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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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absurde Vorstellung!
    I talienisch die Klamotten, mutmaßte sie, exklusiv und sündhaft teuer, darauf hätte sie gewettet. Das Blau passte zu seinen Augen. Eine unwiderstehliche Aura von Macht und Überlegenheit umgab ihn. Und es stand ihm gut. Lediglich der winzige, goldene Ohrring wollte sich nicht so recht in das Bild des unnahbaren Autokraten fügen, das sich angesichts seines Äußeren jeder von ihm machte.
    Er drehte sich um und wollte etwas sagen , als er jedoch zu ihr aufsah, stockte ihm der Atem und er schloss seinen Mund wieder. Sollte er sich in Zukunft jedes Mal wie ein Teenager aufführen, wenn er ihr gegenüberstand, würde er eines Tages ersticken. Er kam Suse zwei Stufen entgegen, während seine Augen nicht einen Moment von ihr wichen.
    Sie erinnerte sich an seine Antipathie gegen Make-up und fragte vorsichtig: „Zu viel?“
    „Ah … n-nein.“ Wenn er es ganz langsam tat, konnte er sogar atmen. „Doch. Du … du brauchst es nicht. Noch immer nicht.“
    Er schüttelte verwirrt den Kopf und räusperte sich. „Großer Gott, es ist, als würde der Frühling aus deinem Gesicht lachen. Das Kleid gefällt mir, Wireless , und dein goldenes Haar leuchtet wie die Sonne. Du bist wunderschön.“
    „Oh, oh, oh!“ Sie verdrehte die Augen und griff sich an den Hals. „Mir wird übel! Hör bloß auf damit, Süßholz zu raspeln, Clausing! Wann willst du endlich begreifen, dass das bei mir nicht zieht?“
    Gleichwohl musste sie lächeln. Seine Worte taten ihr gut, selbst wenn sie ihm keines glaubte. Wie sehr hatte sie sich immer gewünscht, Adrian hätte sich wenigstens ein klein wenig von der Zungenfertigkeit seines Freundes abgeschaut, hätte ihr hin und wieder Komplimente gemacht oder einfach nur gesagt, dass er sie liebte.
    „ Wirklich nicht? Schade. Was wäre dir dann lieber?“
    „Zum Beispiel deine Abwesenheit.“
    „Ah, das kann ich nicht gelten lassen.“ Er schmunzelte und schüttelte leicht den Kopf. „Dir muss sehr warm sein“, bemerkte er leichthin.
    „Geht g’rad. Ich hoffe, es gibt so etwas wie Sommer in diesem Land.“
    Sein Lächeln wurde breiter und zauberte zwei winzige Grübchen in seine Wangen. Er war nicht nur ein unverschämt gut aussehender Mann, sondern besaß genauso einen umwerfenden Charme. Wenn er sich denn mal dazu durchringen konnte, ihn auszuspielen. Offenbar war das gerade der Fall.
    „Was wirst du dann weglassen?“ Sein Blick wanderte wie Hände über Suses Körper hinab zu ihren nackten Füßen.
    „Oh.“ Sie zuckte gleichmütig die Schultern und wackelte mit dem großen Zeh. „ Obwohl du hart am Gegenbeweis arbeitest: Nobody is perfect . Es sei denn, du hältst dich für einen Niemand, was ich ebenfalls stark bezweifle.“
    „Wie gut du mich doch kennst.“
    Er bot ihr seinen Arm und führte sie mit unübersehbarem Besitzerstolz in den Salon. Ehe Suse ob dieser ganz und gar unangebrachten Vertraulichkeit Protest erheben konnte, standen sie Máire und den beiden Frauen gegenüber, welche sie bei ihrer Ankunft aus der Ferne gesehen hatte und ihr nun als Áine, das Zimmermädchen, und Seánín, die Köchin, vorgestellt wurden.
    Hübsch. Alle beide. Ausgesprochen hübsch sogar. Und mindestens zehn Jahre jünger als sie selber, dachte Suse und kam sich bei diesen Gedanken ziemlich albern vor. Sie war nicht an Clausing interessiert, also konnte es ihr piepegal sein, ob die Mädchen eine Konkurrenz für sie darstellten oder nicht.
    In einer Demonstration seiner guten Manieren zog Matthias einen Stuhl für sie z urück. Sie bedachte ihn mit einem misstrauischen Blick, nahm nichtsdestotrotz friedlich Platz. Er nickte ihr aufmunternd zu, während er sich ihr gegenüber niederließ. Allerdings konnte er selbst damit nicht verhindern, dass die Luft zwischen ihnen vor Anspannung zu vibrieren schien. Beinahe rechnete Suse damit, jeden Moment könnte das feine Porzellan der zierlichen Tasse zerspringen, in die ihr Máire gerade Tee einschenkte.
    Nachdem sich die Tür hinter der Haushälterin geschlossen hatte, setzte sie zu einer Bemerkung an, als die Tür erneut aufschwang und Seánín ein silbernes Tablett mit winzigen Gebäckteilchen hereinbrachte. Matthias bedankte sich bei ihr mit einem heimlichen Augenzwinkern, was das Mädchen wiederum mit einem verlegenen Glühen ihrer Wangen beantwortete.
    Suse nippte an ihrem Earl Grey und betete angestrengt um göttliche Einmischung. Über den Tassenrand hinweg verfolgte sie das stumme Zwiegespräch der beiden und fühlte sich

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