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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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den Kopf geknallt hatte. Er wäre der König hier und hätte Anspruch auf alles, was ihm gerade in den Sinn kam – sie eingeschlossen. Seine Königin.
    Seine Hure.
    „Sie übertreiben schamlos, Herr de Búrca.“
    „Schamlos? Mag sein, jedoch gekonnt. Was selbstredend kein Wunder ist, denn Euer Liebreiz und Eure Schönheit beflügeln zur Poesie.“
    Von dem Honig, den er ihr ums Maul schmierte, hätte sie ohne Probleme einen Imkerladen eröffnen können, dachte sie und spürte voller Verwirrung, wie ihre Ohren zu glühen begannen. Allmählich begann sie die Iren zu lieben.
    „Danke vielmals. Ich befürchte allerdings, in der vergangenen Nacht zu viele Komplimente erhalten zu haben, um sie samt und sonders für bare Münze zu nehmen.“
    Lurgadhan de Búrca sog an seiner Pfeife und blies den Rauch in Kringeln aus. Das Kraut trieb Susanne erneut die Tränen in die Augen, worauf das Männchen krächzendes Gelächter hören ließ. Schneller, als sie schauen konnte, sprang er auf die dem Wind abgewandte Seite.
    „Das verlangt niemand von Euch , doch solltet Ihr genauso wenig sämtliche Komplimente unbeachtet lassen. Es gibt Menschen, die Euch wohl gesonnen sind, indes Probleme haben, Euch ihre Gefühle in der rechten Weise zu vermitteln.“
    „Sie sprechen in Rätseln.“
    „Eines Tages werdet Ihr sie lösen.“
    Sie stöhnte unhörbar. Mit gespieltem Interesse beobachtete sie einen Schwarm Krähen, der sich im Geäst einer Eiche niedergelassen hatte und kreischte und randalierte, als wäre er allein auf der Welt. Was die sich wohl zu erzählen haben? Irgendwelche Vögel, die sie zwar schon einmal gesehen hatte, deren Namen sie allerdings nicht kannte, flitzten aufgeregt durch die Luft.
    „ Unsere Mauersegler, na gabhláin , sind zurück. Ein wahrhaft schönes Plätzchen habt Ihr Euch da ausgesucht. Níl beagán torann ann anois. Tá go leor bláthanna ann agus tá an ghrian ar an spéir .“
    Sie nickte und starrte unverwandt geradeaus. Nirgendwohin, wie sie glaubte, bis ihr der Cluricaun erklärte: „Es ist die Feentriade der Bäume.“
    Da wusste sie, dass er sie genau beobachtete.
    „Was ist was?“, tat sie ahnungslos und ließ ihre Augen kreisen.
    „Eiche, Ebe resche und Weißdorn hatten für die Kelten eine ganz besondere Bedeutung. Die Eiche ist das Sinnbild der Lebenskraft. Mögen alte Exemplare nach fünfhundert oder gar tausend Jahren innen hohl, faul oder teilweise abgestorben sein, die andere Seite grünt munter fort. Nicht einmal eine gefällte Eiche ist unterzukriegen. Ihr Holz überdauert Generationen und lebt weiter als Whiskeyfass oder Fischerboot, Schrank oder Eisenbahnschwelle. Wusstet Ihr, dass halb Europa von Eichenhainen bewachsen war, bis um das Jahr 723 der Apostel der Deutschen, Bonifatius, die heilige Donar-Eiche bei Geismar fällen ließ. Damit wollte er den Heiden demonstrieren, wie wenig ihr Gott wert war, weil der nicht einmal seinen Baum schützen konnte. So wurde die Eiche zum Baum des Teufels. Lediglich die Feen, die sich am Vorabend des ersten Mai unter ihr versammeln, halten ihr die Treue, schützen und verehren sie.
    Und a uch der Weißdorn ist für die Tuatha de Danaan heilig. Wer einen dieser Bäume verletzt oder gar fällt, hat mit furchtbarer Strafe zu rechnen. Wenn man einen Weißdorn ausreißt, kann dieser Ort nicht wieder normal werden. Nie wieder! Ebereschen dagegen sollen die bösen Geister von Haus und Hof fern halten. Es heißt, Feen würden dort leben, wo diese Bäume nebeneinander wachsen. Sie lieben alte Plätze und ganz besonders Steinkreise, wie es dieser einer ist. Natürlich ist er nicht von solch beeindruckender Größe wie der von Stonehenge, die magische Kraft indessen, die von ihm ausgeht, ist ganz ähnlich.“
    „Ja-ja. Klar .“
    „Könnt Ihr es nicht spüren? Die Weisheit der uralten Steine? Ihre Ruhe. Ihre Macht.“
    „Zu Hause hat man mich vor diesem heidnischen Kram und irischen Käuzen gewarnt“, murmelte sie. Im Stillen gestand sie sich allerdings ein, dass es hier in der Tat etwas geben musste, das ihr ein unerklärliches Gefühl von Sicherheit vermittelte.
    „Seht selb st die kreisförmigen Spuren dort im Gras. Sie entstehen an den Stellen, wo die Elfen und das Geistervolk auf den Wiesen tanzen. Und wer diese Kreise zerstört, zieht unweigerlich das Unglück auf sich.“
    Instinktiv wich Sus e zurück und schaute sich – wenngleich sie sich ziemlich blöde dabei vorkam – verstohlen um, ob sie auch ja nicht aus Versehen einen Stein des

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