ein auf ’nem Teller angerichteter Herzinfarkt! Wenn ich mir den Magen mit all dem ganzen Zeug vollschlage, bin ich den Rest des Tages tot.“
    „So übel ist unser Essen gar nicht. Vor allem könntest du ein wenig mehr auf den Rippen vertragen.“ Máire schob eine flüchtige Pause ein, um Suse die Möglichkeit einzuräumen, ebenfalls zu Wort zu kommen. „Du hast dich bestimmt nicht ohne Grund hierher verirrt?“
    „Oh, das hatte ich fast vergessen. Eigentlich wollte ich ja Matthias fragen, allerdings habe ich keine Ahnung, wo er gerade aufgeht. Dieses Haus ist einfach Furcht erregend groß. Weiß überhaupt jemand, wie viele Zimmer es hier gibt? Matt’n zumindest wollte es mir nicht verraten. Die Chance, jemanden ohne Verabredung an einem bestimmten Platz zu finden, ist mikroskopisch klein. Und deswegen … also, ich …“
    „Warum sagst du nicht einfach, was du möchtest?“
    „Kaffee. Wäre es möglich, einen Kaffee bei Ihnen zu bekommen?“
    „Kaffee?“
    „Na ja. Natürlich bloß, wenn es Ihnen keine Umstände bereitet“, beeilte sich Suse ihrer Bitte anzufügen. „Wenn Ihr Kuchen fertig ist, meinte ich, und Sie einen Moment Zeit dafür erübrigen können.“
    „Du möchtest also einen Kaffee haben? Und das im Land der Weltmeister im Teetrinken?“, entrüstete sich Máire und stemmte die Hände in die Hüften. „Hat dir mein Tee gestern denn nicht geschmeckt?“
    „Oh doch!“ , bejahte sie mit übertriebenem Pathos, dabei hätte sie mit dem größten Vergnügen allen Tee dieser Welt gegen eine einzige Kaffeebohne eingetauscht. „Danke nochmals dafür.“ Und sei es einzig und allein, um daran zu lutschen. Kaffee!
    Susanne ließ die Schultern sinken. Warum brachte sie es einfach nicht fertig, ein einziges der Fettnäpfchen auszulassen, die sich in diesem Land an den unmöglichsten Stellen versteckten und erst dann ein scheinheiliges „Hallöchen“ von sich gaben, wenn sie bereits bis zum Hals mittendrin saß?
    Schmunzelnd streckte Máire der jungen Frau ihre Hand entgegen. „ Suigh síos ansin .“
    Suse lachte unsicher und blieb wie angewurzelt in Türnähe stehen.
    „Nimm Platz“, wiederholte die Haushälterin. „Du trägst mir sonst die Ruhe weg und so schmeckt der beste Kaffee nicht. Ich wollte dich nicht erschrecken. Selbstverständlich haben wir Kaffee stets kiloweise auf Vorrat, wenn Matty nach Hause kommt.“
    Suse unterdrückte den Wunsch , vor Erleichterung laut auszuatmen und ein schallendes Halleluja anzustimmen. Sie hätte die nächsten Tage nicht überlebt ohne das schwarze Gebräu.
    Gemächlich schlenderte sie über die spiegelblanken Bodenfliesen und trat ans Fenster. „Was für einen wunderschönen Blick Sie von hier aus haben. Ich glaube, da würde selbst ich den Aufenthalt in der Küche nicht mehr wie eine Strafe empfinden.“
    „Das war ebenfalls Mattys Idee. Bei den Umbauten hat er die Fenster auf der Ostseite vergrößern lassen, obwohl der Architekt vor Entsetzen die Hände überm Kopf zusammengeschlagen hat. Aber du siehst ja, was es ihm genutzt hat.“
    „Er macht, was er will , und er bekommt alles, was er glaubt, besitzen zu müssen. Wie hält man das aus? Wie hält man es mit einem solchen Menschen aus?“
    Suse rückte den Hocker so unter das Küchenfenster, dass sie in den erwachenden Tag sehen konnte. Vergnügt ließ sie die Beine baumeln, während sie Máire beobachtete, die mit offensichtlicher Freude am Herd hantierte. Nacheinander holte die Haushälterin mehrere Dosen, Büchsen und Schachteln aus den hohen Glasschränken, nahm hiervon eine Prise, davon ein paar Krümelchen. Obwohl Suse die Augen angestrengt zusammenkniff, konnte sie nicht erkennen, mit welchen Zutaten Máire den Kaffee verfeinerte.
    „Wenn man einen Menschen aufrichtig und von ganzem Herzen liebt, fällt es leicht, gewisse Eigenheiten zu tolerieren, findest du nicht?“
    „Ja, ich glaube schon.“ Zumindest hatte sie damit bei Adrian keine Probleme gehabt. „Und Sie sagen wirklich Matty zu diesem unerhört langen Elend von einem Mann?“
    Máire schaute Suse an, als hätte sie die Frage nicht verstanden. „Selbstverständlich. Er mag es, wenn ich ihn so nenne“, versicherte sie dann mit

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