... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
der Sonne auf ihren Wangen.
H a, dann eben kein Nebel!
„ Nein, keineswegs. Ich bin, sozusagen, der Nationalkobold Irlands.“
Unverhohlener Stolz schwang in seiner Stimme mit und er warf sich in die Brust, die Daumen lässig in die Ärmellöcher seiner Weste gesteckt.
Suse winkte ab und spottete: „Und Sie sind mindestens tausend Jahre alt. Jaja, ich weiß.“
„Wie kommt Ihr denn darauf? Mich gibt es schon immer“, berichtigte er sie mit einem überlegenen Lächeln, das sie langsam verrückt machte.
„Und überhaupt: Was ist das für ein alberner Name? Lurch von der Burg. Einfach stussig.“
„Junge Dame, mein Name ist Lurgadhan de Búrca“, er klärte er in einem Ton, der seine unendliche Geduld mit ihr verriet.
„Wie oft soll ich noch wiederholen, dass mir das völlig schnuppe ist? Lurch oder Frosch. Cluricaun oder Leprechaun. Was macht das schon für einen Unterschied? Und selbst wenn Sie Rumpelstilzchen hießen, würde es mir mindestens zehn Meter irgendwo vorbeigehen.“
„Rumpelstilzchen“, wiederholte er nachdenklich, wobei sich seine Zunge beinahe verknotete wie die Bänder seines Hemdes. Er legte den Kopf schief und schien angestrengt zu überlegen. Bedächtig strich er sich über seinen struppigen Bart und wartete auf eine Eingebung. „Nein, den kenne ich nicht.“
„Das ist Ihr Problem. Ich für meinen Teil will nicht länger mit Ihnen reden.“ Mit einer endgültigen Geste verschränkte sie die Arme vor der Brust und baute sich drohend vor dem Knirps auf. „Vermutlich sind Sie nichts anderes als ein Schaumschläger. Ein Lügner und Betrüger.“
Beschwichtigend hob er seine Hände. „Nun gut, zugegeben, ich habe etwas übertrieben. Nicht gelogen!“, verteidigte er sich hastig. „Ich lebe noch nicht immer hier.“
Triumphierend schlug Suse die Faust in die flache Hand und bedachte ihn mit ihrem besten Hab-ich’s-doch-gewusst-Blick.
„Erst seit diesem dummen Friedensvertrag, in dem uns die Plätze unter der Erde zugewiesen wurden, während sich die Menschen in ihrer unendlichen Gier all das nahmen, was sich auf der Oberfläche befindet. Und das bloß, weil sie die Schlacht gewonnen hatten. Durch List und Tücke, wohlgemerkt! Unser Gedächtnis indes reicht weiter zurück, als Ihr Euch vorstellen könnt. Der Friede ist zerbrechlich.“
„Wenn Sie das sage n …“, seufzte Suse. „Mit Ihren kriegerischen Machenschaften will ich nichts zu schaffen haben. Neee, wirklich nicht.“
„Jedes kleine Kind kennt die wahre Geschichte unserer Altvorderen und dass es ratsam ist , uns nicht zu provozieren.“
„Das würde ich n iiie wagen! Also-ich-doch-nicht!“
Wie ich diese ewigen Belehrungen hasse! dachte sie bei sich und lächelte mit gefletschten Zähnen. Schon erstaunlich, was die lieben , irischen Kinderchen alles wissen und können, wovon ich nicht die geringste Ahnung habe. Pfff! Und wenn schon! Sie musste hier schließlich nicht leben. Mit diesen komischen Gestalten, die sich für tausendjährige Höhlenbewohner hielten und dabei wie domestizierte Gartenzwerge aussahen. Mit den superschlauen Iren. Dem hochnäsigen Grafen und seinem neugierigen Gefolge.
„Ich kann mir nicht erklären, womit ich Euren Unwillen erregt haben könnte, junge Lady.“
„Sie kommen einfach daher gestiefelt und drängen mir ein Gespräch auf, wenn ich in Ruhe nachdenken will. Sie lügen mir die Hucke voll, bis mir der Kopf schwirrt, und verpesten mit Ihrem widerlichen Kraut die frische Luft, die ich hier atmen wollte. Sie mischen sich ungefragt in meine Angelegenheiten. Und all das kann ich auf den Tod nicht ausstehen.“
„Der Tod Eures Mannes ist nicht allein Eure Angelegenheit.“
Sie zuckte zurück, als hätte er sie geohrfeigt. Sämtliches Blut wich ihr mit einem Schlag aus dem Gesicht, sodass sie das Gleichgewicht verlor und sich für einen Moment alles um sie herum im Kreis drehte.
Adrian! Er konnte nichts von Adrian wissen!
„D-das … das geht Sie nichts an!“, keuchte sie gequält und presste die Hände auf ihre Brust. Ihr Herz pochte nicht nur, es versuchte sich mit einem Vorschlaghammer durch das Brustbein zu arbeiten.
„Sein Tod hat selbst uns berührt, nicht allein euch Sterbliche. Wir alle lieben den Jungen.“
„ Sicher. Alle“, höhnte sie mit ätzender Stimme. „Seine Mörder wahrscheinlich ebenfalls? So sehr, dass sie ihn für immer bei sich behalten wollten.“
„Sie hatten es nicht auf ihn persönlich abgesehen.“
„Macht das irgendeinen
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