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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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entgegnete Máire bedächtig und fixierte Suse mit ihren wissenden, grünen Augen. „Zumindest hat er kein einziges Mal gelogen, um sich selbst einen Vorteil dadurch zu verschaffen, das kannst du mir glauben. Ich kenne niemanden, der hilfsbereiter und uneigennütziger ist als er. Dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen.“
    „Vergiss nicht, mir vorher den nächsten Feuerlöscher zu zeigen. Jaja, der Märtyrer Matthias Clausing, diese Rolle aus seinem umfangreichen Repertoire liebt er ganz besonders. Er hielt es nicht einmal für nötig , mir mitzuteilen, dass ich mich in Rostock in seiner Wohnung eingemietet habe. In seinem Haus! Wahrscheinlich hat er Adrian sogar Prügel angedroht, wenn er es mir erzählt. Und genauso wenig hatte ich eine Ahnung von seinem Doktortitel oder von seinem Grafentitel und von diesem tollen Schloss schon gar nicht und von … Was weiß denn ich, welche Leichen er obendrein in seinem Keller gestapelt hat, von denen niemand auch nur einen blassen Schimmer hat?“
    „ Ich bin überzeugt, dass du alles über ihn weißt, was wirklich von Bedeutung ist. Das andere, Vermögen, Ahnentafel und Titel, sind Dinge, die ihm nicht wichtig sind. Im Gegenteil, sie bringen eine Unmenge an Arbeit und Verantwortung mit sich und schränken seine Unabhängigkeit in einer Weise ein, die ihm nicht gefällt.“
    „Nicht wichtig? Das? “ Suse umfasste in einem weiten Bogen, was sie umgab. „Ich bin mir vorgekommen wie klein Doofi, als er mich gestern vor vollendete Tatsachen gestellt hat. Und dabei hat er getan, als hätte er einfach nur vergessen zu erwähnen, wer er ist und was mich hier erwartet.“
    Mit einem dankbaren Lächeln nahm sie die Tasse, die Máire ihr unter die Nase hielt. Der Kaffee duftete verführerisch. Es war der vertraute Geruch, der sie nicht allein an eine viel zu kurze Zeit mit Adrian erinnerte. Den ersten dieser Kaffees, von Adrian gekocht, hatte sie zusammen mit Simone Schill, der Stewardess der wenig später gesunkenen „Fritz Stoltz“, genossen. Sissi war genau wie der kleine Decksmann Svend Berner im Atlantik ertrunken. Sie selber hatte das Mädchen, mit dem sie zu jener Zeit schwanger war, Adrians und ihre Tochter, verloren. Und jetzt war auch Adrian tot.
    Brennende Tränen füllten ihre Augen und sie atmete zittrig durch. Gütiger Gott, ihr Leben schien seit einem Jahr ausschließlich aus Erinnerungen zu bestehen! Das gefiel ihr nicht. Aber sie hatte auch keine Kraft, sich aus diesem Teufelskreis zu befreien.
    Máire verschwand im Nebenraum, um Suse Zeit zu verschaffen, ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. Fünfundvierzig Sekunden, um genau zu sein. Länger brauchte Suse nicht, um sich in die Gegenwart zurückzuziehen und auszublenden, was zu sehr schmerzte. Sie hatte lange an dieser Fähigkeit gefeilt.

7. Kapitel
     
    Susanne hüpfte vom Hocker und folgte Máire in die Vorratskammer. Wahre Bauklötze staunend ließ sie ihren Blick über meterlange Regale schweifen, die bis unter die hohe Decke reichten. Eine riesige Kühltruhe nahm die gesamte Stirnseite des Raumes ein. Mit dem Fuß klopfte Suse auf eine Eichentür im Boden und hob fragend eine Augenbraue.
    „Von da kommt man in den Weinkeller“, erklärte Máire.
    „Wow! Mit diesen Vorräten lässt sich bestimmt problemlos eine ganze Armee verköstigen. Oder habt ihr bereits für die nächste Hungersnot vorgesorgt?“
    „Damit spaßt man nicht, mein Kind.“
    „ Sorry .“
    „Als Sean Garraí der Stammwohnsitz der herrschaftlichen Familie war, fanden hier rauschende Bälle und Empfänge mit bis zu zweihundert Gästen statt. Entsprechend gigantisch waren natürlich die Mengen erlesenster Speisen, die an solchen Abenden aufgetafelt wurden. Aber das ist lange her. Selbst ich kann mich an kein solch großes Fest erinnern. Schade vor allem um den prächtigen Ballsaal, den wir lediglich zum Frühjahrsputz betreten.“
    „Die herrschaftliche Familie“, sinnierte Suse. „Dieses Clausing hört sich nicht unbedingt wie ein irischer Name an.“
    „Englisch ist er allerdings ebenso wenig, obwohl die Vorfahren seines Vaters irgendwann aus England herübergekommen sein sollen. Sogar Deutsche haben später mitgemischt, soviel ich weiß.“
    „Muss interessant sein, von einer dermaßen alten Familie abzustammen.“
    „Wie schon gesagt, Matty macht sich nicht viel daraus. Selbst seinen Vater habe ich nie von seinen Vorfahren reden hören. Es hatte nicht bloß den Anschein, als würden sie keinen Wert darauf legen, sondern

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