Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
Kreises verschoben hatte. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich in der Gesellschaft des Männchens beklommen. Er hatte etwas an sich, das sie nicht benennen konnte. Ihr Riecher dagegen signalisierte, dass er bis in ihr Innerstes blicken konnte. Und das ging nun wirklich niemanden etwas an!
    Vor allem wollten ihr seine Worte nicht aus dem Kopf. Es gab Menschen, die Probleme hatten , ihre Empfindungen zu offenbaren. Gefühle für sie.
    Adrian war zweifellos ein solcher gewesen. Das jedoch konnte dieses Kerlchen nicht wissen. Wen also meinte er? Gefühlsausbrüche, ausufernde Emotionen – davon hatte es in der vergangenen Nacht wahrlich genug gegeben. Fraglich nur, ob er überhaupt eine Ahnung von Herzensangelegenheiten hatte. Er schien etwas vom Essen und Trinken und von allen möglichen anderen Lastern zu verstehen. In seiner albernen Aufmachung glich er mehr einem heruntergekommenen Landedelmann auf Sauftour als einem Seelenklempner.
    Trotzdem gaben ihr seine Worte zu denken.
    „Ihr redet zu viel mit Euch selbst. Und Ihr quält euch unaufhörlich mit Fragen. Wie aber wollt Ihr Antworten finden, wenn Ihr diese Fragen nicht dem Richtigen stellt?“
    „Ach, lassen Sie mich endlich in Ruhe!“
    „Gemach, gemach, junge Lady. Selbst wenn ich Euch jetzt verließe, würdet Ihr keine Ruhe finden. Denn nicht ich bin es, der Eure innere Ruhe stört.“
    „Was Sie nicht sagen, Herr Naseweis! Zumindest müsste ich mich nicht mehr mit Ihnen unterhalten. Und diese Aussicht finde ich wirklich sehr verlockend.“
    „Nun, einmal abgesehen davon, dass ich unseren Wortaustausch keineswegs als Unterhaltung bezeichnen würde, müsst Ihr nicht reden, wenn Ihr das nicht wollt.“ Er kicherte leise vor sich hin, während er Susanne eingehend betrachtete.
    „Ich kann Eure Gedanken hören“, fügte er dann kleinlaut an und legte seinen Kopf schief, als wollte er sich für diese Fähigkeit entschuldigen.
    „Oh!“
    Als sich die volle Bedeutung seiner Worte einen Weg in ihr Bewusstsein gebahnt hatte, sprang sie entrüstet in die Höhe und stieß ein entsetztes „Oooh!“ aus.
    Mit zornrotem Gesicht stiefelte sie vor dem Männchen auf und ab, die Hände in die Hüften gestützt. „Das kann nicht wahr sein! Ich glaube es einfach nicht! Ich habe gestern höchstens zwei oder drei Becher von diesem Wein getrunken. Ich war nicht betrunken! Schon gut!“ Sie riss abwehrend die Hände in die Höhe. „Ist ja gut, ich gebe zu, es waren mindestens sechs. Aber schließlich vertrage ich auch einen ganzen Stiefel.“
    „Was ist so ungewöhnlich am Gedankenlesen?“, erkundigte sich Lurgadhan de Búrca voll Verwunderung und tat, als wäre das eine sehr alberne Reaktion von Susanne.
    „Das ist … ich … Ach, hören Sie auf! Was für’n Quatsch aber auch! Ich glaube nicht an Geister!“
    „Wieso?“, fragte er noch einmal mit unschuldigem Augenaufschlag.
    „Ich rede mit einem Phantom! Mit einer Märchengestalt!“ Sie erstarrte, riss die Augen auf und nickte bedächtig, vorsichtig fast. „Ja. So muss es sein. Ganz bestimmt. Es handelt sich um eine Wahnvorstellung, eine Halluzination.“
    Vermutlich infolge einer sexuellen Dürreperiode.
    Sie hätte einen Arm als Wetteinsatz geboten, weil sie diese Tatsache nicht laut ausgesprochen hatte. Weil sie etwas Derartiges gar nicht aussprechen konnte! Dann allerdings bemerkte sie, wie sich die Mundwinkel des Wichtes belustigt in die Höhe schoben, und sie schoss herum. „He! Hehehe, ich finde das ganz und gar nicht witzig! Himmeldonnerwetter! Ich muss geisteskrank sein. Eine Form von Schizophrenie. Gestern hatte ich es zumindest noch nicht.“
    „Geisteskrank! Warum? Weil Ihr mit Lurgadhan de Búrca sprecht?“
    „Weil-es-Sie-nicht-gibt! Nicht geben kann! Schuld muss dieser nervige Wind über der Insel sein. Genau das ist es. Ich wollte es nicht glauben, als ich davon gelesen habe. Dabei gibt es eine ganz einfache Erklärung, eine streng wissenschaftliche Begründung für dieses Phänomen. Akustik war nie meine Stärke, aber irgendwie hängt es damit zusammen. Durch den Wind entsteht eine wie auch immer geartete Form von Schallwellen, die zu Sinnestäuschungen führt. Genau! Nirgends gibt es schließlich so viele Gespenster wie auf den Britischen Inseln. Sie sind nichts anderes als ein Produkt meiner Fantasie, von mir aus sogar eine äußerst eindrucksvolle Nachwirkung des Beltane -Weins. Eine seltene Erscheinung verdichteten Nebels“, schrie sie dem Cluricaun ins Gesicht und spürte das Lachen

Weitere Kostenlose Bücher