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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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und der Priesterkaste der Druiden. Die hohe Wertschätzung der Beredsamkeit ist charakteristisch für die keltische Mentalität.“
    „Ich bin zwar erst seit ein paar Tagen hier, allerdings lässt sich auch bei den heutigen Iren ein extremer Hang zur Redseligkeit nicht abstreiten.“
    „Wollen wir jetzt eigentlich auf der Straße Wurzeln schlagen?“, klagte Liam übertrieben wehleidig.
    „Diese beiden Prachtjungs waren nämlich gerade auf dem Weg zu O’Donoghue’s“, erklärte Ean, zwinkerte Suse zu und hob das Kinn in Richtung einer signalrot gestrichenen Hauswand, auf der ein seltsamer Vogel mit überdimensionalem, gebogenem Schnabel zwei Gläser balancierte. Darunter lockte der Werbetext mit dem Versprechen: „ Guinness is good for you “.
    „ Teach tábhairne auf Irisch, das Zentrum sozialen Lebens einer Rasse, die von der Muttermilch direkt zum Guinness übergeht. Willst du wissen, wer sich beim Autokauf hat übers Ohr hauen lassen, wer die nächste Präsidentschaftswahl gewinnt oder Urlaub macht, wie die Aktienkurse stehen und wer gerade von Rheuma geplagt wird, geh in einen Pub und du erhältst Antwort auf alle Fragen, die die Welt bewegen. Was hältst du von einer Kostprobe? Ich rufe mam an, dass sie eine Portion weniger kochen soll. Eine kleine Erfrischung nach diesem Marathon durch die Geschäfte haben wir uns redlich verdient, wie ich meine.“
    „Um diese Zeit?! Es ist noch nicht mal Mittag!“
    „Irgendwo auf dieser Welt schon.“ Ean warf einen Blick auf seine Uhr. „He, wenn ich nicht irre, sogar in Deutschland!“
    Ungeachtet ihres Protestes schob Ean sie an den Schultern vor sich her durch die Tür des Pubs. Im ersten Moment blinzelte Suse erschrocken und taumelte blind gegen den Türpfosten. Was so ein richtiger Trinker war, der musste sich in dieser Finsternis sauwohl fühlen, sorgte sie doch für eine Intimität, wie sie manch einem für Alkohol-Exzesse als vorteilhaft erscheinen musste.
    Sobald sich ihre Augen an das diffuse Licht gewöhnt hatten, wurde ihr Blick von einer Bar angezogen, die jedes Trinkerherz höher schlagen ließ. Mindestens hundert Flaschen reihten sich dicht an dicht. Die Wand hinter dem Tresen hatte ein künstlerisch begabter Schreiner in Nischen unterteilt, in denen nicht bloß die Flaschen Platz fanden, sondern ebenfalls kleine Fässer, die zu Pyramiden gestapelt waren. Mit Kreide hatte der Wirt auf dem Holzdeckel vermerkt, welche Sorte Whiskey der Zapfhahn des jeweiligen Fasses ausspuckte.
    Der mit gelben Kacheln verkleidete Tresen stellte zweifellos das Schmuckstück des Lokals dar. Der Wirt – mit weißem Hemd und Krawatte – hielt offensichtlich viel auf Sauberkeit. Sobald er ein gefülltes Glas über die Marmorplatte geschoben hatte, wischte er mit einem Lappen die Flecken weg, sodass sich das Licht der Kristallleuchter, die über die Länge der Theke verteilt hingen, auf der Oberfläche spiegelte. Irgendwo im Hintergrund dudelte leise Musik.
    Die Hocker mit ihren kunstvoll gedrechselten Beinen und hohe Barstühle als die begehrtesten Plätze an der Theke waren um diese frühe Stunde noch ausnahmslos unbesetzt. Trotzdem steuerten die Männer einen der Tische an.
    „War das dein Ernst, dass du uns so schnell wie möglich wieder verlassen willst?“
    „Wie kommst’ denn darauf?“
    „Oder habe ich das falsch verstanden, was du Mat vorhin an den Kopf geknallt hast?“
    „Ean … Nein. Ich meine, ja, natürlich werde ich euch über kurz oder lang verlassen. Das haben Besuche nun mal so an sich, dass sie irgendwann enden. Außerdem habe ich Familie, die auf mich in Deutschland wartet“, erinnerte sie ihn mit nachsichtigem Stirnrunzeln. „Und ich habe supernette Arbeitskollegen, die mich nach dem Erziehungsurlaub wieder bei sich haben wollen.“
    „Sind wir nicht viel netter?“, erkundigte sich Máirtín in einem Ton, den Suse nicht zu deuten wusste. Auf jeden Fall klang es nicht wie ein Scherz.
    „Ich muss zurück, um mir meine Brötchen zu verdienen.“
    „Irgendwann vielleicht, nur jetzt noch nicht.“
    „Nein, jetzt möchte ich nämlich was trinken.“
    „Ale, Stout oder Lager ? Was möchtest du?“
    „Wie wäre es mit Wasser, Tee oder Kaffee?“, ergänzte sie mit perfektem Pokerface.
    „Igitt!“
    „ Beidh gloine beorach agam, le do thoil . Welches empfehlt ihr dem blutigen Anfänger?“
    „Auf jeden Fall ein Stout , auf Irisch heißt das leann dubh . In Deutschland sagt ihr dunkles Bier dazu, nicht wahr?“
    „Oder Weiberbier, weil es

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