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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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allgemeine Aufregung herauszufinden, waren ihre Bemühungen vergebens. Ohne lange nachzudenken, wischte Ean mit dem Unterarm das Geschirr zur Seite, dann umfasste er Suses Taille und hob sie auf den Tisch, von wo aus sie das Geschehen überblicken konnte.
    „Das Königspaar! Macht Platz!“
    „Lang lebe Ihre Majestät!“
    „Sie kommen!“
    „Wurde ja auch Zeit, dass es losgeht!“
    Die Menge teilte sich wie von Geisterhand und gab den Weg frei für ein Dutzend in weiße Gewänder gehüllte Gestalten, die mit ernsten Mienen und Altarkerzen in den Händen an den tobenden Massen vorbeischritten.
    „Das sollen Druiden sein“, erklärte Ean und kringelte sich der maßen vor Lachen, dass ihm die brennende Zigarette aus dem Mund fiel, als er einen seiner Cousins erkannte, der eine Harfe aus Pappe wie ein Wickelkind im Arm trug.
    „Ean, die schleppen echte Kühe hierher!“
    „Na, d as hoffe ich doch ganz stark. Sie sind nämlich die Hauptpersonen dieses Abends. Zur Reinigung und zur Erlangung von Fruchtbarkeit wurden in alten Zeiten Rinder zwischen den Freudenfeuern hindurch getrieben.“
    „Ich glaube kaum, dass ihnen das gefällt.“
    „ Ach was, ist doch völlig harmlos. Dem Rí dagegen …“ Ean wackelte mit dem Kopf und verzog angewidert das Gesicht. „Das musst du dir mal vorstellen! Den Königen dieses Landes stand in grauen Vorzeiten das zweifelhafte Vergnügen zu …“
    W ieder schob er eine Pause ein, wobei er Suse genau im Auge behielt und voll Spannung ihre Reaktion erwartete.
    „ Die durften mit einer Stute kopulieren, um damit die Verbundenheit von Mensch und Natur zu besiegeln.“
    „Aber d ie armen Tiere sind völlig verstört.“
    „ Sie werden es überleben, keine Bange. So wie jedes Jahr übrigens. Und wie alle Stuten und unsere alten Könige sowieso.“
    Doch da hörte Suse schon längst nicht mehr hin. Gefesselt von dem G eschehen verfolgte sie die geheimnisvollen Handlungen der Frauen und Männer. Die Druiden bildeten einen Kreis, nachdem sie vier farbige Kerzen aufgestellt hatten, eine rote im Osten, eine weiße im Süden, eine graue im Westen und schließlich eine schwarze im Norden. Unterdessen trug Eans Cousin ein Räuchergefäß mit glühender Kohle zu einem langen Tisch, tropfte eine ölige Flüssigkeit darauf, die zischend verdampfte und einen angenehmen Duft verbreitete. Eine von der Last des Alters gebückte Frau mühte sich mit einem Kessel aus schwarzem Gusseisen ab, den sie auf die linke Seite des Tisches stellte.
    Suse hielt den Atem an, als einer der Druiden die Kapuze vom Kopf streifte und ein mächtiges Schwert mit blitzender Klinge quasi aus dem Ärmel seines Gewandes zog. Augenblicklich verstummten die Zuschauer. Die silbernen Locken fielen dem Alten bis weit über die Schultern, über der Stirn allerdings war sein Schädel von einem Ohr zum anderen kahl geschoren. Sein schmaler, goldener Stirnreif war mit einem Sonnensymbol verziert. Sogar der lange Bart sah ziemlich echt aus und betonte sein würdevolles Auftreten. Als er das Schwert auf den Boden richtete, schien es Suse, als würde eine silberblaue Flamme aus dessen Spitze schießen. Von der roten Kerze aus bewegte sich der Druide im Uhrzeigersinn und zog mit der Klinge eine magische Grenze zwischen sich und der Außenwelt.
    „Ich weihe diesen Kraftkreis den alten Göttern. Hier mögen sie sich offenbaren und ihr Kind segnen.“
    Immer nach Osten blickend schritt er zu einer Art Altar, der in der Mitte des Kreises stand und hob einen Holzstab, an dessen Ende sich ein Tannenzapfen befand, wobei er erneut einen Spruch murmelte. Dasselbe wiederholte sich, als er einen Dolch über einen silbernen Kelch hielt. Dann streute er etwas in den Becher und sprach mit kraftvoller Stimme: „Große Mutter, ich erweise dir meine Ehre.“
    Er tauchte seine Finger in den Kelch und verspritzte das Wasser entlang der imaginären Linie, die er mit seinem Schwert gezogen hatte . Darauf rief er den Großen Vater an, um seinen Segen für das Geschöpf des Feuers und der Luft zu erbitten, und entzündete die Kerzen, wobei er auch dieses Mal im Osten begann, die Hand zum Gruß erhoben und sprach: „Ich rufe euch an, ihr Luftkräfte, werdet Zeugen dieses Ritus’ und beschützt diesen Kreis.“
    Im südlichen Viertel begrüßte er mit dem Anzünden der weißen Kerze die Feuerkräfte, im westlichen die Wasserkräfte und im nördlichen endlich die Erdkräfte. Vor dem Altar hob er beide Arme und deklamierte: „Dieser Kreis ist nun

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